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Michael Kurt Sonntag

Ross und Reiter nennen, ist nicht immer einfach


Alexander-Tetradrachmon im Namen Alexanders des Großen (um 295 v. Chr.), 17,16 g, Ø 26,15 mm, Münzstätte Ekbatana. Bildquelle: Künker, Lagerliste 138 (31. März 1998), Nr. 22.

Nachdem man die Alexander-Tetradrachmen im seleukidischen Ekbatana zwischen 311 und 295 v. Chr. stets nur im Namen Alexanders des Großen emittiert hatte, prägte man im Jahre 295 v. Chr. erstmals Alexander-Tetradrachmen und -Drachmen im Namen des Seleukos. Anders als auf den bis dahin ausgebrachten Münzen zeigte sich auf den Rückseiten der neuen an Stelle des Adler-tragenden Zeus ein Reiter, der einen mit Stierhörnern und Stierohren geschmückten Helm trug und auf einem Pferd saß, das ebenfalls Stierhörner zierten.



Alexander/Reiter-Drachme im Namen des Seleukos (um 295 v. Chr.), Silber, 4,26 g, 16 mm, Münzstätte Ekbatana. Bildquelle: Numismatik Lanz, Auktion 102 (28. Mai 2001), Los 289.

Während Numismatiker noch um 1999 dieses Bild als eine idealisierte Darstellung Alexanders des Großen auf seinem Pferd Bukephalos verstanden wissen wollten, sieht die jüngere Forschung hierin einen „dionysischen Reiter“, der entweder für Seleukos steht oder aber neutraler betrachtet, als ein Heros angesehen werden sollte, der Dionysos, Alexander und Seleukos in ihrer Rolle als Eroberer des Orients angleicht: „On balance, it seems preferable to identify the Dionysiac type with Seleucus, or to describe it neutrally as a heroic figure assimilating Dionysus, Alexander, and Seleucus in their roles as conquerors of the Orient“ (Arthur Houghton/Catharine Lorber, Seleucid Coins, A Comprehensive Catalogue, Part I, Volume I, Lancaster/London 2002, S. 7).


Bei dem gehörnten Pferd könnte es sich um Bukephalos handeln – zumal Bukephalos „Ochsenkopf“ heißt –, wahrscheinlicher ist es aber, dass es sich um das Leibpferd des Seleukos handelt, das ihm bei der überstürzten Flucht aus Babylon (315 v. Chr.) das Leben rettete und das er nachher vergöttlichte und ihm zum Zeichen dieser Vergöttlichung ein gehörntes und vergoldetes Pferdekopfdenkmal in Antiocheia am Orontes weihte. Da mit einer solchen Münzrückseite ganz offensichtlich den indisch-orientalischen Eroberungen des Seleukos gedacht werden sollte, die sich in jenem Jahr zum 10. Mal jährten, kann man diese Alexander/Reiter-Drachmen und -Tetradrachmen, die heute allesamt äußerst selten sind, getrost als echte Gedenkmünzen bezeichnen – zumal man danach, d. h. von 295-280 v. Chr. wieder zur Ausprägung der regulären Alexander-Tetradrachmen und -Drachmen überging, jetzt allerdings auch hier im Namen des Seleukos.


Übrigens, schaut man sich die Rückseiten der beiden abgebildeten Münzen einmal ganz genau an, erkennt man, dass die 4 Münzzeichen (2 Buchstaben und 2 Buchstabenmonogramme) absolut gleich sind, was für die gleiche Münzstätte, dieselben Münzbeamten und denselben Prägezeitraum spricht.

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