Leserpost: Goldmünzen aus Österreich
- Dietmar Kreutzer
- 26. März
- 3 Min. Lesezeit
Lieber Herr Kreutzer,
zum „Griff in die Schatzkiste“ und die dort erwähnten österreichischen Gedenkmünzen hätte ich noch einen kleinen Literaturhinweis. Armin Müller hat sich im neuesten „Jahrbuch der Kölner Münzfreunde“, herausgegeben von der Numismatischen Gesellschaft Kölner Münzfreunde von 1957 e. V. 5. Jahrgang Köln 2024 mit der Frage beschäftigt, wie es nach dem Ersten Weltkrieg in Österreich zur Schilling-Prägung kam und wer die Gestalter der neuen Münzen. Müller schildert, wie man im deutlich geschrumpften und seiner Ressourcen aus den „Nebenländern“ der k. und .k. Monarchie beraubte Österreich mit der Hyperinflation zurecht kam, welche Währungsreformen und Machtwechsel es gab, welche Kräfte zum „Anschluss“ an das Deutsche Reich drängten und wie es Hitler mit Hilfe seiner „fünften (Nazi-)Kolonne gelang, sich 1938 sein Heimatland untertan zu machen.

Aktuelles Jahrbuch
Bildquelle: Kölner Münzfreunde von 1957 e.V.
In Österreich wurde nach 1918 darüber nachgedacht, wie denn die neue Währung heißen soll. Der Vorschlag, sie nach der uralten Silbermünze Stüber zu benennen, setzte sich nicht durch. Man einigte sich auf Groschen und Schilling, denn.Stüber hätte doch zu sehr nach Nasenstüber oder Schlag ins Gesicht geklungen. Armin Müller stellt die in Wien geprägten Kurs- und Gedenkmünzen vor und geht auf die beteiligten Künstler Edwin Grienauer, Hans-Eduard Hanisch-Concée, Rudolf Marschall, Michael Powolny und Eddy Smith sowie als einzige Frau auf Gudrun Baudisch ein.

100 Schilling (Österreich, 1929, 900er Gold, 23,5 Gramm, 33 mm)
Bildquelle: Ebay Partner Network
Interessant finde ich den Hinweis, dass die Regierung in Wien großen Wert darauf legte, durch Ausgabe von Goldmünzen Anschluss an den internationalen Finanzmarkt zu bekommen. Im Deutschen Reich verlief die Diskussion um die Einführung von Goldmünzen im Sande, weil man befürchtete, dass sie nach dem Vorbild der Ausgaben aus der Kaiserzeit gehortet werden, nicht aber in den Umlauf gelangen. Wir erleben das ja aktuell bei unseren Gedenkmünzen aus Silber und Gold sowie bei den Werten mit den bunten Polymerringen, die noch nie an einer Ladenkasse aufgetaucht sind. Gern würde ich wissen, ob auch in der Republik Österreich Goldmünzen im normalen Geldverkehr verwendet wurden. Gibt es dazu Informationen?
Beste Grüße von Hartmut K.
Antwort
Die Geschichte des Österreichischen Schillings der Ersten Republik, die vor 100 Jahren begann und schon wenige Jahre später durch den Anschluss von Österreich an das deutsche Reich endete, ist außerordentlich spannend. Erst kürzlich hat Andreas Raffeiner im Blog einen Beitrag darüber verfasst. Zur Frage, ob die Goldmünzen der Ersten Republik als Zahlungsmittelverwendet wurden, gab es vor einigen Jahren einen Leserbrief in der MünzenRevue. In ihm hieß es, dass kaum eine dieser Münzen deutlich ablesbare Umlaufspuren aufweise. Um sich über die einstige Nutzung der Münzen zu informieren, fragte der Leser beim Geldmuseum der Österreichischen Nationalbank nach. Dort äußerte man die Vermutung, dass die Stücke zumeist als Handels- und Anlagegold eingesetzt wurden. In einem Protokoll der Sitzung des Direktoriums der Nationalbank vom 29. September 1926 habe es geheißen: "Herr Generaldirektor berichtet, dass der Bankleitung zur Kenntnis kam, dass das Münzamt Goldmünzen zu 100 S mit S 101,70 und 25 S Goldmünzen mit S 25,50 verkauft, sofern ihr nicht effektives Gold eingeliefert wird." (Elmar Geisenhainer: Österreichische Anlagemünzen der 1920er Jahre?; in: MünzenRevue, Heft 5/2021, S. 6) Nach diesem Bericht des Generaldirektors sei im Direktorium laut dem zitierten Protokoll darüber diskutiert worden, ob der Verkaufspreis angesichts des damaligen Marktpreises für Gold angemessen sei. Die These des Lesers: Der günstige Verkaufspreis, zudem ohne die in anderen Ländern seinerzeit vorgeschriebene Goldabgabe für solche Münzen, bewirkte, dass hohe Stückzahlen geprägt und zu Anlagezwecken verkauft wurden.
Dietmar Kreutzer
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