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Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege


Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ wenden wir uns nun den unedlen Metallen zu, also den Metallen, die z.B. bereits mit dem Sauerstoff aus der Luft reagieren. Das Ergebnis kann erwünscht sein (wenn etwa Zink eine korrosionsbeständige Oxidschicht bildet) oder sehr ärgerlich, wenn Eisenmünzen Rost ansetzen und am Ende durchrosten. Aber auch Lagerung in der Erde oder Lagerung zusammen mit Gegenständen aus anderen Stoffen kann bei Münzen und Medaillen aus unedlen Metallen zu vielfachen und meist unerwünschten Reaktionen führen, die die Frage aufwerfen: Reinigen – ja oder nein? Wenn ja – wie?

Die Fragen sind nur fallweise zu beantworten und das Vorgehen ist vom Grundmetall der Münze oder Medaille abhängig. Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.

Teil 3.6: Kupfer und Legierungen

Teil 3.6.1 Münzen aus 90–95% Kupfer

Hier gibt es ein großes Spektrum, denn Münzen werden höchst selten aus reinem Kupfer geprägt. Vielmehr haben wir es mit einer Fülle von Legierungen zu tun. Die Legierungen sind meist nicht sofort bei einer Münze zu erkennen. So wie beim Silber und anderen Metallen gilt es, zunächst die „gelben“ und die „weißen“ Münzen zu trennen und keinesfalls zusammen in Bädern zu behandeln. Bevor weitere Erklärungen gegeben werden, vorab folgendes:

Der Handel bietet auch für Kupfer und Kupferlegierungen entsprechend fertige Tauch- oder Reinigungsbäder an. Doch lassen Sie sich nicht dazu verleiten, besonders bei reinem Kupfer oder sehr kupferhaltigen Münzen, sofort mit diesem Bad zu beginnen.

Der Einfachheit halber einigen wir uns darauf, dass wir unter Kupfermünzen nicht nur reine Kupferstücke, sondern auch die mit ca. 90 – 95% Kupfer (Rest andere Metalle) verstehen. Die Metallzusammensetzung sollte man ergründen, z.B. durch Nachschlagen im Katalog.

Doch bevor wir bei Kupfer ans Werk gehen, sollten wir die gleichen Grundsätze wie beim Silber beachten. Kupfer und Kupferlegierungen mit einem sehr hohen Kupferanteil überziehen sich schnell mit einem braunen Belag, den man nicht unbedingt zerstören sollte. Schön schokoladenbraun angelaufene englische Pennies des 18. und 19. Jahrhunderts oder deutsche Pfennige mit „altem Adler“, russische Kopeken aus Kupfer, die nur etwas verschmutzt sind, sollte man auf keinen Fall durch Chemikalien künstlich aufhellen!

Als Experimentiermaterial stehen beim Kupfer viele billige Stücke in Form von Pfennigen des 20. Jahrhunderts zur Verfügung. Die bundesdeutschen 2-Pfennig-Münzen von 1950 bis 1968 bestehen zu 95% aus Kupfer und können schon mal für Experimente eingesetzt werden. Wie bereits erwähnt, sollte man auch fast wertlose Münzen nicht wegwerfen, sondern für solche Versuche aufbewahren.

Es sei nochmals erklärt, dass man bei Münzreinigungen nach Erlernen der Grundregeln durchaus experimentieren kann und soll. Schließlich heißt es nicht umsonst „Aus Fehlern wird man klug“. Nur muss man die Fehler nicht mit einer seltenen Reichsmünze machen, wenn ähnliche billige und schlecht erhaltene Stücke zu Übungszwecken zur Verfügung stehen.

Kupfersalze haben meist eine bläuliche Färbung. Schon nach wenigen Stunden bilden sich schleierförmige Ablagerungen, die auch blaugrün aussehen können.

Die Münzen werden nun entnommen, eventuell vorsichtig mit Natron abgerieben, aber ohne starken Druck. Vielleicht hat das Seifenbad schon genutzt und anhaftenden Schmutz entfernt. Eine weiche Bürste darf benutzt werden.

Mit dieser einfachen Methode ist das Repertoire der Reinigung von Kupfermünzen, ohne die mehr oder minder dunkle Patina zu zerstören, schon erschöpft.

Weitere Verfahren bedingen chemische Methoden, die zu einer Auflösung der Schutzschicht führen. Im Extremfall werden die Münzen ganz hell, so wie „frisch geprägt“, was natürlich bei alten Stücken unschön aussieht, aber nicht zu vermeiden ist.

Alle Mineralsäuren lösen die genannten Schichten auf, und zwar teilweise sehr schnell. Auch das Kupfer-Tauchbad enthält solche Säuren. Es ist daher keinesfalls, wie schon eingangs beschrieben, zuerst anzuwenden. Und vor dem Eintauchen von Kupferstücken in Silberbad wird dringlich abgeraten, weil es passieren kann, dass die Kupfermünze schlagartig versilbert wird.

Bevor wir das fertige handelsübliche Kupfer-Tauchbad einsetzen, versuchen wir es mit der Ammoniakbehandlung.

Erst wenn diese Methode auch keinen Erfolg bringt, beginnen wir mit der „sauren Methode“ und setzen Säuren ein, in reiner Form oder durch das käufliche Tauchbad. In jedem Falle werden die Stücke dann unnatürlich aufgehellt. Ein Trost bleibt: gewöhnlich dunkelt Kupfer schon innerhalb von wenigen Wochen wieder ein, und nach einem Jahr hat sich wieder eine dichte, aber manchmal nicht ganz gleichmäßig aussehende braune Oxidschicht gebildet.

Unerfahrene Sammler sind meist verblüfft, wie schnell man durch Säuren die Oxidschicht bis auf das blanke Kupfer entfernen kann, und glauben, dass dieser Metallglanz dem ursprünglichen Stempelglanz ähnelt.

Doch wir wissen, dass man den Erhaltungsgrad einer recht ordentlichen Münze durch künstliches Aufhellen eher verschlechtern denn verbessern kann. Betrachtet man eine wirklich frisch geprägte Kupfermünze im Vergleich zu einem mit Säure behandelten Stück, so wird der Unterschied schnell deutlich. Die meisten mit Säure behandelten Stücke werden außerdem rau, was schon mit einer Lupe gut zu erkennen ist.

Hat man kein fertiges Tauchbad zur Hand, so gehen auch andere Mineralsäuren, z.B. Salzsäure 15–25%. Kupfer weist häufig grüne Stellen auf, dies kann sogenannter „Grünspan“ sein, basisches Kupferacetat, manchmal auch in Verbindung mit Karbonaten. Wie dem auch sei, grüne Flecken müssen unbedingt von Münzen entfernt werden. Grünspan, der nicht entfernt wird, hat die Eigenschaft, die Münzen weiter „anzufressen“. Und hier ist immer Handlungszwang vorhanden.

Gut hilft folgende Methode:

Die zu behandelnde Münze wird nach der Grundreinigung in dünne Essigsäure (10%) gelegt. Die Behandlung ist laufend zu kontrollieren und dann beendet, wenn der Grünspanfleck beseitigt ist. Danach wird wieder neutralisiert und mit Natronpulver gereinigt und sehr gründlich gewässert und getrocknet.

Das gründliche Spülen ist besonders wichtig, weil Reste von Essigsäure auf Kupfer Grünspanbildung verursachen. Auch das Abreiben mit Natron (Neutralisation) darf keinesfalls vergessen werden.

In Teil 3.6.2 folgen „Kupferlegierungen“

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