Ein König, von dem wir bis heute recht wenig wissen, ist Antimachos I. von Baktrien. Laut Oliver Hoover gibt es von ihm nämlich nur eine Steuerurkunde aus Sangcharak in Afghanistan, die beweist, dass er zusammen mit seinen Söhnen (?) Eumenes und Antimachos II. regiert hat (Regierungszeit um 174-165 v. Chr.). Münzfunde belegen ferner, dass er in Teilen Baktriens, Arachosiens und Paropamisadai herrschte. Weil es von ihm keine Münzen mit indischen Umschriften gibt, nimmt die Fachwelt an, dass sich die Territorien, die er südlich des Hindukusch regierte, auf die hellenisierten Satrapien Arachosien und Paropamisadai beschränkten und Gandhara nicht mehr zu seinem Herrschaftsgebiet gehörte. Ghandara, so Hoover, scheint dagegen unter Agathokles, Apollodotos I. und Antimachos II. aufgeteilt gewesen zu sein.
Zu den Silbermünznominalen, die er während seiner Regierungszeit emittierte, zählen: Tetradrachmen, Drachmen, Hemidrachmen und Obole. Diese motivgleichen Münzen zeigen auf ihren Vorderseiten die drapierte und diademierte Büste des Königs mit Kausia (makedonischer Kopfbedeckung) und auf ihren Rückseiten den Meergott Poseidon mit nacktem Oberkörper, langem Dreizack in seiner Rechten und einem großen Palmwedel in seiner Linken.
Die Münzlegenden lauten auf BASILEOSTHEOU / ANTIMAXOU ([Münze] des Königs und Gottes Antimachos). Bezüglich des Beinamens „Gott“, den Antimachos in dieser Münzlegende führt, sagt Hoover: „It has been suggested that the addition of the epithet Theos („God“) was inspired by the titulature of the contemporary Seleukid king, Antiochos IV, but this is far from clear.“ (Oliver Hoover: Handbook of Coins of Baktria and Ancient India, Lancaster/London 2013, S. 35). [Es ist suggeriert worden, dass das Hinzufügen des Beinamens („Gott“) von der Titulatur des zeitgenössischen Seleukidenkönigs Antiochos IV., inspiriert wurde, allerdings ist dies längst nicht geklärt. – Übersetzung: Michael Kurt Sonntag].
Aber warum wählte Antimachos I. ausgerechnet Poseidon zum Rückseitenbild seiner Silbermünzen, wo sein Regierungsgebiet doch nirgends an ein Meer oder einen Ozean grenzte. Nun, wenn man sich vergegenwärtigt, das Poseidon nicht nur Meergott, sondern auch Gott der Erdbeben und der Pferde war, dann wird vielleicht nachvollziehbar, warum Poseidon auserwählt wurde. Laut Hoover liegt eine andere mögliche Erklärung vielleicht aber auch darin, dass Poseidon als die griechische Entsprechung des Hindu-Gottes Shiva gesehen wurde. Die traditionelle Waffe Shivas war ja ebenfalls der Dreizack und man assoziierte ihn mit dem großen indischen Strom Ganges.
Raritätsangaben nach Oliver D. Hoover:
Abb. 1 = S[carce] (60-200 Ex.)
Abb. 2 = R1 (25-60 Ex.)
Abb. 3 = R1 (25-60 Ex.)
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