Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ setzen wir unsere Beschäftigung mit den wichtigsten Legierungen für die Münzprägung fort. Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.
10. Die wichtigsten Legierungen
Bereits im Kapitel 9 „Die wichtigsten Münzmetalle“ wurde darauf hingewiesen, dass für die Münzprägung aus technischen und ökonomischen Gründen meist nie reine Metalle verwendet wurden.
Mischungen aus verschiedenen Metallen bezeichnet man als Legierungen. Sie sind keine einheitlichen chemischen Grundstoffe oder Verbindungen, sondern Gemische. Doch nicht alle Metalle sind gleichermaßen miteinander legierbar. Ohne Probleme und in jedem Verhältnis sind Metalle mischbar, die einen annähernd gleichen Atomradius aufweisen.
Beim Zusammenschmelzen von verschiedenen Metallen erhält man Werkstoffe, die sich teilweise grundlegend von den Ausgangsmetallen unterscheiden. Denken wir hier nur an das reine „Weicheisen“, das biegsam und weich ist und schnell rostet, das aber unter Hinzufügen von Kohlenstoff zu Stahl wird, der sehr hart und korrosionsbeständig ist, wenn noch andere Metalle, auch in kleinsten Mengen hinzulegiert werden. Jedermann kennt „nichtrostenden“ Stahl. Man kann Eisenlegierungen, wie wir erfahren haben, auch unmagnetisch machen. Metallurgen erforschen und erproben immer neue Legierungen, die auch in der Münztechnik Verwendung finden.
10.1 Goldlegierungen
Im Altertum bereits wurde das auch natürlich vorkommende Gemisch von Gold und Silber, das man Elektron nannte, künstlich hergestellt und zu Münzen verarbeitet. Gold wurde zudem gezielt mit anderen Metallen legiert, um verschiedene Eigenschaften zu optimieren, besonders was die Härte angeht. Nur moderne Goldstücke, die zu Sammlerzwecken geprägt werden, bestehen aus Feingold mit Feinheiten von 99,9 oder 99,99% Gold.
Deutsches Reich, Großherzogtum Baden, Friedrich I. (1856–1907), 20 Mark 1894, J. 189.
Die deutschen Reichsgoldmünzen wurden aus 900 Teilen Gold und 100 Teilen Kupfer hergestellt.
Foto: Dr. Busso Peus Nachf., Auktion 371 (April 2002), Nr. 3147
Die deutschen Reichsgoldmünzen (1871–1915) sollten aus 900 Teilen Gold und 100 Teilen Kupfer hergestellt werden. Bei modernen englischen Pfundstücken beträgt der Goldgehalt 0.917, bei älteren Münzen wie z.B. Dukaten kann er auch 0.986 betragen. In älterer Literatur wird der Goldgehalt auch in Karat angegeben: 24 Karat = Feingold, 20 Karat = 0,833, 18 Karat = 0,750, 14 Karat = 0,585, 8 Karat = 0,333. Besonders in der Schmuckbranche sind diese Karat-Angaben beliebt. Sogenanntes „Dukatengold“ ist eine Legierung mit einem Feingehalt von 0,986 (oder 23½-karätig).
Die Farbe der Münzen kann durch die Legierungsbestandteile sehr unterschiedlich ausfallen, durch Zugabe von Kupfer wird ein rötlicher Ton erreicht. Selbst eine 0,333-er Legierung, die also nur 1⁄3 Gold und den Rest andere Metalle enthält, sieht goldfarben aus und ist sehr widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse. Geringe Mengen von Palladium hingegen färben die Legierung silberfarben. Bei der Reinigung von Münzen spielt der Goldgehalt keine entscheidende Rolle. Gold wird gern auch als Überzug für andere Metalle verwendet. Die Vergoldung von Kupfermünzen und Medaillen kann in guter wie in betrügerischer Absicht erfolgen.
10.2 Silberlegierungen
Silberlegierungen enthalten mehr oder minder viel Silber und dazu oftmals Kupfer oder auch andere Metalle. Bei der Prägung der deutschen Reichsmünzen 1871–1915 wurde eine sehr gute Legierung aus 900 Teilen Silber und 100 Teilen Kupfer verwendet, die sich lange bewährt hat. Diese Münzen mussten bekanntlich belastbar sein, denn sie waren „richtiges Geld“ und gingen als Umlaufstücke Jahrzehnte lang von Hand zu Hand.
Weimarer Republik, 1 Mark 1924 E, J. 311.
Die deutschen Markstücke 1924–1927 wurden aus 500 Ag/500 Cu gefertigt.
Foto: Künker, Auktion 315 (Oktober 2018), Nr. 8760
In den Jahren 1924–1927 wurden die deutschen Markstücke aus 500 Ag/500 Cu gefertigt, ebenso wie die Gedenkmünzen der Weimarer Republik zu 3 und 5 RM. Die 2-RM-Münzen von 1933 bis 1939 bestanden aus 625 Teilen Silber und 375 Teilen Kupfer, die 5-RM-Stücke „Hindenburg“ und „Garnisonkirche“ hingegen aus 0,900er Silber mit 100 Teilen Kupfer.
Heute werden einige sogenannte „Anlagemünzen“ aus fast reinem, sogenanntem Feinsilber 0,999 hergestellt, und zwar mit Nettogewicht von 31,1 g oder einem Vielfachen dieser Metallmenge. In den USA nennen sie sich „Walking Liberty“, in Kanada „Maple Leaf“, aber auch Australien gibt solche als „Känguruhs“ aus, Chinas Anlagestücke sind mit einem Panda versehen.
Legierungen von 0,625 oder 0,750 sind beliebt. Sehr häufig wird auch sogenanntes Sterlingsilber 0,925 eingesetzt, besonders bei englischen Münzen.
Bei den ersten Silber-Gedenkmünzen der DDR, 10 Mark und 20 Mark der Jahre 1966–1967, hatte man einen gravierenden Fehler begangen und dem guten Silber (800 Ag) statt Kupfer das billigere Zink beigemischt. Das Ergebnis war, dass viele Stücke sehr schnell unansehnlich grau bis schwarz wurden. Später senkte man den Silbergehalt und ersetzte das Zink durch Kupfer – und viele der Münzen haben mit dieser soliden und erprobten Legierung bei sachkundiger Aufbewahrung bis heute ihren Stempelglanz nicht verloren.
Sie sehen: nicht alles ist Silber, was silbern glänzt. Und man bezeichnet als Silbermünzen – zweifellos nicht ganz richtig – selbst solche Stücke, deren Edelmetallgehalt, unter 50% liegt.
Die Reihe wird fortgesetzt mit „10.3 Kupferlegierungen“