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Leitfaden Münzensammeln: Euromünzen sammeln, Teil 2, und Überflieger


Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!


Sammelgebiet: Zwei-Euro-Münzen

Im Jahr 2004 erschien von Griechenland die erste 2-Euro-Gedenkmünze auf die Olympischen Spiele Athen. Dies war die erste multinationale Gedenkmünze, die wie die normalen, mit üblicher nationaler Seite versehenen Umlaufstücke im ganzen Währungsgebiet gültig sind. Für deren Gestaltung und Ausgabe sind die einzelnen Länder zuständig. Ursprünglich sollte es nur eine 2-Euro-Gedenkmünze im Jahr pro Land geben, doch mit Verordnung vom 4. Juli 2012 ist diese Anzahl auf zwei Stück erhöht worden. Das erklärt das Ansteigen der Vielzahl von Münzen. Zusätzliche Gedenkmünzen sind außerdem möglich, wenn die Staaten der Euro-Zone eine gemeinsame Gedenkausgabe zu „Themen von höchster europäischer Bedeutung“ ausgeben.


Die 2-Euro-Gedenkmünzen erfreuten sich schnell großer Beliebtheit. Man konnte viele dieser Ausgaben zum Ausgabezeitpunkt für relativ wenig Geld bekommen. Im Münzhandel und auf Flohmärkten wie im Internet musste man oft nur 50 Cent oder 1 Euro mehr als „Nominal“ bezahlen. Verlor man die Lust am Sammeln, konnte man die Stücke einfach beim Einkaufen ausgeben und die Verluste hielten sich in Grenzen.

Die EZB kontrolliert aber nur die maximalen Prägezahlen, eine Mindestauflage hingegen gibt es nicht. Sehr schnell war klar, dass gerade die Kleinstaaten wie San Marino, der Vatikan und Monaco kräftig von dem Recht der Gedenkmünzenausgabe Gebrauch machen, denn der Gewinn ist hoch und die Materialkosten sind gering. So gab es 2007 eine Münze aus Monaco auf den 25. Todestag von Fürstin Gracia Patricia. Sie zeigt das Porträt der schönen Grace Patricia Kelly, wie die amerikanische Schauspielerin hieß, bevor sie Fürst Rainer III. im Jahre 1956 heiratete. Hier betrug die Auflage nur 20.000 Stück. Es war klar, dass dieses Stück teuer wird. Schnell wurden dafür 400 Euro und mehr gefordert, dann stieg der Prauf bis 1.400 Euro. Im Frühjahr 2017 notierte man im Katalogteil von MÜNZEN & SAMMELN noch immer 1.300 – 1.500 Euro für das Stück.


Mit solchen Preisen hatte eine ganze Gruppe von Sammlern mit bescheidenen Finanzmitteln wie Schüler oder Studenten kaum mehr eine Chance, „komplett“ zu werden, d. h. alle bisher erschienenen 2-Euro-Gedenkmünzen zu erwerben. Wenig Freude macht den Sammlern nun das winzige „Münzland“ Andorra mit seinen 2-Euro-Stücken. Da der Markt aber allgemein abgekühlt ist, sind diese Sachen schon meist unter 50 Euro zu kriegen, auch wenn die Münzen von 2016 noch keiner so recht gesehen hat im Mai 2017, zum Zeitpunkt der Endredaktion.


Einige Münzliebhaber haben für sich entschieden, nur Ausgaben von EU-Ländern zu kaufen. Damit würden sie auf Vatikan, Monaco, Andorra und San Marino verzichten, dennoch bleibt noch viel zu sammeln übrig, denn immer mehr Staaten machen von dem Ausgaberecht bei den 2-Euro-Stücken Gebrauch. Einige Stücke kann man allerdings noch immer billig bekommen und mit etwas Glück sogar im Verkehr finden. Wer viel in Europa herumkommt, wird sich auch die eine oder andere kleine Rarität nicht zu teuer besorgen können. So viel zum Thema „Euro“ und zurück zur „Wertanlage“.


Noch mehr zum Thema "2-Euro" finden Sie in "Die 2-Euro-Münzen" von Mario Kamphoff.


Traumpreise und Glück


„Ein Überflieger“ war der Zuschlag bei Los 694 bei der Auktion Nr. 180 der Firma Fritz-Rudolf Künker in Berlin auf der World Money Fair im Jahr 2011. Geschätzt wurde eine undatierte chinesische Silbermünze aus dem Jahr 1911 mit 10.000 Euro. Sie erzielte nach einem Bietgefecht dann sage und schreibe 460.000 Euro, also das 46fache des Schätzpreises.


Die Beschreibung im Katalog lautete: Hsuang Tung, 1908-1911 – 1 Dollar o. J. (1911), Tientsin. Probe in Silber; 26,89 g. Mit Signatur GIORGI auf der Rücksei- te ... Lin Gwo Ming 34. Von größter Seltenheit. Um dieses Stück zu kaufen waren viele Chinesen angereist, aber das Rennen machte ein Saalbieter. Der Versteigerer hatte schon auf das Besondere dieser Probe mit Signatur GIORGI hingewiesen. Selbst erfahrene Händler und Sammler, die sich allgemein recht gut bei Weltmünzen auskennen, hätten vielleicht 200 oder 300 Euro für das gut erhaltene Stück bezahlt und dann mit üblicher Handelsspanne verkauft. Mit 10.000 Euro hatte der Versteigerer schon einen „Riecher“, was die Seltenheit angeht. Wenn aber zwei oder mehr reiche Leute etwas wirklich haben wollen, dann können wahre Traumpreise erzielt werden. Sie werden „Überflieger“ im Fachjargon der Auktionskenner genannt.


Im Heft 5 / 2011 von MÜNZEN & SAMMELN wurde von einer islamischen Münze berichtet, die für 3,7 Millionen Pfund Sterling verkauft wurde. Dieser umaijadische Dinar aus dem Jahr 105 AH (=723AD) war mit 300–400.000 Pfund Sterling geschätzt worden. Bei dem Londoner Auktionshaus Morten & Eden trieben erst vier Käufer den Preis auf der Versteigerung immer höher, bis schließlich nur einer übrigblieb. Der Zuschlag erfolgte bei 3,7 Millionen Pfund Sterling (mehr als 4 Millionen Euro). Käufer sei ein britischer Händler im Auftrag eines europäischen Sammlers, wurde erklärt. Die Fachwelt glaubt eher, dass das saudische Königshaus dabei engagiert war. Ein solcher Betrag für eine Münze ist und bleibt für die meisten Menschen unvorstellbar.


Die „westlichen“ Sammler müssen sich allerdings daran gewöhnen, dass Superpreise nicht nur auf dem amerikanischen und europäischen Münzmarkt für ihre westlichen Münzen bezahlt werden. Noch hält den Rekord bei Preisen eine 20-Dollar-Münze („Double Eagle“) von 1933. Sie erzielte 2002 bei Sotheby’s stolze 7.590.020 US-Dollars. Belassen wir es bei diesem Ausflug in den „numismatischen Olymp“.

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