Die 27. Auktion der AMS (Auktionen Münzhandlung Sonntag) findet am 27. und 28. November 2017 in Stuttgart statt. Wie gewohnt wird die Auktion in der Zentrale der Südwestbank AG durchgeführt – der größten Privatbank in Baden-Württemberg.
Interessenten können den aufwändig gestalteten Auktionskatalog gerne kostenlos anfordern, oder die Auktion online ansehen und nach Ihrer Registrierung auch online in Echtzeit mitbieten. Auch das telefonische Bieten ist ab einem Schätzwert von 500 € möglich.
Wie üblich beginnt die Auktion mit Münzen der Kelten, Griechen, Römer und Byzantiner. Hervorzuheben sind besonders ein Aureus des Julius Caesar in überdurchschnittlicher Erhaltung und der äußerst seltene Solidus des Crispus. (Abb. 39 und 103) Der Antike schließen sich Münzen und Medaillen des Auslands an. Dabei sind Serien von Frankreich, Großbritannien und Rumänien enthalten, ebenso wie seltene Einzelstücke, wie der doppelte Speciestaler 1669 von Dänemark. Bei den Münzen und Medaillen des Römisch Deutschen Reiches fällt ein prachtvolles, feuervergoldetes Bronzeguss-medaillon ins Auge, das schon allein durch seine Größe von 219 mm und sein Gewicht von 4,6 kg wahrlich imposant ist. (Abb. 460) Es erzählt aber auch eine einzigartige Geschichte: als im April 1716 dem Kaiserpaar Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg und Karl VI. endlich ein männlicher Thronfolger geboren wurde, jubelte nicht nur der Wiener Hof, sondern alle den Habsburgern wohl gesonnenen Stände des Reiches. Die vorderösterreichischen Stände und der Markgraf von Baden ließen zu diesem Anlass ein alles bisher bekanntes übertreffendes, prachtvolles Medaillon aus purem Gold fertigen. Als aber das Medaillon endlich fertiggestellt und mit hohem Geleit (z.B. durch den Erzabt des Klosters Beuron) in Wien ankam, war das Knäblein, das auf den Namen seines Großvaters Leopold getauft worden war, leider verstorben. Das Kaiserpaar konnte sich über dieses Huldigungsgeschenk nicht freuen und die Kaiserin verfügte, dass das goldene Medaillon eingeschmolzen und das Geld dem Wiener Waisenhaus zukommen solle. Bevor dies geschah, wurden glücklicherweise 11 Bronzegüsse hergestellt, die teilweise vergoldet ihren Platz im Kaiserlichen Münzkabinett und in den Kunst-sammlungen befreundeter Fürsten (z.B. Sachsen-Gotha) fanden. Unser Stück stammt aus den Kunst-sammlungen der Markgrafen von Baden und wurde in Baden-Baden 1995 von Sotheby’s versteigert.
Ganz außergewöhnlich ist auch der Münzfund von Aufhofen im Landkreis Biberach, der 1962 gefunden wurde. Er besteht aus 274 spätmittelalterlichen Grossi und Pegione aus Mailand sowie Prager Groschen des böhmischen Königs Wenzel III. 73 Prager Groschen wurden mit Gegenstempeln von deutschen Ständen und Städten versehen und damit zu umlauffähigen Münzen erklärt. Der Fund wurde dem Landesdenkmalamt zur wissenschaftlichen Bearbeitung übergeben und Hans Krusy hat ihn in den Hamburger Beiträgen zur Numismatik 1964/65 publiziert. Nun gelang er zusammen mit dem tönernen Fundgefäß rechtmäßig zur Versteigerung. (Abb. 515 a+b)
Die altdeutschen Münzen und Medaillen von Altdorf bis Würzburg sind der eigentlicher Schwerpunkt der AMS, Stuttgart. Sie finden hierbei herrliche Taler des 16.-19. Jahrhunderts sowie Goldgulden und Dukaten verschiedener Territorien des Reiches. Eine besondere Liebe gilt aber auch den Medaillen von der Renaissance bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch die Münzen des Mittelalters sind ein Kennzeichen der AMS, Stuttgart. Den Auftakt der altdeutschen Münzen und Medaillen bilden Medaillen der Universität Altdorf bei Nürnberg. Diesen folgen Augsburg, Baden und Bayern. (Abb. 629)
Eine prachtvolle Barockmedaille von Brandenburg-Ansbach wird unter Nr. 681 angeboten. Besondere Erwähnung bedarf die Sammlung Nürnberger Münzen und Medaillen, die aus über 380 Los-Nummern besteht. Auch das Titelstück des Auktionskataloges ist Nürnberg gewidmet: 5 Dukaten 1698 auf den Frieden von Rijswick in exzellenter Erhaltung. (Abb. 918) Nach den Münzen werden Marken und Zeichen versteigert, die einen Einblick in die Stadtgeschichte Nürnbergs vermitteln. Die Vielzahl dieser Armen-, Brot-, Innungs-, Kirchen- und Steuermarken ist wohl einmalig und daher wurde fast jedes Stück abgebildet. Viele der darauf folgenden Barockmedaillen wurden von dem verstorbenen Sammler in der Auktion der Sammlung Erlanger 1989 erworben und finden nun wieder ihren Weg zu neuen Liebhabern. (Abb. 1152 und 1169 Vs)
Bemerkenswert ist sicher auch die Sammlung Schwäbisch Hall in zumeist bestechender Erhaltung. (Abb. 1447) Schon jeher ist die AMS, Stuttgart der Spezialist für die württembergischen Münzen und Medaillen von der Grafschaft bis zum Königreich. Einmalige Raritäten werden auch in der 27. Auktion angeboten – etwa der 1520 während der Österreichischen Besetzung Württembergs geprägte Goldgulden von Karl V. Es ist dies die erste Porträtmünze des jungen Kaisers überhaupt und extrem selten. (Abb. 1532) Der aus dem Silber der Grube Christophstal im Schwarzwald geprägte Taler von 1669 stammt aus der berühmten Sammlung Schloßberger (1992) und ist wohl das schönste erhaltene Exemplar. (Abb. 1566) Ebenfalls äußerst selten ist der Halbtaler Herzog Friedrich Karls aus dem Jahre 1681. (Abb. 1569) Der Karolin 1810 zählt zu den seltensten Goldmünzen des Königreichs und zeigt erstmals das Porträt des „dicken“ Friedrich mit kurzem Haar – der alte Zopf war gefallen. (Abb. 1612) Seine Seltenheit wird nur von dem 4 Dukaten-Stück übertroffen, das 1844 auf den Besuch König Wilhelms I. in der neuen Münze zu Stuttgart in einer Auflage von nur 17 Exemplaren geprägt wurde. (Abb. 1686)
Nach den Münzen des Bistums Würzburg werden thematische Medaillen angeboten, wie etwa Schützenmedaillen oder Medaillen von Karl Goetz, Christian Wermuth und Jacques Wiener. Den Abschluss der Auktion bilden die Münzen des Kaiserreiches, der Weimarer Republik, der Bundes-republik und der DDR.
Den in Hardcover gebundenen Auktionskatalog mit seiner farbigen Bebilderung können Sie beim Auktionshaus gerne kostenlos per E-Mail, Telefon, Fax oder Post anfordern. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.ams-stuttgart.de/
Viel Vergnügen!