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Eine ptolemaiische Bronzemünze, die nicht von Ptolemaios geprägt wurde


In der Regel benennt die Legende einer antiken griechischen Münze ihren Prägeherrn. Lesen wir also auf einer Münze wie der nachfolgenden die Umschrift 𝛣𝛢𝛴𝛪𝛬𝛦𝛺𝛴 𝛱𝛵𝛰𝛬𝛦𝛭𝛢𝛪𝛰𝛶 ([Münze] des Königs Ptolemaios), so wird klar, Prägeherr dieser Münze ist der griechisch/ägyptische König/Pharao Ptolemaios.

Hieron II. (275–269/265–215 v. Chr.). Bronze im Namen Ptolemaios´ II. (um 264 v. Chr.). Münzstätte auf Sizilien. Bronze, 17,29 g, Ø 27 mm.

Quelle: F. R. Künker, Auktion 318 (11./12. März 2019), Los 421

Da der kleine keltische Schild im linken Münzfeld auf der Rückseite das Zeichen Ptolemaios II. Philadelphos war, könnte man die abgebildete Münze problemlos als eine dieses Königs interpretieren. Vergegenwärtigt man sich allerdings, dass die Diobole, die motivgleichen Bronzemünzen, die Ptolemaios II. in Alexandria prägen ließ, nur 15,2 g wogen und nicht 17,29 g, wie die hier gezeigte, und dass das Gros der abgebildeten Bronzemünze auf Sizilien und in Unteritalien gefunden wurde, in Gebieten also, die nicht Bestandteil des Ptolemaierreichs waren, dann liegt die Vermutung nahe, dass Prägeherr und Emittent dieser Münzen nicht die selben waren. Eine Vermutung, die sich als richtig erweist, wenn man wie Oliver Hoover oder Catharine Lorber annimmt, dass diese Bronzen vom syrakusanischen Tyrannen und späteren König Hieron II. (275–269/265–215 v. Chr.) im Namen Ptolemaios´ II. geprägt wurden. Prägeherr und Gewährsmann der Münzen war, wie die Legende besagt, Ptolemaios II., tatsächlicher Emittent jedoch Hieron II. von Syrakus.

Aber warum hätte Hieron überhaupt Münzen im Namen des Ptolemaios prägen sollen? Nun, folgt man Lorber und Hoover, so unterstützte Ptolemaios II. den Feldzug Hierons II. gegen die Mamertinoi, um die griechischen Städte Siziliens während der 260er Jahre v. Chr. effektiv zu schützen. Zu diesem Zweck sollen diese Bronzemünzen um 264 v. Chr. erst in einer ptolemaiischen oder ptolemaiisch gesponsorten Prägestätte auf Sizilien hergestellt worden sein, ehe sie schließlich, so wird vermutet, in Syrakus geprägt wurden.

Anhand der stilistischen Entwicklung des Zeusporträts auf der Münzvorderseite folgert Lorber, dass die Sizilier (Syrakusaner) am Stempelschnitt dieser Münzen zunächst nur beteiligt waren, letztlich aber die volle Kontrolle über die Münzstätte errungen hätten. Denn aus einem anfänglich idealisierten alexandrinischen Zeus wäre schließlich ein Zeusporträt sizilischen Stils geworden – so Lorber.

Dass Ptolemaios II. diese Finanzhilfe nur unter der Auflage gewährte, die Bronzemünzen mit den ptolemaiischen Bildmotiven zu versehen, um den Urheber dieser Hilfe auch propagandistisch hervorzuheben, ist durchaus denkbar, wirklich wissen wir es jedoch nicht. Ebenfalls denkbar wäre, dass Ptolemaios auch militärische Hilfe in Form von Truppen leistete, die Hieron dann mit diesen gleichsam ptolemaiisch ausschauenden Münzen bezahlt hätte. Alles was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass diese „bronzene“ Finanzhilfe im Kampf gegen die Mamertinoi nur so lange floss, so lange die Römer diesem Konflikt fern blieben. Denn nachdem sich Hieron mit Karthago gegen Messana zusammengeschlossen hatte (noch 264 v. Chr.), der ehemaligen Hochburg der Mamertinoi, Messana aber wiederum mit Rom alliiert war und auch Ptolemaios II. bereits seit 273 v. Chr. einen Freundschaftsvertrag mit Rom unterhielt, wurde die ptolemaiische Hilfe für Hieron II. eingestellt. Was folgte, war der 1. Punische Krieg (264–241 v. Chr.) zwischen Rom und Karthago. Doch das ist eine andere Geschichte.

Porträt Hierons II. auf einer seiner Bronzemünzen (um 240–215 v. Chr.). 16,85 g, Ø 27 mm. Münzstätte Syrakus.

Quelle: F. R. Künker, eLive Auktion 44 (4. April 2017), Los 30


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