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Die Währungseinheit von Italien (1861)


Giuseppe Garibaldi (1807-1882). [Bildquelle: Wikimedia, GioSimo37].

Die entscheidende Szene ist ganz am Ende des Romans über Giuseppe Garibaldi enthalten: „Es war in der Frühe des sechsundzwanzigsten Oktober, als sich Victor Emanuel und Garibaldi bei Teano trafen. Der Himmel hing tief, und ein feiner Sprühregen ging hernieder. Garibaldi erschien in seiner üblichen Tracht, den weißen Poncho über dem roten Hemd. Um sich vor der Nässe zu schützen, hatte er einen Seidenschal um den Hals geschlungen. Er ritt langsam seinem König entgegen, der ihn, von seinem Generalstab umgeben, in aufrechter Haltung auf seinem Araberhengst erwartete.“ (Dorothea Renata Budniok, Aufstand in Sizilien, Berlin 1980, S. 379).


Italien (1843) mit drei Königreichen, einem Großherzogtum und dem Kirchstaat als wichtigsten Teilstaaten. [Bildquelle: Wikimedia, Furfur].

Garibaldi war im Jahr zuvor auf Sizilien gelandet und hatte danach mit seinem „Zug der Tausend“ Neapel erobert. Mit dem Sieg der Revolution über das „Königreich beider Sizilien“ war der Weg zur Vereinigung von Italien frei! Wie es um die zersplitterte italienische Nation vor der Einheit stand, ist einem Gespräch zwischen dem Fürsten Torlonia, Inhaber der größten italienischen Bank, und Fürst Alvarez zu entnehmen, seinem wichtigsten Kunden.


cudo, Kirchenstaat, Pius IX., Silber (900/1.000), 26,8 g, 1853. [Bildquelle: Künker, Auktion 319, Los 2650].

Letztgenannter besaß das Tabakmonopol des Königreichs beider Sizilien, das ihm vom König verpachtet worden war. Fürst Torlonia galt dagegen als Generalpächter des Kirchenstaates, also auch eines Tabakmonopols: „Wie Sie sehen, zahlen wir dem Heiligen Stuhl jährlich 112.917 Scudi, eine beträchtliche Summe, aber das Monopol bringt uns täglich tausend Scudi ein.“ (Ebenda, S. 217). Mit diesem und weiteren Geschäften hatte sich der Torloni die Grundlage geschaffen, riesige Anleihen an den Papst zu vergeben. Alvarez begriff, dass der Fürst an der Finanzmisere in Italien gut verdiente. Dennoch verwies Torloni darauf, dass die Kleinstaaterei bald in den Ruin führen werde. Die Nation müsse daher geeint werden: „Die wirtschaftliche Entwicklung Italiens erfordert notwendigerweise die nationale Einheit. Allein durch die Vereinheitlichung von Eisenbahn, Post, Telegrafie und Geldwesen wäre viel gewonnen, wobei allerdings im Kirchenstaat und im Süden erst einmal ein umfassendes Eisenbahnnetz aufgebaut werden müsste. Doch Revolutionen haben Reformen im Gefolge.“ (Ebenda, S. 219). Und so kam es auch.

Piastra, Neapel und Sizilien, Ferdinand II., Silber (833/1.000), 27,5 g, 1855. [Bildquelle: Halbedel Münzen & Medaillen].

Garibaldi war zunächst auf Neapel marschiert, die Hauptstadt des Königreichs beider Sizilien. Die Truppen des Königs Victor Emanuel II. von Sardinien-Piemont wendeten sich gegen den Kirchenstaat. Dieser suchte sich erfolglos mit einem kurzfristig aufgestellten Söldnerheer zur Wehr zu setzen. Eine Aufstellung berichtete über den Sold: „Der gemeine Soldat empfängt 13 ½ Bajocchi, sechs Bajocchi auf die Hand, der Rest wird mit der Menage und Wäsche verrechnet. Die Menage besteht aus kräftiger Suppe, einem halben Pfund Fleisch und einem Laib Weißbrot täglich. Im Kampf und während Belagerungen wird zusätzlich morgens und abends Kaffee und Wein gegeben.“ (Ebenda, S. 255f.). Daneben ist mit dünnem Bleistift vermerkt, dass ein Bajocco drei Silberkreuzern entspreche. Diese Münzen des Kirchenstaates waren jedoch nicht die einzigen. Es gab viel mehr!


Lira, Italien, Victor Emanuel II., Silber (835/1.000), 5 g, 1863. [Bildquelle: Heritage Auctions, NYINC Signature Sale 3038, Lot 35658].

Das Währungssystem fast jedes italienischen Kleinstaates unterschied sich von dem des benachbarten. Hatte im Kirchenstaat ein Scudo einen Gegenwert von 100 Bajocchi, entsprach eine Piastra im Königreich beider Sizilien dagegen 120 Grana. Im Großherzogtum Toskana gab es für einen Fiorino wiederum 100 Quattrini. Und in Sardinien-Piemont galt seit der französischen Besetzung durch Napoleon I. die Lira zu 100 Centisimi. Während der Handel des Südens auf Großbritannien ausgerichtet war, orientierte sich Sardinien-Piemont an Frankreich. Die Lombardei und Venetien standen unter österreichischem Einfluss. Nach der Gründung des Königreiches Italien von 1861 schlug die piemontesische Notenbank vor, eine Währung auf Goldbasis einzuführen. Der Rest des Landes plädierte jedoch aus Kostengründen fast einheitlich für eine Silberwährung. So wurde die bimetallische sardische Lira in ganz Italien eingeführt. Das Verhältnis zwischen Gold und Silber lag nun wie in Frankreich bei 1:15,5. Als Goldmünzen wurden Stücke zu 5, 10, 20, 50 und 100 Lire ausgegeben. Standardgoldmünze war das 20-Lire-Stück. Die silberne Nominalkette umfasste 20 und 50 Centisimi sowie 1, 2 und 5 Lire. In Kupfer gab es 1, 2, 5 und 10 Centisimi.



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