Es hätte ein Fest der Numismatik werden sollen: 50 Jahre NUMISMATA München. 1970 fand die erste NUMISMATA in München statt, 2020 sollte das Jubiläumsjahr werden. Aber der Coronavirus ließ alle Numismatikerträume platzen. Knapp 12 Stunden vor Öffnung der Messehalle wurde der Klassiker der Münzmessen ausgebremst.
Wie kam’s?
Viele Händler und Aussteller lagen nach dem Messeaufbau schon im Bett, um am nächsten Tag fit zu sein. Man konnte relativ sicher sein, dass trotz einiger Gerüchte die NUMISMATA München wie geplant stattfinden wird. Die mit der NUMISMATA verbundene Philatelia München war am 6. März planmäßig eröffnet worden, warum nicht die NUMISMATA am 7. März in der Nachbarhalle?
Aber kurz vor 23 Uhr kam per Telefon der zuerst ungläubig aufgenommene Rundruf: Die NUMISMATA München findet 2020 nicht statt. Grund: Behördliche Auflagen.
Geht’s genauer?
Es ging wohl blitzschnell durch alle Köpfe: Coronavirus. Aber genauso blitzschnell kam das Erstaunen: Wieso die benachbarte Briefmarkenmesse nicht?
So lief es jedoch nicht, auch die Philatelia wurde nach erfolgreichem Start am nächsten Tag zusammen mit der NUMISMATA geschlossen.
Das in Deutschland für die Krankheitsüberwachung und -prävention zuständige Robert-Koch-Institut verschärfte seine Warnungen zum Coronavirus und erklärte in der frühen Nacht Südtirol zum Risikogebiet. Das in München für die Umsetzung dieser Warnung zuständige Kreisverwaltungsreferat (KVR) wollte daraufhin die NUMISMATA nur noch unter besonderen Auflagen erlauben, die aber organisatorisch und technisch nicht erfüllbar waren (maximal 2 Tage alte Gesundheitszeugnisse für das Standpersonal, schriftliche Erklärungen aller Besucher über Aufenthalte in möglichen Risikogebieten usw.). Ansonsten drohten hohe Strafen. Das war das faktische Aus für die Messe.
So ging’s weiter
Frau Modes, die zusammen mit ihrem Vater die Messe-Organisation leitet und in der Nacht von dieser Entwicklung überrollt wurde, begann sofort mit der telefonischen Information der Aussteller. Je nach Erreichbarkeit konnte es aber sein, dass der eine oder andere erst zwei, drei Stunden vor der nun geplatzten Eröffnung davon erfuhr.
Aber für manche kam es noch dicker als für die Numismatiker. Die Bediensteten des Münchner Kreisverwaltungsreferats kamen am Samstagmorgen, um die Befolgung der Schließung zu kontrollieren. Sie fanden eine fast leere und besenreine Halle vor und zogen daraufhin weiter zur Vinessio, der Weinmesse München, die nahebei stattfinden sollte. Der dortige Veranstalter war mit den Vorbereitungen fertig, der Startschuss sollte um 12 Uhr sein. Er bekam aus heiterem Himmel um 9.16 Uhr das Veranstaltungsverbot.
Reaktionen
Der Schock beim NUMISMATA-Team war groß, um so mehr freuen sie sich darüber, dass sie von allen Seiten Trost und Zuspruch erfuhren. Frau Modes betont, dass nahezu ausnahmslos mit Besonnenheit und Souveränität auf die Nachricht reagiert wurde, die ja für alle einen großen Schaden darstellt. Sie zitiert einen Händler, der zu ihr sagte: „Jetzt wissen wir erst, wie wichtig die NUMISMATA für uns ist.“ Auch die Sammler standen vielfach in Gruppen vor der Halle und diskutierten. Hauptkritikpunkt war die späte Entscheidung zur Absage der Messe. Aber allen war klar, dass die Veranstalter nur das letzte Glied in einer Entscheidungskette sind und nur umsetzen müssen, was andernorts beschlossen wurde. Trotzig hörte man dann oft: „Wir kommen wieder zu unserer NUMISMATA.“
Wie geht’ weiter?
Die NUMISMATA München ist für 2020 gelaufen. Niemand weiß, wie lange die Epidemie dauern wird. Am 10. März hat die bayerische Staatsregierung die Aussetzung aller Messen, Ausstellungen etc. bis mindestens Anfang Mai beschlossen. Im 2. Halbjahr stehen die Messen schon fest – und können hoffentlich stattfinden. Das Modes-Team in München ist dabei zu prüfen, wie den von der Absage der NUMISMATA betroffenen Händlern geholfen werden kann. Aber der Schock ist noch frisch und die Ungewissheit ist groß.
Aber für alle gilt: Die NUMISMATA geht weiter!
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