Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!
Der Bonner Augenarzt Dr. K. Schmidt prägte von 1961 bis 1967 viele Reichsgoldmünzen zu 20,– 10,– und auch 5,– Mark nach. Den Vertrieb übernahm seine Schwester Ilona Hausmann. Sie offerierte „originalgetreue Reichsgold-Nachprägungen“, die in großer Zahl auf modernsten Maschinen gefertigt wurden und den Originalen so ähnlich waren, dass selbst Fachleute Mühe hatten, diese sofort als Fälschungen zu erkennen. Und man konnte sich nicht über mangelnde Nachfrage beklagen, denn seinerzeit begann der „Boom“ des Münzensammelns und Originale waren, wenngleich sehr viel billiger als heute, nicht beliebig zu beschaffen.
So blühte dieses Geschäft und viele Sammler griffen zu. Namhafte Numismatiker, wie Kurt Jaeger oder Willy Fuchs, Vorsitzender der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte, wandten sich an Politiker und Minister, doch Dr. Schmidt hatte eine Gesetzeslücke ausgenutzt, die zwar das Prägen von gültigen Zahlungsmitteln, nicht aber die Nachprägung von ungültigem Geld unter Strafe stellte. Erst im April 1967 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass die Herstellung und der Vertrieb nachgeahmter und nicht gekennzeichneter Münzen strafbar sei. Doch Dr. Schmidt nutzte alle Mittel des Rechtsstaats, legte Berufung ein und prägte fleißig weiter, bis dieser Antrag endlich abgelehnt wurde. Erst ab 1. 1. 1975 trat eine entsprechende Gesetzesänderung in Kraft, sodass dem Augenarzt endlich das Münzhandwerk gelegt wurde.
Doch viele Jahre waren vergangen, in denen diese Falsifikate in Handel und Sammlungen flossen. Banken und Münzhändler sortierten die zweifelsfrei als falsch erkannten Stücke aus ihren Beständen aus und ließen sie einschmelzen. Doch in vielen Sammlungen, die seinerzeit angelegt und teilweise komplett vererbt wurden, schlummern bis heute die Schmidtschen Produkte unerkannt. Und oft gibt es herbe Enttäuschungen, wenn bei einem Verkauf gerade die Spitzenstücke als solche vom Händler aussortiert werden und für die nur der Metallwert bezahlt wird.
Von „guten“ und „schlechten“ Fälschungen
Was die Qualität der Falsifikate angeht, so sprechen Fachleute von gefährlichen Fälschungen dann, wenn diese nicht sofort als solche zu erkennen sind. Zu diesen gehören die beschriebenen Goldstücke des Dr. Schmidt. Besonders bei dem beliebten und heute sehr teuren Goethe-Fünfer (5 Mark 1932, Jaeger-Nr. 351) gibt es sehr viele solcher raffinierten Nachahmungen. Auch Fachleute müssen gelegentlich Kollegen konsultieren, besonders erfahrene Numismatiker fungieren als Gutachter, erstellen Expertisen und bescheinigen die Echtheit mit einem Zertifikat.
Gerade bei solchen hochwertigen Stücken sollte man die im Vergleich zum Kaufpreis geringen Kosten für einen Gutachter nicht scheuen. Diese Spezialisten haben nicht nur viele echte und falsche Münzen in ihrem Leben gesehen, meist verfügen sie auch über entsprechende Vergleichsstücke, die oft unbedingt notwendig sind für die sichere Auskunft: „echt“ oder „falsch“.
Der beste Schutz vor Fälschungen ist jedoch, Münzen aus zuverlässigen Quellen, beispielsweise beim Fachhandel, zu kaufen. Immer wieder werden gerade in den Mittelmeerländern und in arabischen Staaten „frisch gefundene“ antike Münzen unter der Hand angeboten. Manchmal sind dies sehr primitive Nachahmungen, doch andere sind recht gut gelungen und werden nur vom Fachmann als falsch erkannt. Dringend abraten muss man immer vor sogenannten „Gelegenheiten“. Wenn auf Flohmärkten oder auf Börsen Unbekannte einen Goethe-Fünfer oder auch billigere Stücke zu Preisen anbieten, die deutlich unter dem üblichen Niveau liegen, dann sollten alle Alarmglocken läuten.
Die Fälscher arbeiten teilweise bandenmäßig und wissen sehr wohl, wo und wie sie ihre Produkte verkaufen können. So ist ein Fall bekannt geworden, wo ein vertrauenswürdiges „Mütterchen“ bei mehreren Sammlern erschien, die in der Zeitung annonciert hatten. Sie erklärte glaubhaft, dass ihr Mann kürzlich verstorben sei und sie gar keine Ahnung habe, was die von ihm gesammelten Münzen eigentlich wert seien. Man wurde sich meist schnell handelseinig und die alte Dame entschwand auf Nimmerwiedersehen, nachdem sie eine beachtliche Summe für ihre angebliche Erbschaft kassiert hatte. Die Stücke waren allesamt falsch, wie ein Fachmann auf den ersten Blick feststellte.
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