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Diktator von Italiens Gnaden: König Zogu I. von Albanien


König Zogu I. von Albanien, 1939 [Wikimedia, Smith]

Der Werdegang des Königs von Albanien gleicht einem Abenteuerroman. Achmed Zogolli, der Sohn eines Gouverneurs der türkischen Besatzer in Albanien, hatte in Konstantinopel das Gymnasium absolviert und in Monastir studiert. Während des Ersten Weltkriegs kämpfte er zeitweise als Oberst der österreich-ungarischen Besatzungstruppen. Mit der Gründung des albanischen Nationalstaates wuchs sein Einfluss. Vom Innenminister stieg der charismatische Zogolli, der sich nun Zogu nannte, zum Ministerpräsidenten auf. Die Herrschaft seines Clans stand allerdings noch auf schwachen Füßen: „Katholiken und Orthodoxe verzeihen ihm nicht, dass er Muslim ist, und die Schiiten finden ihn zu lasch, zu westlich, zu sehr mit der Einführung von Wehrpflicht und Steuern beschäftigt.“[1] Im Februar 1923 wurde Zogu bei einem Attentat verwundet. Im Frühjahr 1924 musste er infolge eines Aufstandes außer Landes fliehen. Doch der sagenhafte Abkömmling eines muslimischen Stammesfürsten bekam eine zweite Chance: „Auch Bischof Fan Noli, der ihm nachfolgte, ist außerstande, die Clans hinter sich zu sammeln. Er wird nach nur wenigen Monaten von den Anhängern Zogus gestürzt, der wieder entschlossen nach der Macht greift.“[2] Am 21. Januar 1925 ließ sich der machtbewusste Mann von einer handverlesenen „konstituierenden Versammlung“ zum Präsidenten der Republik wählen.


Albanien. 100 Franga Ari von 1926. 900er Gold [Sincona, Auktion 43/3105]


Im Ringen der Briten und der Italiener um die Vormachtstellung in dem unterentwickelten Land entschied sich Zogu für die Italiener. Am 11. März 1925 kam es zum Abschluss eines ersten Abkommens zwischen dem albanischen Finanzminister Mufid Libohova und Mario Alberti, der eine italienische Finanzgruppe vertrat. Unter der Schirmherrschaft der Italiener nahm am 2. September 1925 die neu gegründete Albanische Nationalbank ihre Tätigkeit auf. Ihre wichtigste Aufgabe bestand in der Versorgung der albanischen Bevölkerung mit einem neuen nationalen Zahlungsmittel. Nach dem Vorbild der lateinischen Münzunion wurde der Frang Ar (Goldfranken) zu fünf Lek und 100 Quindar geschaffen. Zwischen den Währungsmetallen der auf Gold und Silber gleichermaßen basierenden Währung gab es ein festes Wertverhältnis.

Für die Ausgabe von Banknoten war eine Dritteldeckung in Gold und goldgedeckten Devisen vorgeschrieben. Doch in dem rückständigen Land gab es Probleme, dieses Geld durchzusetzen: „Die Bevölkerung Albaniens war zunächst nicht sehr begeistert von der Idee, Papiergeld zu verwenden, da der größte Teil von ihnen andere Währungen als Tausch- und Handelsmittel benutzte. Die Bevölkerung wollte sich nicht so einfach von den Silbermünzen und anderen Währungen trennen. Es war schließlich alles, was sie hatten.“[3]


Albanien. 20 Franga Ari von 1927. Gold [H.D. Rauch, Auktion E-Live 32, Teil 1/5]


Die Einführung des nationalen Währungssystems zog sich somit über Jahre hin. Die hohe Nachfrage nach Silbermünzen in- und ausländischer Prägung führte dazu, dass diese Münzen mit einem Agio versehen wurden, also künstlich aufgewertet wurden: „Die Tatsache, dass ein Großteil der Bevölkerung ihr altes Geld nicht loslassen wollte, erwies sich als eine bemerkenswerte Panne, die die Entwicklung Albaniens bremste. Um dieses Problem zu lösen, brachte die Albanische Nationalbank eigene Goldmünzen auf den Markt in der Hoffnung, dass damit das Problem gelöst und der albanische Goldfranken endlich zur dominierenden Währung auf dem Markt sowie zur einzigen Handels- und Tauschwährung werden würde.“[4] Als das System endlich zu funktionieren schien, kam die Weltwirtschaftskrise. Der chronisch defizitäre Staatshaushalt benötigte immer neue Anleihen aus Italien. Die Rückzahlung der Gelder wurde regelmäßig erlassen oder gestundet. Der inzwischen zum König ausgerufene Präsident versuchte sich gegen die zunehmende Abhängigkeit von Italien zur Wehr zu setzen. Der goldene Frang Ar behinderte zudem den Export: „Die Stärke der Währung hatte zur Folge, dass der Export einbrach. Der beschränkte Geldumlauf führte zur Deflation. Als die Zentralbank die Geldmenge endlich ausweitete, war eine Abwertung der Frang-Banknoten die Folge. Die Geldinstitute wurden gestürmt, der Umtausch von Papiergeld in Gold zunächst eingeschränkt, dann ganz eingestellt.“[5]


Albanien. 20 Franga Ari von 1927. Gold.[H.D. Rauch, Auktion E-Live 32, Teil 1/4]


In der Krise wurde klar, dass dem König das Wohlergehen seiner Landsleute nicht übermäßig wichtig war: Statt die Not zu lindern, feierte er ein Fest nach dem anderen. Die Goldmünzen zum 25. Jahrestag der Unabhängigkeit vom Herbst 1937 künden davon ebenso wie jene anlässlich seiner Eheschließung vom April 1938. Die Festlichkeiten zum zehnten Thronjubiläum im August 1938, zu dem ebenfalls eine Serie von Goldmünzen erschien, sollten die letzten sein.

Am 25. März 1939 stellte der machtbewusste Italiener Benito Mussolini dem verschuldeten Land ein Ultimatum, in dem die vollständige Unterwerfung gefordert wurde. Zogu lehnte ab. Zwei Wochen später, am 7. April 1939, marschierten italienische Truppen ein. Nach einer Woche war Albanien besetzt. Der König und seine Familie flohen nach Griechenland: „Ahmet Zogu hatte vor seiner Abreise 550.000 Goldfranken aus der Zentralbank gestohlen. Britische Auslandsoffiziere erfuhren später, dass Zogu 50.000 Pfund in Gold sowie zwei Millionen Dollar auf einem Konto der Chase Manhattan Bank hatte. Was auch immer er besaß, es reichte aus, um ein langes Leben im Exil zu finanzieren. Zogu reiste mit seiner Frau und seinem Kind zunächst nach Frankreich und dann nach Großbritannien. Nach dem Krieg landete er in Ägypten als Gast von König Farouk. Es gab Gerüchte, dass Zogu ihm 20 Millionen Dollar für diese Zuflucht gezahlt hat.“[6]


Anmerkungen

  1. Pierre Miquel: Europas letzte Könige. Stuttgart 1994, S. 243.

  2. Ebd.

  3. Aldi Ruli: Service quality in the Albanian banking sector. Wien 2018, auf: modul.ac.at.

  4. Ebd.

  5. Dietmar Kreutzer: „Hochstapler, Besatzer & Diktatoren – Die Erben des Fürsten Skanderbeg“, in: MünzenRevue 4/2016, S. 152.

  6. Aldi Ruli: Service quality in the Albanian banking sector.

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