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Eine überaus qualitätvolle Bronze aus einer Sikelerstadt ...


... von der wir noch nicht einmal genau wissen, wo sie lag. Während die einen Herbessos – so hieß diese Sikelerstadt – zwischen Leontinoi und Syrakus verorten (so z. B. Leo Mildenberg), sagen andere (wie z. B. Oliver Hoover), das sich Herbessos wohl in der Nachbarschaft von Leontinoi befunden haben dürfte, ohne dies jedoch genauer zu spezifizieren. Was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass Herbessos im späten 5. Jh. v. Chr. (um 409–406 v. Chr.) Karthago gegen Syrakus unterstützte. Aus diesem Grund zog Dionysios I., der ab 405 v. Chr. Tyrann von Syrakus wurde, bald gegen die Stadt und belagerte sie, musste die Belagerung allerdings abbrechen, nachdem seine Machtposition in Syrakus gefährdet war. Als er sich die Macht in Syrakus dann gesichert hatte und anschließend gegen die Sikelerstädte Siziliens zog, ging er jedoch nicht mehr gegen Herbessos vor, da er mit dessen Einwohnern um 396 v. Chr. Frieden geschlossen haben soll. Laut Hoover verblieb Herbessos vermutlich die längste Zeit des 4. Jhs. v. Chr. im Einflussbereich von Syrakus. Der syrakusanische Tyrann Agathokles hatte 310 v. Chr. eine Garnison nach Herbessos gebracht, um die Stadt gegen die anrückenden Karthager halten zu können. Ein Jahr später warfen die Herbesser die Garnison jedoch mit Hilfe des akragantinischen Generals Xenodikos wieder aus der Stadt und unterstellten sich freiwillig der Vorherrschaft von Akragas.

In der Münzprägung tritt Herbessos allerdings erst ab 340 bzw. 339/38 v. Chr. mit einer extensiven Bronze-Emission in Erscheinung. Dabei stammen diese Bronzen zum Teil von künstlerisch und stilistisch überaus qualitätvollen Stempeln. Wie das Gros der Münzbilder veranschaulicht, verehrte man zum einen Sikelia (die weibliche Allegorie Siziliens) und pflegte zum anderen einen Flussgötterkult. So sehen wir auch auf der Vorderseite der hier vorgestellten Bronzemünze den nach rechts gewandten Kopf der Sikelia mit einem Myrtenkranz im Haar und auf der Rückseite den Kopf eines menschengesichtigen, bärtigen Stieres nach rechts. Die vor dem Gesicht der Sikelia von oben nach unten verlaufende Legende lautet: 𝛦𝛲𝛣𝛦𝛴𝛴𝛪𝛮𝛺𝛮 ([Münze] der Herbesser). Wer der Stempelschneider dieser Bronzemünze war, wissen wir leider nicht. Dass er allerdings ein wahrer Meister seines Faches war, das bezeugt die Münze auf den ersten Blick.

Herbessos (Sizilien). Bronze (um 335–325 v. Chr.). 18,67 g, Ø 28 mm

Quelle: Roma Numismatics Ltd, Auktion XVII (28. März 2019), Los 357


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