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Leitfaden Münzensammeln: Falschgeld und Münzfälschungen, Teil IV



Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!


Eine immer wieder gestellte Frage ist, wie man Münzfälschungen erkennt. Diese zu beantworten ist mit wenigen Sätzen nicht möglich. Es gibt gewisse allgemeine Regeln, doch Erfahrungen kann man sich nicht anlesen, man muss sie selbst gewinnen, möglichst ohne großes Lehrgeld zu bezahlen. Übrigens bringen Fachzeitschriften häufig aktuelle Meldungen zu bestimmten Münzen, von denen viele Fälschungen aufgetaucht sind, manchmal mit Abbildungen oder genaueren Hinweisen zum Erkennen derselben. Auch dies ist ein guter Grund, solche Zeitschriften ständig durchzusehen.


Galvanos



Galvano eines 3-Mark-Stücks 1916 von Württemberg. Das Zeichen von K.-P. Brozatus (GB) befindet sich auf dem Rand des Galvanos.

Immer wieder fallen Sammler auf so genannte „Galvanos“ herein, dies sind Nachahmungen, bei denen Vorder- und Rückseite einer echten Münze galvanoplastisch reproduziert wurden. Bei diesem Verfahren wird eine stromleitende Folie der Münze in ein Silbersalzbad eingebracht, wo sich dann das metallische Silber niederschlägt. Diese so gewonnenen Folien werden dann mit Blei oder Zinn verfüllt. Die hellen Silberflächen werden künstlich patiniert, so dass man auf den ersten Blick wirklich nicht eine Kopie von einem echten Stück unterscheiden kann. Hier hilft aber sofort die Klangprobe. Silbermünzen klingen hell, Blei oder Zinn hingegen nicht. Auch am Rande ist meist gut zu sehen, dass das Stück zusammengesetzt ist. Außerdem sind die Galvanos oft auf dem Rand oder im Feld mit Buchstaben punziert.


Die Polnische Numismatische Gesellschaft hat einige Raritäten als Galvanos für Sammler gefertigt und mit „f“ gekennzeichnet. Ein österreichischer Sammler legte einmal eine rare Klippe (eckige Münze) mit diesem „f“ vor, die er vor Jahren auf einem Markt in Polen erworben hatte. Der dreiste Verkäufer des Stücks erklärte, als er die Zweifel bei seinem Kunden bemerkte, wortreich, dass dieses Stück geprüft sei und sogar ein entsprechendes Zeichen hätte und verwies auf das „f“ (= lat. Falsca, Fäl- schung). In der DDR stellte Klaus-Peter Brozatus für Sammler solche doppelseitigen Kopien von unerschwinglichen Prägungen mit Kennzeichnung „GB“ (= Galvano Brozatus) am Rande her. Heute ist der Verkauf von doppelseitigen Galvanos verboten.


Guss- und Prägefälschungen



Gegossene Zinn-Fälschung eines preußischen Talers von 1802. Die poröse Gussoberfläche ist gut erkennbar.

Viele Münznachbildungen werden nicht geprägt, sondern gegossen, weil dies einfacher ist. Dabei stellt der Fälscher von einem Original eine Gussform her und gießt diese dann mit Me- tall aus. Solche Gussfälschungen sind relativ einfach zu erkennen, wenn man sich die Stücke mit einer starken Lupe genau ansieht. Bei Güssen sind auf der Oberfläche stets kleine „Lunker“ oder Blasen zu sehen, die nicht mit dem bloßen Auge, aber bei schon sechsfacher Vergrößerung gut zu erkennen sind. Auch wird meist der Rand nachbearbeitet und die Münzflächen werden geglättet.


Besonders alte Taler und Teilstücke der Taler werden gern als Gussfälschungen angeboten, weil deren Oberfläche naturgemäß nicht spiegelglatt ist. Doch auch moderne Münzen werden so gefälscht. Das 5-DM-Stück 1952 „Germanisches Museum“ gibt es als Gussfälschung, die gewiss nicht jeder auf Anhieb als solche sofort erkennt.


Bei einigen dieser Stücke sind die Buchstaben vom Grad, der beim Guss entstanden ist, mittels Schabtechnik entfernt worden. Häufig gibt auch das Gewicht einen Aufschluss über die Echtheit der Münze. Fachleute, die Vergleichsstücke zur Hand haben und über ein gutes Gehör verfügen, können anhand der Klangprobe Rückschlüsse auf die Echtheit von Münzen ziehen.


Schwieriger verhält es sich bei geprägten Fälschungen. Sie sind teilweise sehr schwer von echten Stücken zu unterscheiden. Oft ist der Gesamteindruck der Stücke flau, sie sind nicht so tief ausgeprägt, weil die Fälscher natürlich nicht über die technischen Möglichkeiten der Münzstätte verfügen, besonders was den Prägedruck angeht.


Beliebtes Objekt von Prägefälschungen sind beispielsweise die 2- und 5-Reichs- Mark-Stücke 1934 des Deutschen Reichs auf den 175. Geburtstag von Friedrich Schiller, und zwar aus gutem Grund. Sie sind relativ einfach zu fälschen und gehören der preislichen Mittelklasse an, wo viele Interessenten nicht zu ängstlich beim Erwerb sind. Die Fälschungen können so auch in größerer Zahl abgesetzt werden.


Erfahrene Sammler erahnen unter Umständen schon anhand der schwachen Prägung die Fälschung und untersuchen dann besonders genau den Rand. Bei den modernen Münzen wird in der Regel zuerst der Rand, dann die Münzoberfläche geprägt. Fälscher hingegen beprägen fast immer erst den Schrötling und bearbeiten dann den Rand. Er wird geglättet und die Randschrift oder Ornamente werden meist nicht maschinell, sondern von Hand eingeschlagen. Dies gelingt mehr oder minder gut, doch nie sind die Buchstaben so exakt wie bei einem echten Stück angeordnet. Verdächtig ist immer, wenn die Randinschrift Unregelmäßigkeiten aufweist. Gut bedient ist, wer ein Vergleichsstück zur Hand hat.

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