Sonderausstellung des LVR-RömerMuseums im Archäologischen Park Xanten bis 25. November 2018
Smartphones aus Fernost und aromatische Früchte aus Übersee – Handel verbindet die moderne Welt. Doch die Idee eines globalen Handels ist nicht neu. Schon vor zweitausend Jahren sorgte der Einzug römischer Lebensart selbst in den entferntesten Provinzen des Imperiums für eine große Nachfrage nach Importen aus allen Teilen der bekannten Welt.
Die neue Sonderausstellung des LVR-RömerMuseums im Archäologischen Park Xanten zeigt, wie sich auch am Niederrhein aus einfachen Tauschgeschäften ein florierender Handel entwickelte. Die römische Metropole Colonia Ulpia Traiana im heutigen Xanten unterhielt nicht nur mit ihren Nachbarn in der Provinz und mit den Germanen rechts des Rheins rege Kontakte, auch aus dem gesamten Mittelmeerraum und aus Gallien strömten große Warenmengen an den Niederrhein. Die Händler konnten dabei trotz hoher Transportkosten und Zölle beträchtliche Gewinne erzielen. Begehrt und teuer waren exklusive Produkte wie Seide, Kaschmirwolle, Weihrauch, erlesener Marmor oder Bernstein. Exotische Gewürze wie Pfeffer oder Koriander fanden ihren Weg in die heimische Küche, selbst Reis führte man ein. Auch Alltägliches gelangte von weit her an den Niederrhein, darunter riesige Mengen Olivenöl und Fischsauce.
Weil der Transport auf den holprigen Straßen langsam und mühsam verlief, bevorzugte man für schwere Lasten den Wasserweg. Über das Aussehen der Fuhrwerke und Schiffe informieren eindrucksvolle Nachbauten in einem zur Ausstellung gehörenden Pavillon und in der Werft des Archäologischen Parks. Andere Exponate zeigen, dass Handel und Transport auf allen Wegen mit zahlreichen Risiken verbunden waren. Stürme auf See oder Wegelagerer an den Straßen, aber auch eine gebrochene Radachse gefährdeten den Erfolg des Geschäfts. Kaufleute, Kapitäne und Schiffseigner baten daher die Götter um eine sichere Reise. Reisende nach Britannien errichteten Weihesteine für die Göttin Nehalennia, die in Heiligtümern an der Nordseeküste verehrt wurde. Fuhrleute wandten sich an Epona, die Beschützerin von Pferden, Maultieren und Eseln, und Merkur, der Gott der Händler und Diebe, war in Niedergermanien sogar beliebter als in Rom.
Die teuren Weihesteine zeugen ebenso vom Wohlstand und Selbstbewusstsein der Kaufleute wie ihre aufwendigen Grabmonumente, die uns häufig aufschlussreiche Bildszenen aus ihrem Gewerbe präsentieren. So findet sich auf der Grabstele des frumentarius Basilides aus dem österreichischen Carnuntum ein Schiff, weil der Versorgungsoffizier dank der Flotte den steten Fluss an Waren und Nachrichten sichern konnte. Andere Exponate aus insgesamt 18 europäischen Museen zeigen etwa einen antiken Schiffsbug in Miniaturformat von der Mosel, den Rheingott Rhenus, aber auch Modelle und Gussreste aus dem germanisch-westfälischen Bleibergbau für den römischen Markt oder ein Schminkkästchen mit kostbarem Weihrauch, der den Weg vom Orient nach Xanten gefunden hatte.
Fotos: Olaf Ostermann
Die Besucher können an einer Medienstation auch selbst in die Rolle eines römischen Händlers schlüpfen und sich daran versuchen, ihr Budget in einem Handelsnetz von Gütern und Rohstoffen zu vermehren. Offene Führungen und Walking Acts in der Ausstellung, Vorträge und Aktionen zum Mitmachen runden das Angebot ab. Außerdem ist zur Ausstellung druckfrisch ein reich bebilderter Begleitband erschienen (688 Seiten, 29,90 Euro). Darin beleuchten renommierte Wirtschaftshistoriker und Archäologen die ökonomischen Grundlagen des Handels am Niederrhein und erklären, wie Münzen zu Geld wurden. Der Band stellt die Bevölkerung und die Legionen als Konsumenten und Produzenten vor, erläutert Schicksale antiker Kaufleute und entführt die Leser an lebhafte Marktplätze und überfüllte Häfen.
Vorträge zur Ausstellung (jeweils montags 18 Uhr)
17.9., Dr. Tünde Kaszab-Olschewski (Xanten): Ohne Kühlschrank oder Weckgläser – Haushalten in der Römerzeit
8.10., Dr. Florian Schimmer (Mainz): Grenzenloser Konsum – Amphoren und der Warentransport in der römischen Welt
15.10., Dr. Valeria Selke (Xanten): Der Hafen der Colonia Ulpia Traiana, Xanten
19.10., Dr. Lothar Schwinden (Trier): Spatzen und Raben, Pfeffer und Zimt – Schriftdenkmäler zum römerzeitlichen Handel aus der Nähe und dem fernen Orient
Ausstellungsinfos
Öffnungszeiten:
Museum und Park sind täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, im November von 9 bis 17 Uhr.
Eintritt (Park & Museum):
Erwachsene: 9,00 €
Erwachsene Gruppe: 8,50 €
Kinder & Jugendliche: frei
Ermäßigt: 6,00 €
Adresse
LVR-Archäologischer Park Xanten
Am Amphitheater
46509 Xanten
Tel. 02801 988-9213