Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!
„Erst besinn’s, dann beginn’s“ – so lautet ein alter Spruch. Dies trifft im übertragenen Sinne auch für den Aufbau einer Münzsammlung zu. Manche Menschen bezeichnen sich als „Praktiker“. Sie sind Autodidakten und meinen „grau ist alle Theorie“ und lehnen es selbst ab, Gebrauchsanweisungen für neu gekaufte Geräte zu lesen. Sie probieren halt alles erst einmal aus. Andere sind wieder „Theoretiker“, die systematisch an jede Sache herangehen und auch einfache Dinge möglichst genau vorausplanen möchten. Wie dem auch sei, irgendwann wird jeder Münzsammler feststellen, dass es ohne Literatur nicht geht. Auch bei der Numismatik sind Fachbücher das wichtigste Handwerkzeug. Man ist manchmal überrascht, wie viel Geld einige Sammler für Münzen ausgeben, aber die Ausgabe für einen ordentlichen Katalog als „zu teuer“ ablehnen. Sie suchen dann mit beachtlichem Aufwand Stücke, die es gar nicht gibt, wie Umlaufmünzen von Weißrussland.
Das Angebot an Fachbüchern ist enorm. Jedes Jahr kommt eine Vielzahl von interessanten Titeln hinzu, andere, ältere Bücher werden händeringend gesucht und auf Auktionen hoch bezahlt. Nicht nur Museen und große Münzhandlungen haben eine umfangreiche Bibliothek, auch viele alte Sammler wissen, wie wichtig es ist, auf gute Werke im eigenen Heim zurückgreifen zu können.
Was man an Literatur unbedingt braucht, muss jeder Sammler für sich herausfinden. Und ebenso wie bei den Münzen gilt: Man kann nicht alles haben, was es gibt und schön wäre. Die Auswahl der im Handel befindlichen Literatur ist sehr groß und man sollte sich nicht scheuen, den Rat anderer Sammler oder eines Händlers zu suchen. In guten Münzhandlungen bekommt man schnell Informationen, welche Bücher es zu dem gesuchten Gebiet gibt – oder auch nicht. Auch über Neuauflagen und voraussichtliche Erscheinungstermine sind solche Berufsnumismatiker meist gut unterrichtet. Die Fachzeitschriften, über die noch zu berichten ist, stellen meist auch Bücher vor, sodass man sich orientieren kann.
Der Katalog – ein Wegweiser
Für viele Bereiche der Numismatik gibt es Kataloge. Bei manchen Gebieten kann man unter verschiedenen Titeln auswählen, für einige Bereiche ist das Angebot spärlich oder fehlt ganz. Manche Werke sind prächtig gebunden und farbig illustriert, aber auch hektographierte dünne Heftchen können für bestimmte numismatische Bereiche von beachtlichem Wert sein.
Wichtig erscheint die Anmerkung, dass ein Katalog immer nur ein „Leitfaden“ für den Sammler sein kann. Je nach Qualität des Buchs findet er hier mehr oder minder genau jede existierende Münze inklusive eventueller Varianten aufgeführt.
Viele, doch bei weitem nicht alle Kataloge enthalten auch Preise. Und hierzu muss angemerkt werden, dass diese auch niemals ein Dogma, sondern immer nur eine Empfehlung sind. Das muss sich der Anfänger einprägen. Über Markt- und Katalogpreise wird noch ausführlich zu sprechen sein. Doch Preise verändern sich, manchmal sogar sehr schnell. Ebenso wichtig ist es, sich bei solchen Katalogen genau das Vorwort durchzulesen. Bei verschiedenen Preisangaben muss man darauf achten, dass sich diese für unterschiedliche Qualitäten verstehen. Eine „absolute“ Preisangabe für eine Münze ohne die Qualitätsdefinition ist Unfug. Über Erhaltungsgrade wird im Zusammenhang zu Preisen noch mehr gesagt werden, hier nur nochmals soviel: Katalogpreise sind Orientierungsgrößen, keine auf den Euro genauen Bewertungen.
Nicht immer müssen Kataloge in Buchform vorliegen. In den Fachzeitschriften erscheinen für bestimmte Gebiete, wie Deutschland, Österreich und Schweiz, Euro-Länder, jeweils ständig aktualisierte Katalogseiten, gelegentlich werden auch Spezialkataloge zu anderen Ländern veröffentlicht.
Jaeger, Kurt, bearb. v. Michael Kurt Sonntag, Die deutschen Münzen seit 1871, 26. Auflage, Regenstauf 2019.
Klassiker für deutsche Münzen
Bei den deutschen Münzen seit 1871 ist der schon erwähnte Jaeger-Katalog, der im letzten Monat nun schon in der 26. Auflage erschienen ist, ein wichtiges Zitierwerk. Dies bedeutet, dass z.B. seine Nummern bis heute bei deutschen Münzen praktisch weltweit verwendet werden. Manche Sammler sprechen nur „Jaeger-Latein“ und sagen: J. 315 J, meinen damit das deutsche 4-Pfennig-Stück von 1932 mit Münzbuchstaben „J“. Und es gibt sogar Sammler, die alle Auflagen dieses beliebten Werkes ab 1942 zusammenzutragen versuchen.
Den neuen „Jaeger“ finden Sie hier.