In seinem innersizilischen Exil warb der Syrakusaner Agathokles Söldner, stellte eine private Armee auf und griff damit 319/18 v. Chr. Syrakus und seine Oligarchen an. Obwohl letztere den karthagischen Strategen Hamilkar zu ihrer Verteidigung herbeiriefen, gelang es Agathokles, Hamilkar dazu zu bewegen, zwischen ihm und der Oligarchie zu vermitteln, so dass er wieder nach Syrakus zurückkehren konnte und dort sogar zum „Strategen und Bewahrer des Friedens“ gewählt wurde.
Im Jahre 318/17 v. Chr. beseitigte er die regierende Oligarchie der Sechshundert durch einen blutigen Staatsstreich und ließ sich anschließend in einer Scheinwahl zum „bevollmächtigten Strategen“ (Strategos autokrator) wählen. Auf diese Weise errichtete er eine Tyrannis, die sich vor allem auf Söldner stütze, die er mit dem Bürgerrecht beschenkt hatte. Als er später jedoch gegen Städte wie Akragas, Gela und Messana vorging, weil diese die aus Syrakus verbannten Anhänger der Oligarchie aufgenommen hatten, riefen die von ihm bedrohten Städte die Karthager zu Hilfe. Durch die Vermittlung Hamilkars konnte 314 v. Chr. ein Krieg abgewendet und Frieden geschlossen werden. In diesem einigte man sich darauf, dass Karthago seine sizilischen Gebiete westlich des Halykos und Syrakus die Hegemonie über die autonomen Griechenstädte behalten sollte.
Als Agathokles 312/311 v. Chr. allerdings vertragswidrig in die sizilisch-karthagischen Gebiete einfiel, kam es im Sommer 311 v. Chr. am südlichen Himeras zur Schlacht. Die Karthager siegten und drangen anschließend bis Syrakus vor. Daraufhin überließ Agathokles die Verteidigung von Syrakus seinem Bruder Antandros und setzte am 14. August 310 v. Chr., die karthagische Blockade durchbrechend, mit 60 Schiffen in einem „kühnen Schachzug“ nach Afrika über. Gleich nach der Landung weihte er seine Invasionsschiffe den Göttinen Demeter und Kore-Persephone und ließ sie anschließend verbrennen. „Dies tat Agathokles hauptsächlich, um allen Soldaten insgesamt in den Kämpfen den Gedanken an eine Flucht aus dem Sinne zu bringen. Denn es war offenbar, dass, da die Flucht auf die Schiffe ihnen abgeschnitten war, sie nur im Siege Hoffnung auf Rettung finden konnten. Da er ferner nur eine kleine Kriegsmacht hatte, so dachte er, wenn er die Schiffe bewachen lassen müsste, so würde er seine Heeresmacht teilen müssen, und nicht mehr dem Feinde gewachsen sein; würde er aber die Schiffe unbesetzt lassen, so würde er nur machen, dass sie den Karthagern in die Hände fielen.“ (Diodorus Siculus, Diodor´s von Sicilien historische Bibliothek, Buch 19-40 (übersetz von J. F. Wurm), 1839, 20, 7). Doch trotz anfänglicher Siege – 310 v. Chr. besiegte Agathokles die Karthager unter Hanno und Bomilkar – und seiner Verbindung zu Ophellas, dem Provinzstatthalter von Kyrene, gelang es ihm nicht Karthago niederzuringen, auch nicht nachdem Ophellas' Truppen nach dessen Ermordung (im November 308 v. Chr.) in seine Armee eingegliedert wurden.
Mit Beginn der Kriegsvorbereitungen gegen die Karthager (ab etwa 313 v. Chr.) wurde die Tetradrachmenprägung, die in Syrakus ca. 90 Jahre geruht hatte, wieder aufgenommen. Da Feldzüge und Kriege stets viel Geld verschlangen und sich Großgeld für die gewaltigen finanziellen Transaktionen deshalb besser eignete als Kleingeld, wird nachvollziehbar, weshalb ab 313 v. Chr. erneut Tetradrachmen geprägt wurden. Dass die neuen Tetradrachmen des Agathokles ausgerechnet die Dekadrachmen des Euainetos nachahmten, die zwischen 400 und 395 v. Chr. in Syrakus unter dem Tyrannen Dionysios I. geprägt worden waren, war kein Zufall. Vergegenwärtigt man sich, dass die großen Siege des Dionysios´ über die Karthager in Syrakus unvergessen waren und dass seine imposanten und schönen Dekadrachmen vermutlich noch im Gedächtnis der Syrakusaner hafteten, dann wird klar, die neuen Tetradrachmen sollten optisch-propagandistisch eine Brücke schlagen zwischen Dionysios I. und seinen Siegen und Agathokles und seinem Feldzug gegen die Karthager. Wie der nachfolgende Vergleich von Tetradrachmon und Dekadrachmon veranschaulicht, kopierten die Stempelschneider des Agathokles die Münzen des Dionysios aber nicht etwa eins zu eins, sondern ahmten sie geschickt nach.
So wurde der Kopf der Quellnymphe Arethusa bei dem Tetradrachmon des Agathokles auf die Vorder- und die Quadriga auf die Rückseite gesetzt. Zudem entfallen auf der neuen Münze die fliegende Nike und die im Abschnitt dargestellten Waffen. Auch umgeben das Haupt der Arethusa nur noch drei Delphine und nicht mehr vier. Und auch das Ethnikon SYRAKOSION befindet sich nicht mehr über dem Kopf der Arethusa, sondern im Abschnitt unter der galoppierenden Quadriga.
Nach seinem großen Sieg über die Karthager Hanno und Bomilkar (310 v. Chr.) ließ Agathokles einen neuen Tetradrachmentyp prägen. Dieser zeigt auf seiner Vorderseite den Kopf der Kore-Persephone im Ährenkranz nach rechts gewandt und auf seiner Rückseite die halbnackte Siegesgöttin Nike fast von vorn nebst einem Tropaion stehend, im Begriff einen Helm daran zu nageln. Eine halbnackte Göttin auf einer Münze, das war für Syrakus ein absolutes Novum. Für Syrakus ebenfalls völlig neu war die Tatsache, dass diese Kore-Nike-Tetradrachmen auf ihren Rückseiten zusätzlich zur Triskelis noch den Namen des syrakusanischen Tyrannen trugen – AGATHOKLEOS bzw. AGATHOKLEIOS – entweder als Umschrift im linken Feld oder aber als Aufschrift im Münzabschnitt.
„Noch in der ganzen klassischen Zeit waren die Münzbilder reiner, zeitloser Ausdruck des Staatskultes gewesen. Jetzt, und das ist das grundsätzlich Neue, dienen die Götter der zeitbedingten Erscheinung eines einmaligen geschichtlichen Vorgangs, der politischen Konzeption des Prägeherrn. Diese echt hellenistische Tendenz wird nie so nüchterne, unmittelbar-propagandistische Züge tragen wie die römischen Münzen. Die Götter sind noch Götter und keine Allegorien. Aber weder Dionysios, noch Dion, die berühmten Vorgänger des Agathokles in Syrakus, hatten gewagt, auf die Münzen ihren Namen an Stelle den der Polis zu setzten oder das Münzbild in den Dienst ihrer Sache zu stellen“ (Cahn, Mildenberg, Russo, Voegtli, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, Griechische Münzen aus Großgriechenland und Sizilien, 1988, S. 144). Dass sich Agathokles hierbei an Herrschern wie Ptolemaios I. Soter orientierte, ist unbestritten, zumal jener seine Münzen bereits lange vor ihm zum Medium der politischen Propaganda gemacht hatte.
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