Südtirol plant eine digitale Regionalwährung
- Andreas Raffeiner
- vor 6 Tagen
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In Südtirol könnte schon bald ein neues Kapitel in der Regionalpolitik aufgeschlagen werden. Der Landtag hat am Dienstag einem Beschlussantrag der Oppositionspartei Team K zugestimmt. Dieser sieht die Einführung einer digitalen Regionalwährung in Form eines Pilotprojekts vor. Die Landesregierung wurde damit beauftragt, konkrete Schritte zur Einführung eines ergänzenden Zahlungsmittels, einer sogenannten Komplementärwährung, zu unternehmen. Ziel dieses Vorhabens ist es, die heimische Wirtschaft zu fördern und den Abfluss von Kaufkraft ins Ausland deutlich zu reduzieren.
Eine solche digitale Währung soll ausschließlich innerhalb Südtirols gültig sein und ähnlich wie ein regional begrenzter Einkaufsgutschein funktionieren. Die Initiative basiert auf dem Gedanken, den Wirtschaftskreislauf innerhalb Südtirols zu schließen, indem Konsum und Investitionen verstärkt im Land bleiben. Paul Köllensperger, Fraktionschef von Team K, sieht darin großes Potenzial: „Eine Regionalwährung kann den lokalen Einzelhandel stärken, soziale Leistungen gezielt im Land binden und gleichzeitig eine Alternative zur Marktdominanz globaler Onlinekonzerne schaffen.“

Paul Köllensperger
Bildquelle: Team K
Erfolgreiche Modelle im Ausland als Inspiration
Köllensperger nennt bewährte Systeme wie den „Sardex“ auf Sardinien oder die „Wir-Bank“ in der Schweiz als Vorbilder. Bei beiden handelt es sich um regionale Währungen, die sich bereits über Jahre hinweg bewährt haben und als stabilisierende Elemente für ihre jeweiligen Volkswirtschaften gelten. Auch in der norditalienischen Region Lombardei kommen bereits vergleichbare Modelle zum Einsatz. In Südtirol könnten bestehende Infrastrukturen genutzt werden, etwa der SüdtirolPass für den öffentlichen Nahverkehr, der sich durch seine digitale Funktionalität als praktisches „Wallet“ anbietet.
Die technologische Basis für das Projekt soll die Blockchain bilden, eine moderne, fälschungssichere Technologie, die auch bei Kryptowährungen wie Bitcoin zum Einsatz kommt. Die Transaktionen der Regionalwährung könnten so dezentral, sicher und transparent abgewickelt werden. Einsatzmöglichkeiten sieht man vor allem im Alltagsbereich, beispielsweise beim Einkauf im Supermarkt, in Restaurants oder sogar bei der Begleichung von Energiekosten.
Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit als langfristiges Ziel
Laut Team K geht es im Kern um eines: Die in Südtirol erwirtschaftete Wertschöpfung soll möglichst im Land bleiben. „Wenn Menschen ihre Einkäufe lokal tätigen und Dienstleistungen innerhalb der Region bezahlen, profitieren Betriebe, Arbeitnehmer und Familien gleichermaßen“, so Köllensperger. Eine Regionalwährung könne dabei helfen, Südtirols Wirtschaft krisenfester zu machen und zugleich die regionale Identität zu stärken.
Die nun beschlossene Initiative verpflichtet die Landesregierung, das Konzept weiter auszuarbeiten und erste praktische Schritte zur Umsetzung einzuleiten. Wann genau das Pilotprojekt starten wird, steht derzeit noch nicht fest. Fest steht jedoch: Mit diesem Vorstoß betritt Südtirol wirtschaftspolitisches Neuland und hat das Potenzial, ein innovatives Modell für andere Regionen Europas zu werden.
Andreas Raffeiner
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