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Dietmar Kreutzer

"Neue" Münzmetalle: Platin, Palladium & Co.

Wer den Jahrgang 2024 der MünzenRevue mit der international aufgestellten Rubrik "Neuheiten" durchblättert, wird bei den Münzmetallen auf keine großen Überrschungen stoßen. Im Januar 2024 wurden 13 Goldmünzen, 17 Silbermünzen sowie vier bimetallische Münzen und vier weitere aus Kupfernickel vorgestellt. Vereinzelt sind die Münzen aus Edelmetallen zusätzlich verziert. Eine kanadische Goldmünze zu 200 Euro mit einer stilisierten Blume mit Herzmotiven etwa enthält einen "De Beers Herz-Diamanten" und eine österreichische Silbermünze mit Weihnachtsmotiv einen eisblauen Schmuckstein. Eine maltesische Silbermünze aus der Serie "Ritter der Vergangenheit" ist teilvergoldet. Die Motive einiger unedler Münzen sind eingefärbt. Im Verlauf des Jahres 2024 sah es nicht viel anders aus. Als Besonderheit unter den Stücken aus Edelmetall ist eine bimetallische Münze aus Österreich mit dem Motiv des Edophon zu erwähnen, deren Kern aus Niob besteht. Der Ring ist aus Silber. Doch wo sind die einst als heißer Anlagetipp gehandelten Münzen aus Platin oder Palladium geblieben? Im Jahre 2024 sind im Heft lediglich zwei Platinmünzen vorgestellt worden: ein australisches 100-Dollar-Stück mit dem Motiv eines Basilisken aus der Reihe "Mythische Kreaturen" im Unzengewicht sowie ein 100-Dollars-Stück aus den USA mit einem Motiv zur Versammlungsfreiheit aus der Serie "Artikel I der Bill of Rights". Auch diese Gedenkmünze aus Platin hat das Gewicht einer Unze.


3 Rubel (Russland, 1844, 950er Platin, 10,25 Gramm, 23 mm)

Bildquelle: Künker, Auktion 371, Los 2138, Zuschlag: 1.400 Euro


Das Edelmetall Platin wird zur Herstellung von Schmuck, Autoabgas-Katalysatoren, Laborgeräten und Kontaktwerkstoffen verwendet und jährlich nur in wenigen hundert Tonnen gefördert. Zwischen 1828 und 1845 wurden erstmalig Platinmünzen in Russland geprägt. Die sogenannten Platinrubel in drei Wertstufen wurden nach umfangreichen Funden des Edelmetalls für den Umlauf hergestellt, setzten sich aber nicht durch. Als klar wurde, dass Platin deutlich werthaltiger ist als Silber, sind die Münzen außer Kurs gesetzt worden. Der größte Teil wurde eingeschmolzen. In den zurückliegenden Jahrzehnten war der Platinpreis großen Schwankungen ausgesetzt. Lange Zeit wertvoller als Gold, wird die Feinunze derzeit nur noch etwa zum haben Unzenpreis von Gold gehandelt. Mit der enttäuschenden Preisentwicklung ging eine verminderte Nachfrage einher. Ansatzweise vergleichbar sind die Schwankungen beim Palladium. Das grau- bis silberweiße Edelmetall kommt nur in sehr geringen Konzentrationen in der Erdkruste vor. Palladium wird vor allem in der Automobilindustrie verwendet, etwa bei Katalysatoren. Auch in der Chemie, der Elektronik, der Zahnmedizin und bei Brennstoffzellen wird es eingesetzt. Die Schmuckindustrie legiert es mit Gold zu Weißgold. Sierra Leone prägte 1966 die ersten Anlagemünzen aus Palladium. Zahlreiche weitere Staaten folgten mit speziellen Anlage- und Gedenkmünzen. Die wechselhafte Nachfrage und zeitweilige Spekulation führten auch beim Palladiumpreis zu heftigen Ausschlägen. Ihren Höchstpreis erreichte die Feinunze im Jahr 2022 mit 3.425 Dollar. Doch schon ein Jahr später ging der Preis auf bis zu 926,50 Dollar zurück. Der Markt für Anlagemünzen aus Palladium ist schon aus diesem Grund nur klein.



100 Dollar (Jahr des Drachen, Australien, 2024, 999er Platin, 31,1 Gramm, 33 mm)

Bildquelle: MA-Shops, Handel Zeyda


Eine Nachfrage bei Michael Kurt Sonntag, der seit mehr als 20 Jahren die Münzneuheiten für die Zeitschrift MünzenRevue und Münzen-Online betreut, zeigt einige der wesentlichsten Aspekte auf: "Eigentlich sind Münzen aus Platin und Palladium vor allem Anlagemünzen, auch wenn sie bisweilen Gedenkcharakter haben, also als Gedenkmünzen emittiert werden. Es handelt sich um Münzen im Unzengewicht oder dessen Unterteilung bzw. Vielfachem, meist halbe oder ganze Unzen. Vor allem von der UdSSR und später Russland sind viele Platinstücke zu einer halben Unze und Palladium-Münzen im Unzengewicht geprägt worden. Nachhaltig durchgesetzt haben sich Platin- und Palladiummünzen aber nirgends, da die Metalle im Vergleich zu Gold und Silber äußerlich weniger attraktiv wirken. Sie sind vielfach eher grau, wirken letztlich also nur in PP etwas strahlender." Ein großes Minus sei zudem die Mehrwertsteuer, von der sie im Unterschied zu Gold nie befreit waren: "Stellen Sie sich vor, der Edelmetall-Markt steigt um 20 Prozent für Gold, Platin und Palladium gleichermaßen und sie können diese 20 Prozent nur bei Gold als echten Gewinn verbuchen, da Platin und Palladium noch besteuert werden. Die beiden Metalle müssten also in ihrem Wert um 40 Prozent steigen, um letztlich 21 Prozent als Gewinn abzuwerfen und damit die "Goldrendite" zu erreichen.


Sonntag weiter: "Vielleicht sind Gold- und Silber-Münzen auch deshalb deutlich beliebter als Platin und Palladium, weil sie Jahrtausende lang auch solides, wertbeständiges Geld waren, was man von den anderen beiden Metallen nicht behaupten kann." So ist es nicht verwunderlich, dass die Aufteilung der internationalen Münzneuheiten, aufgeteilt nach Metallen, im aktuellen Januarheft der MünzenRevue nicht wesentlich anders aussieht als im Januar 2024. Vorgestellt werden 17 Goldmünzen, 22 Silbermünzen sowie neun bimetallische Münzen, teils vergoldet oder mit Farbmotiven versehen. Hinzu kommen drei Münzen aus Kupfernickel, eine aus Kupfer und eine aus Messingnickel.


Dietmar Kreutzer



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