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Helmut Kahnt

Belagerungsmünze


Belagerungsmünze von Jülich, 7,49 g, Silberklippe zu 20 Stübern, 1621. Bildquelle: Wikipedia, www.cngcoin.com

Eine Gruppe der Notmünzen, die in einer belagerten Stadt oder Festung zur Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs angefertigt und ausgegeben wurden. Sehr häufig sind die Belagerungsmünzen klippenförmig, manchmal sogar aus Tafelgeschirr herausgeschnitten und gestempelt (so z. B. bei den Belagerungen Landaus und Jülichs).

Falls nicht genügend Silber vorhanden war, wich man auf unedle Metalle oder andere Materialien (Kupfer, Zinn, in einigen Fällen sogar Papier [Kolberg 1806] und Pappe [Leiden 1574]) aus. Dieses Geld erhielt dann Zwangskurs und sollte später gegen Kurantgeld eingewechselt werden, was allerdings oft nicht realisiert wurde.

Auch durch Gegenstempelungen wurden Münzen zu Belagerungsmünzen, z. B. in Wismar 1715 während des Nordischen Krieges. Durch die Gegenstempelung wurden die Münzen höher tarifiert, und der dadurch überschießende Teil der zur Stempelung eingereichten Münzen konnte einbehalten werden (natürlich wurde mit dieser Methode nicht eine Münze mehr geschaffen, lediglich die Geldmenge wurde erhöht).

Das Münzbild der Belagerungsmünzen war im Allgemeinen sehr einfach gestaltet, meistens eine Zweckinschrift und das Stadtwappen. Es kommen aber auch die Wappen der Fe- stungskommandanten (z. B. Braunau, Landau) oder sogar dessen Brustbild (Tournai) vor. Auch das Nominal wurde in meistens abgekürzter Form aufgebracht.

Nach Kroha soll die älteste Belagerungsmünze aus der Belagerung von Pavia 1524 stammen. Es gibt aber mindestens eine frühere Prägung aus der Belagerung von Brescia 1515. Erste deutsche Belagerungsmünzen entstanden 1529 in Wien (TVRK BELEGR WIEN). Naturgemäß kam es besonders bei größeren Kriegen zur Ausprägung von Belagerungsmünzen. Das war z. B. der Fall im niederländischen Unabhängigkeitskrieg (Achtzigjähriger Krieg) gegen Spanien im 16./17. Jh., während des englischen Bürgerkriegs 1642-1648, während des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis 1648, im Spanischen Erbfolgekrieg 1701 bis 1714 sowie in den napoleonischen Kriegen des frühen 19. Jh. (z. B. Antwerpen, Cattaro, Zamosc, Zara).


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