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Helmut Caspar

„Gestern noch auf hohen Rossen …“ – Reiterdarstellungen als reizvolles Sammelgebiet


Ein Vierergespann schmückt die Dekadrachme aus Syrakus (nach 405 v. Chr.), auf der Rückseite umkreisen Delphine die Quellennymphe Arethusa [Künker 182/121]


Seit es Münzen gibt, hat man auf ihnen Menschen, Tiere und Pflanzen dargestellt, um die bedeutendsten Motive zu nennen. Da Pferde wichtig waren, um schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen und Lasten zu transportieren, aber auch weil man mit ihnen Kriege führte und sie bei Sportkämpfen eine im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle spielten, ist es nicht verwunderlich, dass man sie auch auf geprägtem Metall verewigte. Wer Kataloge griechischer und römischer Münzen sowie solche aus dem Mittelalter und der Neuzeit systematisch durchforstet, wird auf interessante, manchmal hochkünstlerisch ausgeführte Darstellungen von Reitern, aber auch Pferde ganz allein finden. Im Wappenwesen spielen sie eine Rolle – sie sind beispielsweise in Niedersachsen als weißes Sachsen- oder Welfenross auf rotem Grund überall präsent.


Landgraf Ludwig III. von Thüringen erscheint auf dem Brakteaten aus dem späten 12. Jahrhundert mit Fahne in voller Rüstung hoch zu Ross [Künker 335/3165]

Bei Gott ist Rat und Tat Angesichts der herausragenden Rolle, die Pferde im Militär- und Wirtschaftswesen spielten, ist es nicht verwunderlich, dass man sie hegte und pflegte. Man hat sie sich viel Geld kosten lassen und manchmal edle Ställe und Trainingsplätze für sie errichtet. In Berlin wurde um 1790 eine Hochschule für Tiermediziner und speziell für „Pferdeärzte“ eingerichtet, wie man damals sagte. Nur die besten und teuersten, oft von weither geholten Gespanne durften die teuren Kutschen ziehen. Auf mittelalterlichen Miniaturen sieht man farbig kostümierte Rittersleute hoch zu Ross bei Turnieren aufeinander stürmen. Große und kleine Fürstlichkeiten ließen sich auf ihnen sitzend im Glanz ihrer kostbaren Eisenrüstungen porträtieren. Der alte Spruch „Gestern noch auf hohen Rossen, heute in die Brust geschossen“ bringt auf den Punkt, dass selbst ganz oben auf der gesellschaftlichen Stufenleiter angesiedelte Fürstlichkeiten und Adelsleute sich ihres Lebens nie sicher sein durften, denn sie konnten, wenn es schlimm kam, mit und ohne Pferd ganz tief fallen.

Der doppelte Reitertaler des römisch-deutschen Kaisers Maximilian I. von 1509 war nicht zum Bezahlen gedacht, sondern wurde als Schauguldiner an Verwandte, Freunde und Verbündete verschenkt [Frühwald 125/10]


Münzen und Medaillen mit Pferdedarstellungen sind ein beliebtes Sammelgebiet, für das der Handel ein breites Angebot bereit hält. Da gibt es die Mansfelder Segenstaler, auf denen man den Heiligen Georg sieht, wie er vom Pferd einen gräulichen Lindwurm ersticht. Beliebt waren als Amulett zum Schutz vor Krankheit und Tod die Taler mit dem Spruch BEI GOT IST RATH UND THAT. 1915, im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs, hat man anlässlich der hundertjährigen Zugehörigkeit der Grafschaft Mansfeld zu Preußen ein Dreimarkstück mit diesem Motiv geprägt und damit die wohl schönste Münze der deutschen Kaiserzeit produziert. Der in England als Landesheiliger verehrte Heilige Georg findet sich auch heute, allerdings eleganter gestaltet, auf Goldmünzen mit dem Bildnis der im September verstorbenen Königin Elizabeth II., die ein inniges Verhältnis zu Pferden pflegte.


Der Heilige Georg als Drachentöter schmückt ein Sovereign von 1985 mit dem Porträt von Elizabeth II. [NY Sale 58/1193]

Silberne Riesen aus Braunschweig Große und kleine Fürsten ließen sich auf ihren Geprägen als stolze, unnahbare Reiter abbilden. Sie hatten das Privileg, von Bildhauern auf hohen Sockeln dargestellt zu werden. Zu nennen sind hier vor allem die großen, schwergewichtigen und teuren Löser braunschweigischer Herzöge im Wert von mehreren Talern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ihren Untertanen war aufgetragen, sie zum Nennwert zu kaufen und bei sich zu behalten, um sie in Kriegs- und Notfällen bei den Landeskassen wieder einlösen zu können. Beliebte Motive auf diesen silbernen Riesen waren der Herzog mal nach links, mal nach rechts reitend, mal mit Hut und mal ohne, in spanischer Hoftracht oder voller Rüstung. In größerer Zahl sind Löser mit Darstellungen von Pferden über Bergbaulandschaften überliefert. Wer sich nicht auf dem Pferd sitzend darstellen wollte, beließ es mit einer stehenden Figur oder einem Brustbild.


Der dreifache Lösertaler des Herzogs Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg von 1664 zeigt das springende Welfenross über einer Bergbaulandschaft [Gorny & Mosch 205/4250]

In das Thema „Pferde auf Münzen und Medaillen“ passen auch Prägungen, die anlässlich von sportlichen Ereignissen aller Art zur Auszeichnung der Sieger, aber auch zu Erinnerungszwecken an Teilnehmer vergeben wurden und werden. Wenn Pferde- und Münzfreunde nach ihnen systematisch zu suchen, werden sie bald fündig werden und können mit der Zeit eine interessante Spezialsammlung aufbauen, die dann auch auf andere Bereich des großen Thema „Tiere auf Münzen und Medaillen“ ausgeweitet werden kann.


Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, triumphiert auf dem Fehrbelliner Siegestaler von 1675 über seine schwedischen Feinde [Leipziger Münzhandlung 84/2184]

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