Marc Philipp Wahl: Motivwanderungen. Studien zu Übernahme und Verbreitung von Münzmotiven der Westgriechen in der Klassik, Wien 2021, 340 Seiten, 24 Tafeln und Abbildungen im Text, Format: 15 x 23 cm, gebundener Festeinband, ISBN: 978-3-9504268-3-0, Preis: 60,00 Euro.
Die vorzustellende Monografie basiert auf der 2017 eingereichten Dissertation des Autors, in der er die Übernahme von Motiven auf griechischen Münzen durch andere Prägeherren untersucht. Mit Wahls Worten: Für viele Münzstätten in der ausgehenden Archaik sowie frühen und hohen Klassik lässt sich eine konstante Motivwahl beobachten. Und in der Tat erscheint sie nur allzu sinnfällig, schließlich musste einer Prägeautorität sehr daran gelegen sein, ihre Münzen als eigene Erzeugnisse auszuweisen. Numismatiker lassen sich bei der Bestimmung griechischer Münzen auch von diesem Wissen leiten, ein bestimmtes Motiv wird „automatisch“ einer bestimmten Stadt zugeordnet. Nun weist Wahl darauf hin, dass es Motivübernahmen durch fremde Prägeautoritäten im (groß-)griechischen Raum keineswegs
als Einzelfälle gab, sie aber bislang in der numismatischen Forschung kaum beachtet wurden. Wahl legt aus arbeitsökonomischen Gründen einen Schwerpunkt seiner Untersuchung auf die Münzprägung in Sizilien (die Münzprägung während der Älteren Tyrannis auf Sizilien; die Übernahmen der syrakusanischen Tetradrachmen des Graveurs Kimon in Thessalien und Kilikien sowie die Motivim- und exporte in der Landschaft Kampanien.), hat aber schon das Ziel, eine Systematik zu erarbeiten, mit der Motivwanderungen aus anderen Gebieten oder Zeitstellungen ebenfalls besser angesprochen werden können.
Wahl arbeitet drei Gruppen heraus, in die sich Motivwanderungen fassen lassen:
1. Motivwanderungen aus politischen Notwendigkeiten (Bundesprägungen, Hegemonialprägungen, Allianzprägungen)
2. Wirtschaftlich angeregte Motivübernahmen (mit und ohne Täuschungsabsicht, Währungsunionen, gemeinsame Münzstätten)
3. Ästhetische Motivwanderungen
Die Autopsie von festgestellten Motivwanderungen und die Anwendung der erstellten Systematik sollte die Interpretation des Gebrauchsgegenstands Münze erleichtern oder zumindest das Übersehen wichtiger Fakten bei einer Münzprägung verhindern. Wahls Arbeit ist geeignet, das Verständnis der griechischen Münzprägung und ihrer Bedingungen zu steigern.
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