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Ausbeutetaler: Eines der herausragenden Sammelgebiete altdeutscher Münzen


Gleich eine ganze Reihe von interessanten und herausragenden Geprägen für alle Geldbeutel bietet die 79. Münzen- und Medaillen-Auktion von Emporium Hamburg (16.-18. November): Gegen Ende des zweiten Auktionsvormittags nähert man sich nämlich einem der numismatischen Höhepunkte dieser Auktion: den Münzen aus Braunschweig-Lüneburg (Nr.1865-1984). Fast 120 Lose umfasst diese breit gefächerte und hochklassige Auswahl insbesondere an Silbermünzen von der Kleinmünze, über den Reichs-/Ausbeutetaler bis zum 10-fachen Löser. Enthalten sind zudem zahlreiche Münzen aus der von Karl Müseler zusammengestellten und publizierten Sammlung von Bergbaugeprägen (ex Preussag; Karl Müseler, Bergbaugepräge I-III / Nachtrag, Hannover 1983 / 1998).

Einen Vorgeschmack liefert gleich die erste Münze aus dieser Serie, ein vorzüglicher 1 ½ facher Taler 1679 aus Clausthal (Nr.1865). Zahlreiche weitere teilweise sehr seltene Münzen folgen umgehend, sei es ein Ausbeutetaler 1721 der Harzer Gruben (Nr.1896), ein Ausbeutetaler 1760 (Clausthal, vermutl. Unikat; Nr.1904), Löser zu 3 Reichstalern 1648 (Nr.1937f.), ein Juliuslöser 1576 zu 5 Reichstalern (Nr.1942) oder der Löser zu 10 Reichstalern 1609 (Nr.1943), geprägt unter Heinrich Julius. Sie sehen – dieser Abschnitt der Auktion 79 ist ein Muss und ein Hochgenuss für jeden Sammler von Münzen aus Braunschweig-Lüneburg und jeden Sammler von Bergbaugeprägen!

Die Begriffe „Ausbeutemünzen und -taler“ definieren Münzen, die aus dem Erz bestimmter Bergwerke oder Regionen stammen und auf deren Herkunft meist auf der Münze direkt hingewiesen wird. Solche Hinweise sind in In- und Umschriften der Münzen ebenso zu finden wie in Bildmotiven der betreffenden Gruben oder Regionen. So gibt es Ausbeute-Dukaten, -Löser, -Taler, -Gulden und -Groschen. Aber auch aus Flusssand gewonnene Goldstücke zählen zu den Ausbeutedukaten. Sie zeigen oft Personifikationen und Landschaftsdarstellungen der Flüsse.

Zu den Ausbeutemünzen im engeren Sinn zählen die Gepräge aus Bergsilber ab dem 15. Jahrhundert. Zu den frühesten Ausbeutetalern zählen die Andreasmünzen, zu den interessantesten gehören die sogenannten „Löser“ (eine atemberaubende Reise an Lösern finden Sie ab Los 1942), die aus ergiebigen Silbergruben im Harz stammen. Neben den reichen Erzvorkommen im Harz, Erzgebirge, in Sachsen, Stolberg und Mansfeld gab es auch zahlreiche kleinere Gruben in Bayern, Kurköln, Württemberg oder der Kurpfalz. Die letzten Münzen dieser Art sind die 1873 für Preußen geprägten Mansfelder Ausbeutetaler.

Allerdings: Ausbeutetaler im eigentlichen Sinn sind nur solche, die auf die Ausbeute, also des Förderungsüberschusses nach Abzug aller Kosten, geprägt wurden. Diese Auffassung wird ausgedrückt in der Unterscheidung zwischen dem Ausbringen, der Förderung von Erz ohne Berücksichtigung von Gewinn oder Verlust, und dem Ausbeuten, einer profitablen (gewinnbringenden) Erzförderung.


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