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Dietmar Kreutzer

Die Agenturmünzen: Hintergründe am Beispiel koreanischer und albanischer Sonderausgaben


Agenturmünzen sind Anlage- oder Sammlermünzen, die einen Nennwert tragen, aber üblicherweise nicht als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Die Lizenz zur Prägung solcher Münzen vergeben einige exotische Staaten (z.B. Andorra, Somalia oder Cook Island) an private Unternehmen gegen Gebühren, die sich am Verkaufserlös orientieren. Viele „klassische“ Sammler meiden solche Münzserien, weil mit dem Geschäftsmodell vor einigen Jahrzehnten der Sammlermarkt regelrecht „geflutet“ wurde. Ein anderer Teil der Sammler schätzt die vielfältigen, im Namen jener Länder ausgegebenen Münzen aber wegen der ansprechenden Bildmotive oder einer vermeintlich guten Möglichkeit zur Geldanlage.

1 Dollar (Palau, 1994-2006, Kupfer-Nickel, 27 Gramm)

Bildquelle: Marine Life Coins

Im Sommer 1969 machte unter Numismatikern in Europa ein Gerücht die Runde: Die kommunistischen Machthaber in Nordkorea beabsichtigten Gold- und Silbermünzen auf den internationalen Sammlermarkt zu bringen! Der südkoreanische Diplomat Yang Yu-chan, der sich gerade auf einer Europareise befand, informierte seine Regierung. Südkoreas Präsident Park Chung-hee reagierte umgehend. Südkorea musste den Kommunisten im Norden zuvorkommen! Fünf Jahrtausende koreanischer Geschichte sollten auf sechs Gold- und ebenso vielen Silbermünzen abgebildet werden.

10.000 Won (Südkorea, 1970, 900er Gold, 39 Gramm)

Bildquelle: Coinsbook

Um die Gedenkserie professionell im Ausland herstellen zu können, wurde zunächst das Bankgesetz geändert. Dann überreichten Mitarbeiter der Regierung den Designern der südkoreanischen Münzprägestätte eine Reihe von Skizzen, aus denen zu ersehen war, welche Motive für die einzelnen Münzen verwendet werden sollten. Als die fertigen Entwürfe vorlagen, reisten der Direktor der Bank of Korea und der Chef der Notenbank nach Europa. Die Wahl fiel schließlich auf Italcambio, eine italienische Firma mit Sitz in Caracas, die bereits über umfangreiche Erfahrungen mit hochwertigen Sammlermünzen verfügte. Am 23. April 1970 wurde in Rom der Vertrag über die Herstellung und den Vertrieb der Münzen unterzeichnet: „Italcambio hat die Herstellung der Münzen größtenteils an die Prägestätte Gori & Zucchi in Arezzo (Italien) vergeben. Eine geringere Anzahl wurde bei der Staatlichen Münze in Karlsruhe geprägt und eine noch geringere Anzahl der Gold-Proofs von der Monnaie de Paris. Da Deutschland und Frankreich in die Liste der 23 Länder aufgenommen wurden, in denen Italcambio die Gedenkmünzen verkaufen wollte, war die Prägung der Münzen in Deutschland und Frankreich wahrscheinlich ein Weg, um Einfuhrbeschränkungen in diesen Ländern zu umgehen. In diesem Fall stellte die Prägestätte Gori & Zucchi den Münzprägeanstalten in Deutschland und Frankreich die Münzrohlinge und Arbeitsstempel zur Verfügung, mit denen die Münzen hergestellt wurden.“ (Mark Lovmo: The Five Millenia History of Korea Gold and Silver Commemorative Coins of Gold and Silver; auf: CoinWeek.com, 23. März 2015)

Die Gemeinde der Sammler in Europa und Amerika konnte die Münzen einzeln oder im Set erwerben. Zehn der 350 Sets gingen an Park Chung-hee, den südkoreanischen Präsidenten. Der Absatz ließ allerdings zu wünschen übrig: Insgesamt wurden 5.062 Gold- und 25.750 Silbermünzen verkauft. Gerechnet hatte man mit einem Gesamtabsatz von über 1,2 Millionen Exemplaren. Heute erzielen die Münzen aufgrund ihrer Seltenheit bei koreanischen Sammlern relativ hohe Preise.

700 Won (Nordkorea, 2002, 999er Gold, 31 Gramm)

Bildquelle: Coinshome

Als der bloße Handel mit den Erzeugnissen der Münzstätten nach der „Silberkrise“ des Jahres 1980 unrentabel wurde, initiierten einige Unternehmen andere Projekte. Die Liechtensteiner Firma Coin Invest verfiel dabei eher zufällig auf Albanien. Dr. Günter Gruber, der Gründer der Firma, und einer seiner Freunde hatten eine Idee: „Sie sind einfach hingeflogen. Albanien, das war damals alles andere als einfach. Die Swissair flog einmal wöchentlich. Das hieß, diese Woche hin, und nächste wieder zurück. Sie müssen sich das vorstellen. Die beiden schafften es in der Woche, in die Zentralbank zu kommen, die Verantwortlichen zu überzeugen, und als sie zurückflogen, besaßen sie die offizielle Erlaubnis, im Namen von Albanien eine Ausgabe für den Hafen von Durres herzustellen. Die gab es dann in Gold, Silber und Kupfernickel.“ (Ursula Kampmann: Coin Invest Trust – Ideenschmiede in Liechtenstein; in: MünzenRevue, Heft 7-8/2011, S. 56)

50 Lekë (Albanien, 1988, 925er Silber, 168 Gramm)

Bildquelle: Schimmer Münzhandel

Der Ausgabe war am Markt ein großer Erfolg beschieden. „Das hat uns mutiger gemacht. Wir dachten, jetzt muss etwas ganz Spezielles kommen. Das Ergebnis war eine echte Innovation: die Eisenbahnmünze. Ein alter Zug fährt in einen Tunnel herein, und auf der anderen Seite kommt ein moderner Zug aus dem Tunnel heraus. Der Witz dabei war, dass der Tunnel ein richtiges Loch in der Münze war. Das herzustellen, war damals ein technisches Problem. Man konnte das Loch nicht stanzen; es wurde manuell herausgefräst, bei jeder einzelnen Münze. Das Ergebnis war großartig. Die Münze wurde sehr erfolgreich verkauft.“ (Ebenda)

Der Erfolg führte zu Kontakten mit Ländern wie den Bahamas und Sao Tomé und Príncipe. Im Jahr 1996 folgte ein Vertrag mit der Mongolei. Immer mehr Länder wollten mit den Liechtensteinern zusammenarbeiten. Erste Farbmünzen erschienen. Im Jahr 2004 kam sogar eine 5-Dollar-Münze der Nördlichen Marianen zum 125. Geburtstag von Albert Einstein heraus. Beim Kippen der Bildseite auf der Hand streckt der Wissenschaftler seine Zunge heraus. Durchgesetzt haben sich vor allem die Farbmünzen. Aber auch solche mit Diamanten, Steinchen oder anderen Applikationen würden gern bestellt.


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