Die seit 1486 geprägten Taler spielten von jeher als Mittel fürstlicher oder städtischer Repräsentation und Propaganda sowie als geprägte Andenken und Amulette ähnlich den Medaillen eine große Rolle. Manche Münzstände, also Fürsten und münzberechtigte Kommunen, gaben viel Geld aus, um sich auf ihnen mit allen Symbolen ihrer Macht und Herrlichkeit darzustellen. Dass gelegentlich Doppelstücke und sogar Abschläge auf viereckigen Schrötlingen, die Klippen, und sogar schwere Abschläge aus Gold hergestellt wurden, unterstreicht die Rolle, welche Taler als „Geschenk- und Verehrpfennige“ spielten. Wenn diese im Handel angeboten werden, erreichen sie exorbitante Preise. Manche mit Bildern aus der Bibel oder der antiken Mythologie geschmückte Stücke geben Rätsel auf. Sie durchbrechen das übliche Schema Kopf oder Brustbild sowie Wappen und zeigen abweichende Symbole und Motive. Dass man sich in einer zutiefst dem Christentum verpflichteten Zeit auch antiken, also heidnischen Göttern wie Venus, Mars und Herkules auf Münzen und Medaillen, und nicht nur dort, zuwandte, empfand man offenbar nicht als anstößig, sondern als Bereicherung.
Viel Rätselraten gibt es über die so genannten Pfaffenfeindtaler, die der braunschweigische Herzog Christian 1622, vor genau 400 Jahren, mit der Inschrift „GOTTES FREVNDT DER PFAFFEN FEINDT“ prägen ließ.
Der „tolle Christian“, wie man den als tollkühn bewunderten und gefürchteten Söldnerführer sowie Feldherr im Krieg gegen den römisch-deutschen Kaiser Ferdinand II. und seine zur katholischen Liga gehörenden Verbündeten nannte, verwendete dazu vor allem das Silber des Liborius-Schreins im Dom zu Paderborn, nachdem er mit seinen Truppen die alte Bischofsstadt erobert hatte. Indem er kirchliches Silber zur Herstellung seiner Spottmünzen nutzte, gab der Protestant seiner Mit- und Nachwelt zu verstehen, dass er vor den Heiligtümern der Katholiken nicht zurückschreckt und Kirchensilber lediglich als Materialreserve für seine Spottmünzen betrachtet. Die von den Katholiken als Blasphemie, also gotteslästerlich, verurteilte Maßnahme zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs wurde in Flugschriften kontrovers kommentiert. Wer diese Pamphlete und die Pfaffenfeindtaler besitzt, darf sich als numismatischer Glückspilz betrachten.
Von den schon zur Entstehungszeit mit manchen Legenden umgebenen Geldstücken, auf denen ein geharnischter Arm mit Schwert drohend aus einer himmlischen Wolke herausschaut, gibt es zahlreiche Varianten und Abweichungen, die auf eine umfangreiche Prägung deuten. Für ihre Beliebtheit spricht, dass Nachprägungen zum Beispiel aus der Zeit um 1671 angefertigt wurden, als sich Herzog Rudolph von Braunschweig-Wolfenbüttel mit dem Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, befehdete. Diese Stücke sind an einem Käppchen, auch Birett genannt, an der Spitze eines Schwertes zu erkennen. Sie erinnern an den Kampf der Protestanten gegen die Katholiken und speziell gegen die Jesuiten.
Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden solche Nachprägungen angefertigt und es kommen von den ursprünglich zur Bezahlung der herzoglichen Truppen sowie für religiöse Propaganda verwendeten Silbermünzen auch Doppelstücke und sogar Dukaten vor, die ausgesprochen selten und teuer sind. Da diese Spottmünzen auch gefälscht wurden und werden, müssen sie beim Kauf auf ihre Echtheit geprüft werden, eine Notwendigkeit, die auch für andere Münzen vor und nach 1622 gilt.
Wer sich mit den Münzen der mit reichen Silbergruben gesegneten braunschweigischen Herzogtümer befasst, findet einen reichen und auch rätselhaften numismatischen Kosmos, in den einzudringen nicht ganz leicht ist. Die Welfenherrscher leisteten sich eine üppige Münzprägung mit vielen interessanten, gut gestalteten und auch rätselhaften Gedenkstücken. Neben den allbekannten Wildemann-Talern gibt es auch Glocken- und Glückstaler, aber auch die Eintrachts-, Luftpumpen-, Jakobs-, Licht-, Lügen-, Pelikan-, Rebellen-, Schiffs-, Wespen-, und viele andere Taler.
Diese so genannten emblematischen Münzen mit allen ihren Varianten zu bekommen und auch ihren Sinn zu ergründen, ist eine kaum zu schaffende Lebensaufgabe.
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