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Neue estnische Hanse-Ausgabe: „Kurs auf Pärnu“


Voraussichtlich im Frühjahr 2021 wird es zur Ausgabe einer weiteren 8-Euro-Gedenkmünze innerhalb der estnischen Hanse-Serie kommen. Diesmal steht Pärnu, oder Pernau, im Mittelpunkt. Seit 2017 präsentiert die Bank von Estland Ausgaben auf ehemalige Hansestädte des Landes. Die bisherigen Ausgaben beinhalteten die Erstausgabe der Stadt Tallinn (2017) und zuletzt der Stadt Viljandi (2019).


Die Vorderseite der Münze zeigt mittig das Wappen Estlands, umgeben von einem Eichenkranz. Oben, randläufig, ist die Aufschrift EESTI VABARIIK 2021 zu lesen. Am unteren Rand befinden sich stilisierte Wellen. Die Münzrückseite zeigt ebenfalls eine, diesmal aber größere, Welle, die nach rechts rollt. Im Hintergrund, zentral auf dem Münzfeld platziert, befindet sich ein Kompass. Um den nicht von der Welle überdeckten Teil des Kompasses ist eine Aufschrift, zum Teil zweizeilig, situiert, die folgendermaßen lautet: 58˚ 23‘ 4‘‘ / PÄRNU / N 24˚ 29‘ 56‘‘ O / (in entgegengesetztem Uhrzeigersinn) 8 €. Zur Interpretation des Designs erklärt Aidi Mesi, die Siegerin des Wettbewerbs, an dem 66 Künstlerinnen und Künstler teilnahmen: „Das Design symbolisiert den Seehandel mit den geografischen Koordinaten von Pärnu und einem Kompass, mit dem die Seefahrer im Mittelalter und auch heute noch ihren Kurs bestimmen. Ich glaube, dass dieser Entwurf für die Münze auch heute noch relevant ist, da Pärnu nicht nur ein Seebad ist, sondern auch eine Seefahrer- und Hafenstadt.“


Pernow oder Pernau, so der Gründungsname, wurde vom Deutschen Orden im Jahr 1251 gegründet. Die Stadt blickt also auf eine lange Geschichte zurück und wurde also nicht lange nach der Gründung des Ordenslandes 1237 gegründet. Die durch den Orden erbaute Ordensburg in Pärnu wurde bereits 1265 urkundlich erwähnt. In den nächsten Jahrhunderten nach dem Niedergang des Deutschen Ordens erzählt die Stadt eine wechselvolle Geschichte, die, aufgrund ihrer Lage und dem Fakt, dass der Hafen der Stadt eisfrei war, zwischen den sie umgebenen Großmächten hin und her wanderte. So war sie seit dem Livländischen Krieg 1561 in schwedischem Besitz und kam dann während des Großen Nordischen Krieges Anfang des 18. Jahrhunderts zum Russischen Kaiserreich. 1920 gehörte die Stadt zur kurzlebigen Estnischen Republik, bevor sie 1940 im Zusammenhang mit dem Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt bzw. Hitler-Stalin Pakt von 1939 von der Roten Armee besetzt wurde und bis 1990 zur estnischen Sowjetrepublik gehörte, bevor Estland sich wieder als souveräner Staat etablieren konnte.


Neben Pärnu gab es in Estland noch drei weitere ehemalige Hansestädte: die bereits erwähnten und mit Münzen geehrten Städte Tallin (Reval) und Viljandi (Fellin), und als vierte Tartu (Dorpat). Der, wie bereits erwähnt, eisfreie Hafen von Pärnu war Anlegestelle für Koggen und Kraweele, die etwa Rheinwein und flandrisches Tuch in die eine, Pelze und Wachs in die andere Richtung beförderten. Hiermit ist der europäische Nordsüdhandel gemeint. Aber auch wichtige Handelswege verbanden Pärnu mit Nord- und Mittellivland.

Heute ist Pärnu neben einer Hafenstadt mit ca. 55.000 Einwohnerinnen und Einwohnern auch beliebtestes Seebad Estlands; einen Ruf, den es übrigens aber schon lange hat. Bereits 1838 eröffnete hier die erste Badeanstalt. Die Stadt ist Mitglied des 1980 gegründeten Städtebund „Die Hanse“, in dem ehemalige Hansestädte die Tradition der Hanse des Mittelalters und der Renaissance fortführen. In diesem Zusammenhang richtete Pärnu 2010 den 30. Hansetag der Neuzeit aus. Im letzten Jahr fand der Hansetag, wie so viele Veranstaltungen jeglicher Branchen, zum ersten Mal virtuell statt. Ob der nächste Hansetag, angesetzt vom 19. bis 22. August in Riga, diesmal „live“ stattfinden kann, ist noch nicht sicher. Der 59. Hansetag ist übrigens schon geplant: 2039 in Nowgorod.



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