Die jüngere Geschichte des mittelitalienischen Kirchenstaates ist wechselhaft. Von Napoleon aufgelöst und nach dem Wiener Kongress wieder hergestellt, galt er lange Zeit als Hort der Restauration: „Wirtschaftliche, politische, juristische Neuerungen, die unter der französischen Herrschaft eingeführt worden waren, wurden beseitigt und durch klerikalen Terror ersetzt. Bereits Anfang 1815 lagen dem Heiligen Offizium 737 Anklagen auf Häresie vor. Rom war nach den Worten B. G. Niebuhrs im Jahre 1817 ein Grab von Moder und Gestank.“ (Kleine Enzyklopädie Weltgeschichte, Leipzig 1964, S. 789). Erst unter Pius IX. (1792-1878) kam es 1846 zu Reformen.
Die Prägungen der Päpste fußten im 19. Jahrhundert auf dem Scudo als Währungseinheit. Mit der Einigung Italiens wurde jedoch landesweit die Lira zu 100 Centisimi zum Zahlungsmittel. Der Kirchenstaat drohte ins Abseits zu geraten: „Am 18. Juni 1866 führte Pius IX. die Lira-Währung ein, die der italienischen Währung entsprach. Damit fand der Kirchenstaat Anschluss an die Lateinische Münzunion, eine im Jahr zuvor zwischen Belgien, Frankreich, Italien und der Schweiz getroffene Vereinbarung, die Gewicht, Gehalt, Form und Umlauffähigkeit von Gold- und Silbermünzen regelte.“ (Das Papsttum im Spiegel von Münzen und Medaillen, Regensburg 2006, S. 89).
100 Lire (Vatikan, 1866, Gold). Bildquelle: CoinFactsWiki, Sincona.
In mehreren Jahrgängen erschienen nun kleine Serien von Goldmünzen zu 100, 50, 20 und 10 Lire, außerdem verschiedene Silber-Nominale.
Der Deutsch-Französische Krieg (1870-1871) beendete dieses Kapitel der Währungsgeschichte jedoch rasch. Seiner Schutzmacht Frankreich beraubt, hatte der Papst den Okkupanten aus Italien nichts entgegenzusetzen. Mit dem Ende des alten römischen Kirchenstaates erlosch auch die Münzhoheit. Erst mit den Lateranverträgen vom 11. Februar 1929 änderte sich die Situation. Aus einem winzigen Gebiet um Vatikanpalast und Petersdom wurde ein unabhängiger Staat, der kleinste der Welt: „Von Anfang an beanspruchte dieser als eines seiner Hoheitsrechte das Münzrecht. Allerdings setzte seine Münzprägung de facto erst 1931 ein. Die damals geprägten Stücke wurden teilweise auf 1929 und 1930 vordatiert (ebenda, S. 110). Das zugehörige Münzabkommen war am 2. August 1930 geschlossen worden.
100 Lire (Vatikan, 1933, Gold). Bildquelle: Comptoir des Monnaies.
Die Münzen entsprechen in Wert, Größe und Legierung den italienischen. Im August 1931 waren die Kurienkardinäle die ersten, die einen Beutel mit neun Münzen erhielten, vom 100-Lire-Stück aus Gold bis zu einer Scheidemünze zu 5 Centisimi aus Kupfer.
Als Italien im Zuge der Weltwirtschaftskrise seine Währung abwerten musste, wurden auch die 100-Lire-Goldmünzen des Vatikans leichter. Im Jahr 1939 erschienen in Italien letztmalig für das Ausland geprägte Handelsgoldmünzen. Die Ausgaben des Vatikans, die ohnehin nur symbolischen Charakter trugen, wurden fortgesetzt. Die höchste Auflage erreichten die Münzen anlässlich des Heiligen Jahres 1933-1934, deren Stückzahl bei über 23.000 liegt. Die geringste Auflagenhöhe war 1938 zu verzeichnen. In jenem Jahr entstanden nur einige Belegexemplare. Mit jeweils 1.000 Exemplaren bewegten sich die Auflagen während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls im unteren Bereich. Das auf der Rückseite der Münzen verwendete Bildmotiv wurde mehrmals verändert. Im Jahr 1942 ist die stehende Christusfigur von einer sitzenden Caritas mit Säugling und Kindern ersetzt worden. Im Heiligen Jahr 1950 ist der Papst vor der Heiligen Pforte zu sehen, umgeben von knieenden Gläubigen. Mit 14.000 Exemplaren ist diese Ausgabe im Münzhandel relativ häufig anzutreffen. Im Jahr 1959 erschienen letztmalig Goldmünzen dieser Serie mit einer Wertangabe in Lire.. Zuletzt war das päpstliche Wappen als Motiv auf der Rückseite verwendet worden.
Angesichts des nahenden Heiligen Jahres nahm der Vatikan im Jahr 1996 die Prägung von Goldmünzen wieder auf. Bis zum Jahr 2000 erschienen jährlich eine Ausgabe zu 50.000 Lire und eine weitere zu 100.000 Lire. Nach der Umstellung auf den Euro gab es zunächst Ausgaben zu 20 und 50 Euro in Gold, später auch zu anderen Nennwerten. Hinzu kommen zahlreiche unedle Kursmünzen sowie Sondermünzen in Silber.
100 Euro (Vatikan, 2011, Gold). Bildquelle: Rheinische Scheidestätte.
Daneben sind Agenturmünzen bekannt, die im Namen verschiedener Länder auf bestimmte Päpste oder Ereignisse wie Papstbesuche ausgegeben wurden. Schwer überschaubar ist die Vielzahl an Goldmedaillen, die im Lauf der Zeit von privaten Auftraggebern herausgegeben wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen beispielsweise Medaillen im Dukatengewicht auf den Tod von Pius XII. im Jahr 1958. Anlässlich des Zweiten Vatikanischen Konzils, das 1958 bis 1963 unter Johannes XXIII. abgehalten wurde, ist eine ganze Serie von Goldmedaillen ausgegeben worden. Auch die Enzyklika Pacem in Terris von 1963 wurde mit Goldmedaillen privater Anstalten bedacht. Als weiterführende Literatur ist ein Pressebeitrag aus der Reihe Goldmünzen Europas von Rene Finn (money trend, Heft 5/2008) zu empfehlen. Detaillierte Informationen gibt es in dem Standardwerk Die Münzen der Päpste von Ulrich Nersinger (Rom 2007).