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Geschichte und Symbolik der Sixpence-Münze im Irischen Freistaat

Die Sixpence-Münze (6d; irisch: réal oder reul, irische Aussprache: [ɾˠeːlˠ] RALE) war eine wichtige Währungseinheit des Irischen Freistaats, die vor der Einführung des Dezimalsystems im Jahr 1971 verwendet wurde. Sie hatte einen Wert von 1⁄40 eines Pfundes oder 1⁄2 eines Shillings und spielte eine zentrale Rolle im Geldsystem des Landes. Die Münze, die mit einer reichen Symbolik und Geschichte verbunden war, repräsentierte sowohl die wirtschaftliche als auch die kulturelle Identität Irlands in einer Zeit bedeutender politischer Veränderungen.


Herkunft des Namens und historische Bedeutung


Die Bezeichnung réal stammt vom spanischen Wort real, welches ursprünglich eine Währungseinheit bezeichnete, die in vielen spanischen Kolonien sowie im spanischen Mutterland verwendet wurde. Diese Verbindung zu einer historischen internationalen Währung spiegelt sich in der Geschichte des Irischen Freistaats wider. Im 19. Jahrhundert hatte das britische Pfund Sterling ungefähr einen Wert von fünf US-Dollar, und ein Dollar war wiederum in etwa acht reales wert, was bedeutete, dass ein real gleichwertig mit 1⁄40 eines Pfundes war. Diese historische Verbindung zeigt, wie die Irische Währung mit internationalen Währungseinheiten verflochten war.


Die alternative Schreibweise reul wurde im Münzgesetz von 1926 verwendet, und diese Bezeichnung war auch auf einigen frühen Münzausgaben zu finden. Doch die Rechtschreibreform von 1947 setzte den Begriff réal als Standardbezeichnung durch. Diese Reform war Teil einer breiteren Bestrebung, die irische Sprache im öffentlichen Leben zu stärken und zu vereinheitlichen, was zu einer umfassenden Erneuerung der irischen Identität führte.



6 Pence (Irland, 1928, Nickel, 4,5 Gramm, 21 mm)

Bildquelle: Numismatic Guaranty Company


Material und Produktion der Sixpence-Münze


Zu Beginn, nämlich ab 1928, wurde die Sixpence-Münze aus Nickel geprägt, einem robusten Metall, das sich als besonders widerstandsfähig gegen Abnutzung erwies. Nickel war im frühen 20. Jahrhundert ein weit verbreitetes Material für Münzen und bot eine gute Haltbarkeit für den täglichen Gebrauch. Diese frühen Nickel-Sixpence waren sehr langlebig und hielten sich gut im Umlauf, da sie selbst bei intensiver Nutzung nur geringe Abnutzungserscheinungen zeigten.


Jedoch stieg der Preis für Nickel im Laufe der Jahre, was dazu führte, dass die Münzprägung im Jahr 1942 auf eine neue Legierung umgestellt wurde: Cupronickel. Diese Legierung bestand zu 75 % aus Kupfer und zu 25 % aus Nickel. Während Cupronickel zwar immer noch relativ langlebig war, erwies sich diese neue Münze als weniger beständig gegenüber Abnutzung als das ursprünglich verwendete Nickel. Der Durchmesser der Sixpence-Münze lag bei 21 mm (0,825 Zoll), das Gewicht bei 4,53593 Gramm. Die Münze war also von bescheidenen Abmessungen, aber aufgrund der Materialänderung und des Designs ein bedeutendes Sammlerstück.

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6 Pence (Irland, 1964, Kupfer-Nickel, 4,5 Gramm, 21 mm)

Bildquelle: Numista, Zanzibar.Orc.Coins


Das Design der Münze: Symbolik und künstlerische Bedeutung


Das Design der Sixpence-Münze war von großer symbolischer Bedeutung und wurde von dem englischen Künstler Percy Metcalfe entworfen. Percy Metcalfe war ein renommierter Münz- und Medaillengestalter, der durch seine Entwürfe für den Irischen Freistaat zu internationalem Ruhm gelangte. Im Rahmen eines Wettbewerbs, bei dem mehrere bekannte Bildhauer eingeladen wurden, Entwürfe für die Münzen des neu gegründeten Irischen Freistaats zu schaffen, setzte sich Metcalfe durch. Die Wahl des Designs für die Sixpence fiel auf einen Irischen Wolfshund, ein Symbol von Stärke, Loyalität und irischer Identität.


Der Irische Wolfshund, der auf der Münze abgebildet ist, war nicht nur ein nationales Symbol, sondern auch ein wichtiges kulturelles Erbe Irlands. Diese Hunderasse, die zu den ältesten der Welt zählt, spielte eine bedeutende Rolle in der irischen Geschichte und wurde mit der Geschichte des Landes in Verbindung gebracht, da sie einst in großen Teilen Irlands heimisch war. Der Wolfshund wurde häufig als Wach- und Jagdhund eingesetzt und symbolisierte die irische Unabhängigkeit und das Erbe der Nation.


Die Gestaltung der Vorderseite: Die irische Harfe und die Bedeutung des Designs


Die Vorderseite der Münze zeigte die irische Harfe, eines der bekanntesten nationalen Symbole Irlands. Die Harfe wird seit Jahrhunderten mit Irland in Verbindung gebracht und ist heute noch Bestandteil des irischen Staatswappens. Die Harfe wurde oft als Symbol für die irische Kultur, Musik und Geschichte genutzt. Diese Symbolik spiegelte die tiefe kulturelle Verbundenheit der Münze mit Irland wider und verlieh der Sixpence-Münze eine starke nationale Identität.


Zwischen 1928 und 1937 war das Datum auf der Vorderseite der Münze beidseitig der Harfe angeordnet, wobei der Schriftzug Saorstát Éireann (übersetzt: „Irischer Freistaat“) die Münze umgibt. Diese Bezeichnung war der offizielle Name des Landes während der Zeit, in der Irland noch ein dominion des Britischen Empire war, aber bereits auf dem Weg zur vollständigen Unabhängigkeit. Ab 1938, als Irland zur Republik wurde, änderte sich die Inschrift auf der Münze auf Éire, was die neue Staatsbezeichnung des Landes widerspiegelte. Das Design wurde entsprechend angepasst, und das Datum wurde von der linken Seite der Harfe auf die rechte Seite verschoben.


Der Irische Wolfshund und seine Bedeutung: Wer ist der Hund auf der Münze?


Ein interessantes Detail über das Design der Münze ist die Darstellung des Hundes, der von vielen als ein Irischer Wolfshund identifiziert wird. Einige Spekulationen gehen davon aus, dass der Hund auf der Münze möglicherweise Master McGrath darstellt, ein berühmter irischer Windhund, der im 19. Jahrhundert in County Waterford gezüchtet wurde. Master McGrath war bekannt für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten im Windhundrennen und hatte in seiner Zeit fast legendären Status.


Es gibt jedoch keine definitive Bestätigung, dass der Hund tatsächlich Master McGrath ist. Es bleibt unklar, ob Metcalfe bei der Gestaltung der Münze diesen berühmten Windhund als Modell verwendete oder ob der Hund eine symbolische Darstellung des Irischen Wolfshundes ist. Aufgrund der Tatsache, dass Windhunde nicht in Irland heimisch sind, glauben viele, dass es sich bei dem Hund auf der Münze um einen Irischen Wolfshund handelt, da diese Hunderasse als nationales Symbol für Irland weit verbreitet war. Das Tier Master McGrath auf dem Master-McGrath-Denkmal in Waterford zeigt zwar gewisse Ähnlichkeiten mit dem Design der Münze, doch die Unterschiede lassen darauf schließen, dass es sich um zwei verschiedene Hunde handelt.


Das Ende der Sixpence-Münze und ihre Ersetzung durch Dezimalwährung


Obwohl die Sixpence-Münze weiterhin geprägt wurde, war sie ursprünglich nicht für den langfristigen Umlauf nach der Einführung des Dezimalsystems vorgesehen. Es wurde erwartet, dass die Münze mit den neuen Dezimalmünzen im Vereinigten Königreich umgestellt würde, auf einen Wert von 2+1⁄2 neuen Pennies, ähnlich wie die gleichwertige Münze im britischen Währungssystem. Tatsächlich wurde die Sixpence-Münze bis zum Jahr 1969 weiter geprägt, jedoch nie in das Dezimalsystem überführt. Stattdessen wurde die Münze 1969 endgültig aus dem Umlauf genommen. Sie war die letzte alte Münze, die nicht in das neue Währungssystem aufgenommen wurde.


1990 gab die irische Zentralbank bekannt, dass der neue Dezimal-Penny das Wolfshund-Design der Sixpence übernehmen würde. Dieser Plan wurde jedoch aufgrund der bevorstehenden Einführung des Euro 2002 verworfen, und die Gestaltung des Dezimal-Pennys wurde nicht mehr angepasst.


Fazit: Die Sixpence-Münze als Kulturgut


Die Sixpence-Münze des Irischen Freistaats ist nicht nur ein faszinierendes numismatisches Objekt, sondern auch ein starkes Symbol für die irische Geschichte, Kultur und nationale Identität. Durch ihre künstlerische Gestaltung, die tief verwurzelte Symbolik und ihre Rolle als Zahlungsmittel in einer Übergangszeit in der Geschichte Irlands bleibt die Sixpence-Münze ein wichtiges Erbe der irischen Währungs- und Kulturgeschichte. Sie erzählt die Geschichte eines Landes auf dem Weg zur Unabhängigkeit, das sich stolz seiner kulturellen Wurzeln bewusst war.


Andreas Raffeiner

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