Polens über tausendjährige Geschichte war ein ständiges Auf und Ab. Großer territorialer Ausdehnung bis hinein in das heutige Russland und eine beherrschende Stellung im Ostseeraum folgten Perioden des Niedergangs und der Abhängigkeit von fremden Mächten. Im 18. Jahrhundert kam es schließlich zur Teilung und Zerschlagung des Königreichs. Die polnische Münzgeschichte begann mit bescheidenen Denaren und Pfennigen, es folgten Goldgulden sowie Taler und andere Silbermünzen. Bestandteil des königlichen Wappens war stets der weiße polnische Adler und ein mit Schwert bewaffneter Reiter, der für das Großfürstentum Litauen steht.
Bis in die Gegenwart fehlt der Landesadler auf keinem der in der Warschauer Münze geprägten Geldstücke. Der hochmoderne Betrieb fertigt die von Sammlern begehrten Münzen mit Bildnissen polnischer Künstler und Gelehrter sowie Szenen aus der Landesgeschichte. Beliebte Motive sind weiterhin Bauwerke wie die Königsschlösser in Warschau und Krakau sowie Kirchen und Stadtansichten, aber auch sportliche Ereignisse und Belege für die Naturschätze des Landes.
Von barockem Glanz und Elend geprägt war Polens „augusteische“ Periode zwischen 1697 und 1763, benannt nach dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August I., besser bekannt als August der Starke, und seinem Sohn Friedrich August II. Als polnische Könige waren sie unter den Bezeichnungen August II. und August III. bekannt. Sie prägten das Antlitz von Warschau, der zweiten Residenz nach Dresden. Auf August III. folgte König Stanislaus August, ein Angehöriger des polnischen Fürstenhauses Poniatowski. Er ging als reformorientierter Herrscher in die Geschichte ein, und er war es auch, der in Warschau eine hochmodern eingerichtete Geldfabrik gründete. Aus diesem Anlass wurde 1766 eine von Johann Philipp Holtzhäusser gestaltete Medaille geprägt, die zweihundert Jahre später als Kopie noch einmal aufgelegt wurde. Dieses Stück ist Teil meiner Sammlung. Sie zeigt die für die Münzprägung zuständige antike Göttin Juno Moneta, die an eine mit dem polnischen Wappen verzierte Spindelpresse gelehnt ist und das Bildnis des Königs betrachtet. Im Hintergrund ist die Silhouette der Hauptstadt Warschau zu erkennen. Die lateinische Inschrift auf der Rückseite lobt Stanislaus August als Gründer der für das öffentliche Wohl tätigen Münzanstalt.
Medaille 1966
Land: Polen
Künstler: Johann Philipp Holtzhäusser
Datierung: 1966 (Kopie)
Vorderseite: Juno Moneta an Spindelpresse, Warschau im Hintergrund
Rückseite: Zwölfzeilige Inschrift
Material: Kupfer versilbert
Größe: 68 mm
Gewicht: 119 Gramm
Der letzte polnische König musste tatenlos zusehen, wie sein Reich von den umliegenden Großmächten Russland, Österreich und Preußen nach und nach zerstückelt wurde. Als souveräner Staat verschwand Polen bis 1918 ganz von der Landkarte. Die Polnischen Teilungen und das anschließende Schicksal des Landes sind als nationales Trauma tief im Bewusstsein der Polen verankert und sicher ein Grund für die aktuelle Furcht vor Expansionsgelüsten des heutigen Russland unter Wladimir Putin.
Eine weitere Medaille aus meiner Sammlung feiert den Wiederaufbau der Mennica Warszawska 1946 mit einer Spindelpresse und einer Inschrift im Lorbeerkranz. Das aus der frühen Neuzeit stammende Prägegerät mit dem kugelbewehrten Schwungarmen steht pars pro toto für die Münztechnik schlechthin und passt gut in eine Sammlung zum Thema „Numismatica in nummis“. Aus der mit „mw“ zeichnenden Warschauer Münze gingen neben unzähligen Kurs- und Gedenkmünzen auch zahllose Medaillen hervor, die künstlerisch sehr aufwändig und auch technisch anspruchsvoll Ereignisse und Gestalten der Landesgeschichte feiern und ein sehr schönes, wegen der Fülle der Ausgaben aber schwer zu komplettierendes Sammelgebiet darstellen.
Medaille 1946
Land: Polen
Datierung: 1946
Vorderseite: Spindelpresse, darum vier Münzen
Rückseite: Inschrift im Lorbeerkranz
Material: Kupfer versilbert
Größe: 35 mm
Gewicht: 19 Gramm
Helmut Caspar
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