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Hessen schenkt dem Berliner Münzkabinett historische Fälscherwerkzeuge

Ebenso alt wie das geprägte Geld sind die damit verbundenen Verbrechen. Einen einzigartigen Aufschluss über die historischen Techniken von Münzfälschern gibt die Sammlung von Fälschungswerkzeugen von Carl Wilhelm Becker (1772–1830). Jetzt wurde sie dem Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, geschenkt.


Sie sind ein Highlight der aktuellen Ausstellung „Lange Finger – Falsche Münzen. Die dunkle Seite der Numismatik“, die historischen Münzfälscherwerkzeuge von Carl Wilhelm Becker. Auch nach Ende dieser Sonderausstellung, die noch bis zum 21. September 2025 im Bode-Museum zu sehen ist, wird das Konvolut im Münzkabinett verbleiben. Bei einem Festakt in Anwesenheit des hessischen Kulturministers Timon Gremmels wurden die 592 Objekte aus den Beständen des Römerkastell Saalburg am Donnerstag, dem 10. April 2025, in das Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: „Wir danken dem Land Hessen für diese bedeutende Schenkung, die die Sammlung des Münzkabinetts bereichert und für die Forschung zu Fälschungen überaus bedeutsam ist. Es zeigt sich einmal mehr, wie stark die SPK mit den Ländern verbunden ist und welch gute Kooperationen hier möglich sind.“ Hessens Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels, der anlässlich der Übergabe ebenfalls sprach, äußerte sich so: „Beckers Fälschungen stellen uns vor die Herausforderung, die Integrität von Sammlungen zu wahren und gleichzeitig die Fälschungen als Teil der Geschichte anzuerkennen. Mit der Übergabe dieser Münzstempel drücken wir Wertschätzung und Verantwortung aus: Kulturgüter sind nicht nur materielle Objekte, sondern Träger von Geschichte und Identität. Ich danke der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für die gute Zusammenarbeit. Wir müssen weiterhin Brücken bauen, um den Austausch von Wissen und Verständnis auch über Ländergrenzen hinaus zu fördern.“



Einige Stempel von Becker konnten von den Besuchern des Festaktes in die Hand genommen werden.

Fotos: Dietmar Kreutzer



Carl Wilhelm Becker (1772–1830) ist der bekannteste Fälscher antiker Münzen in Deutschland aus der Zeit des Klassizismus. Er war mit vielen prominenten Sammlern dieser Zeit bekannt. Seine Fälschungen sind bis heute gefährlich, immer wieder tauchen sie unerkannt in Auktionen auf. Becker benutzte dieselbe Prägetechnik wie die Antike: eine Hammerprägung mit einem festen Unter- und einem beweglichen Oberstempel, zwischen die der Münzschrötling gelegt wurde. Die Tochter von Carl-Wilhelm Becker, Elise Becker, schenkte im Jahr 1910 dem Saalburgmuseum in Bad Homburg vor der Höhe 592 Stempel ihres Vaters. Auf Befehl von Kaiser Wilhelm II. wurden diese als Dauerleihgabe dem Berliner Münzkabinett überwiesen. In fünf Frachtkisten, die zusammen 322 Kilogramm wogen, gelangten sie 1911 nach Berlin. Es wurde eigens ein Vitrinenschrank für diese Stempel gebaut, in dem sie auch heute noch aufbewahrt werden. In das Eigentum des Münzkabinetts ging mit der Schenkung Hessens nun der gesamte Bestand der Prägewerkzeuge, 302 Oberstempel, 284 Unterstempel, acht Punzen und ein Gesenk über. Beckers Tagebücher, die bereits im Jahr 2023 für das Münzkabinett erworben werden konnten, bieten einen Einblick in seine Arbeitsweise, sein Agieren als Händler, seine Kunden und Kontakte. Die systematische Auswertung dieser wichtigen Quellen hat gerade erst begonnen. Sie werden nun mit den Fälscherwerkzeugen dauerhaft im Münzkabinett vereinigt. Bernhard Weisser, Direktor des Münzkabinetts: „Das Münzkabinett ist nicht nur ein Museum, sondern es ist auch ein Forschungsinstitut. Die Schenkung der Fälschungswerkzeuge von Carl Wilhelm Becker komplettiert nun unsere Archivmaterialien zu diesem bekanntesten deutschen Münzenfälscher des Klassizismus: die Prägestempel, Tagebücher, Fälschungen und Abschläge, insgesamt über 1.000 Objekte, bieten tiefe Einsichten in die dunkle Seite der Numismatik.“



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