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Die erste Königskrönung in Frankfurt


Am 15. März 2019 versteigert das Osnabrücker Auktionshaus Künker ein seltenes Zeugnis der deutschen Geschichte: Der nur in zwei Exemplaren bekannte Goldgulden, der in Frankfurt auf die Krönung Maximilians II. zum römisch-deutschen König geprägt wurde, erinnert nicht nur an die erste deutsche Königskrönung, die in Frankfurt stattfand, sondern auch an einen Mann, der dem religiös zerrissenen Reich eine Periode des Friedens schenkte.

Frankfurt, Goldgulden 1562 auf die Krönung Maximilians II. zum römisch-deutschen König. Von größter Seltenheit. 2. bekanntes Exemplar. Sehr schön bis vorzüglich. Aus Auktion Künker 321 (15. März 2019), Nr. 6646, Taxe: 10.000 Euro

Maximilian II. (*1527) war der älteste Sohn Ferdinands I., dem dessen älterer Bruder Karl V. das Amt des Kaisers überlassen hatte. Er wuchs in Innsbruck auf, wo ihn bedeutende Humanisten erzogen. Wann der junge Mann erste Neigungen für eine freie Auslegung des katholischen Glaubens entwickelte, wissen wir nicht, dass seine Familie sofort darauf reagierte, ist dagegen gut dokumentiert. Man schickte Maximilian ins streng katholische Spanien. Und Karl V. nahm ihn mit, als er die protestantischen Fürsten im Schmalkaldischen Krieg unterwarf. Allerdings machte Maximilian sich bei seinem kaiserlichen Onkel äußerst unbeliebt. Er hatte zu vehement für die Freilassung der protestantischen Anführer gebeten.

Maximilian II. im Alter von siebzehn Jahren. Ölgemälde von William Scrots. KHM

Kein Wunder, dass die Familie den jungen Mann mit Argwohn betrachtete. Konnte man so einem das Amt des Kaisers überlassen? Karl V. bestand darauf, dass Maximilian übergangen und sein eigener Sohn Philipp nach dem Tod Ferdinands Kaiser werden sollte.

Ferdinand I., Dukat 1557, Klagenfurt. Sehr selten in dieser Erhaltung. Vorzüglich bis Stempelglanz. Aus Auktion Künker 321 (15. März 2019), Nr. 6401, Taxe: 1.000 Euro

„Nicht päpstlich, nicht evangelisch, ein Christ“, auf uns mag diese Äußerung Maximilians modern wirken. Für seine Zeitgenossen war sie ein Skandal. Der Papst drohte, einen Kaiser abzusetzen, der so einen Sohn gezeugt hatte. Ferdinand I. schmiss daraufhin Maximilians Hofprediger raus, und Maximilian bat seine protestantischen Freunde um Hilfe. Doch die hatten noch genug von der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg. Niemand kam Maximilian zu Hilfe. Dem blieb nichts anderes übrig: Er legte 1562 ein Gelöbnis ab, im Schoß der katholischen Kirche zu bleiben. Die Familie war versöhnt und der Weg frei, Herrscher des Römischen Reichs Deutscher Nation zu werden.

Maximilian II. als römisch-deutscher Herrscher. Gotha

Am 20. September 1562 wurde Maximilian II. zum König von Böhmen gekrönt. Am 28. November 1562 erfolgte die Wahl zum deutschen König, und das ohne den Kölner Erzbischof Friedrich IV. von Wied. Dessen Vorgänger Johann Gebhard von Mansfeld war nämlich am 2. November 1562 gestorben, und obwohl das Kölner Domkapitel mit 17 Tagen geradezu in Rekordzeit einen Nachfolger wählte, gelang es dem nicht, rechtzeitig zur Wahl in Frankfurt zu sein.

Kaiser, Kurfürsten und die Stadtväter von Frankfurt nutzten dies. Seit Jahrhunderten hatte der Kölner Erzbischof den König in Aachen gekrönt, und zwar weil Aachen in seinem Metropolitanbezirk lag. Doch was unter Karl dem Großen geografisch Sinn gemacht hatte, war im 16. Jahrhundert verkehrspolitisch überholt. Frankfurt lag günstiger und verfügte über die bessere Infrastruktur. Und billiger war es auch noch, wenn man Wahl und Krönung am selben Ort durchführte. Die Politiker kamen also zu dem Schluss, man werde die Krönung am gleichen Ort zwei Tage nach der Wahl abhalten. Natürlich sei damit kein Präzedenzfall geschaffen... Nichtsdestotrotz wurde danach nie mehr ein König in Aachen gekrönt.

Krönungszug des Kaisers Matthias I. 1612 in Frankfurt

Wie die Krönungsfeierlichkeiten ausgesehen haben, darüber gibt uns ein späteres Zeugnis Auskunft. Von der Krönung Matthias’ I. haben wir eine detaillierte Bilderchronik, in der weder das große Festessen und der anschließende Tanz im reich geschmückten Rathaussaal noch das Turnier und das Festmahl auf dem Frankfurter Römer fehlen.

Das Festmahl für das Volk auf dem Römer. Einblattdruck von 1563

Wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Gelages war ein riesiger Ochse, den man mit anderen Tieren gefüllt hatte. Wir wissen von einem Hirsch, einem Schwein, einem Kalb und reichlich Geflügel, um die Lücken dazwischen zu füllen. Dieser Ochse machte so viel Eindruck, dass auch andere Kaiser nicht auf dieses Prunkgericht verzichten wollten. Noch Goethe, der am 3. April 1764 Augenzeuge der Krönung Josephs II. war, berichtet in „Dichtung und Wahrheit“: „Um den gebratenen Ochsen aber wurde diesmal wie sonst ein ernsterer Kampf geführt. Man konnte sich denselben nur in Masse streitig machen. Zwei Innungen, die Metzger und Weinschröter, hatten sich hergebrachtermaßen wieder so postiert, dass einer von beiden dieser ungeheure Braten zuteil werden musste.“

Münzen werden ins Volk geworfen. Ausschnitt aus einem Kupferstich anlässlich der Krönung von Matthias I. 1612

Zum Zeremoniell gehörte es, dass die Inhaber der Erzämter dem neuen König zu Diensten waren. Da schleppte der pfälzische Kurfürst ein Stück Ochse herbei und der König von Böhmen holte vom Stadtbrunnen, der anlässlich der Krönung Wein ausspuckte, einen Becher mit Rebensaft. Und alle warteten angespannt, bis der Erzschatzmeister seines Amtes waltete und einen Beutel mit silbernen und einen Beutel mit goldenen Münzen unter das Volk warf.

Ob das bei Künker angebotene Stück auch in diesem Beutel war? Oder ob es als Geschenk an dienstbare Geister übergeben wurde? Schließlich erhielten die Delegationen aus Nürnberg und Aachen ein reichliches Geschenk dafür, dass sie die Reichskleinodien nach Frankfurt gebracht hatten.

Mit Maximilian II. erhielt das deutsche Reich einen Herrscher, der mit allen zusammenarbeitete, um praktische Probleme in den Griff zu bekommen. Es ist also ein ganz besonderes historisches Zeugnis, das Künker am 15. März 2019 versteigern wird. Der Krönungsgulden steht für einen toleranten und pragmatischen Herrscher, für den die Religion zwar wichtig, aber nicht entscheidend war.


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