Exakt 1.000 Lose werden anlässlich der kommenden Künker-Auktion 316 im Rahmen der World Money Fair am 31. Januar 2019 versteigert. Es sind tatsächlich 1.000 Raritäten mit der Sammlung Hamburger Goldprägungen, einer Spezialsammlung Schwarzenberg und dem russischen Set Platinmünzen von 1839 aus der Sammlung Mikhailovich.
„Wer kennt die Völker, nennt die Namen“, so möchte man mit Schiller sprechen, wenn man die vielen Raritäten betrachtet, die in dem jüngsten Katalog von Künker versammelt sind. Er enthält das Material, das am 31. Januar 2019 anlässlich der 48. Ausgabe der World Money Fair zur Versteigerung kommt. Ob Altdeutschland, Reichsgold, Münzen aus aller Welt oder russische Prägungen, in jeder dieser Abteilungen sind so viele Raritäten enthalten, dass man sie nicht in einem einzigen Vorbericht aufzählen kann. Es bleibt also nichts anderes übrig als beispielhaft einzelne wenige Stücke hervorzuheben. Lesen Sie diesen Vorbericht bitte immer unter der Prämisse, dass wir für jedes genannte Kabinettstück 50 weitere übergehen.
Altdeutschland
Bayern, Preußen und Sachsen gehören zu den historisch (und numismatisch) wichtigsten deutschen Teilstaaten. Wir präsentieren aus jedem von ihnen eine Rarität: Für Bayern steht ein Doppeldukat Albrechts V., des Großmütigen von 1565. Wie es sich für einen der wichtigsten Münzsammler seiner Zeit gehört, legte der bayerische Herzog großen Wert auf herausragenden Stempelschnitt auch auf seinen eigenen Prägungen. So zeigt seine Münze ein exquisites Renaissanceporträt. Seine Sammlungen legten übrigens gleich für drei bayerische Institutionen den Grundstock: für die Bayerische Staatsbibliothek, das Antiquarium der Residenz mit seiner Sammlung antiker Skulpturen und – natürlich – für die Staatliche Münzsammlung in München.
Preußen vertritt ein doppelter Friedrichs d’or von 1753, geprägt in Kleve. Das vorzüglich Stück ist von höchster Seltenheit. Die Münzstätte in Aurich hatte dafür das Material geliefert: Französische Louis d’or im Wert von 2.040 Reichstalern.
Ein dicker, dreifacher Guldengroschen ohne Jahr – wohl das einzige bekannte Stück im Handel - kommt aus Annaberg und damit aus Sachsen. Einst lag diese Rarität der Klappmützentaler-Emission im königlichen Münzkabinett von Berlin, ehe sie in einer Auktion des Frankfurter Auktionshauses Hess im Jahr 1903 verkauft wurde. Das Stück ist numismatisch von höchstem Interesse, denn es wurde in den Jahren unmittelbar nach der Leipziger Münzordnung von 1500 geprägt, die erstmals den Tiroler Guldengroschen als sächsisches Nominal übernahm.
Traditionell wird auch die Dreifaltigkeitsmedaille des Hans Reinhart des Älteren unter Sachsen eingereiht, da dieser Medailleur und Goldschmied in Dresden geboren wurde und in Leipzig sein Hauptwerk schuf. Krönende Meisterleistung des Renaissancekünstlers ist seine Medaille mit der Darstellung des Gnadenstuhls, also des thronenden Gottvater, der auf seinem Schoß den gekreuzigten Christus hält, über dem die Taube als Zeichen des hl. Geists schwebt. Künker kann ein vorzügliches Original dieser wundervollen Medaille anbieten. Das unglaublich hohe Relief dieses Schlüsselwerks der Renaissance kam durch eine Kombination von Prägung mit der Einarbeitung vollplastischer Miniaturskulpturen und dem Auflöten von Einzelelementen zustande.
Goldprägungen von Hamburg
Der unbestrittene Höhepunkt des Kapitels Altdeutschland ist die Sammlung Dr. Gerd Gustav Weiland mit 157 Losen. Sie steht für die Tatsache, dass Hamburg nach dem Niedergang der Hanse sicher nicht an Bedeutung verlor. Im Gegenteil. Es verfügte über genügend Gold, um nicht nur städtische Dukaten herauszugeben, sondern auch die prachtvollen und währungspolitisch höchst interessanten Bankportugalöser, von denen sich eine beeindruckende Vielfalt in dieser Sammlung findet.
Die ausgebende Institution, die Hamburger Bank, war eine gemeinsame Gründung von Rat und Bürgerschaft. Ihr Geschäftslokal lag deshalb auch im Rathaus und natürlich wurden die Bankportugalöser in derselben Münzstätte hergestellt wie die ganz normalen Dukaten Hamburgs. Doch während die Motive der Dukaten kaum große Veränderungen erlebten, boten die Stücke im Gewicht von 10 Dukaten Raum für prachtvolle Darstellungen, die den Handel und die Macht Hamburgs verherrlichten. Ob der Hafen, ob die Börse oder ein Stadtplan: Die Stempelschneider setzten dafür ihr größtmögliches Können ein.
Ausgewähltes Reichsgold
Die Münzen des deutschen Kaiserreichs gehören zu den beliebtesten Sammelgebieten der Deutschen. Wem da noch etwas ganz seltenes in feinster Erhaltung fehlt, der sollte den Künker Katalog sorgfältig studieren, denn hier sind die seltensten Jahrgänge in feinster Erhaltung zu haben, so zum Beispiel 20 Mark Bayern 1913 (vz-Stgl.), 10 Mark Preußen 1878B (ss), 20 Mark Reuss ältere Linie 1875 (vz-Stgl.) und 20 Mark Sachsen-Meiningen 1882 (vz-Stgl.).
Spezialsammlung Schwarzenberg
Eine geradezu ideale Überleitung von Deutschland zu den Münzen aus aller Welt ist die Spezialsammlung Schwarzenberg, die mit 85 Losen die Geschichte eines Adelsgeschlechts von europäischer Bedeutung erzählt. Die ältesten Prägungen beschäftigen sich mit der Rückeroberung der Festung Raab am 29. März 1598 durch Graf Adolf von Schwarzenberg. Die jüngsten Stücke stammen aus dem 20. Jahrhundert.
Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass Mitglieder der Familie Schwarzenberg bis heute politisch aktiv sind. So gehört Karel Schwarzenberg (*1937) in der Tschechischen Republik zu den beliebtesten Politikern des Landes und bekleidete mehrere Ämter, darunter das des Außenministers.
Münzen aus aller Welt
Auch beim Ausland gerät man in Verlegenheit, wenn es ans Auswählen der Lose geht. Zu reich ist das Angebot an großen Seltenheiten, so zum Beispiel ein 10facher Dukat des Walter von Plettenberg (* um 1450–1535). Die prachtvolle Prägung im Gewicht von 10 Dukaten zeigt ihn in seinem Amt als Landmeister von Livland, in voller Rüstung mit Schwert und Schild. Auf der Rückseite die Muttergottes im Strahlenkranz als Patronin des Deutschen Ordens.
Damit haben wir Walter von Plettenbergs Funktion numismatisch umschrieben. Er war Landmeister in Livland, das höchste Amt also das ein Mitglied des Deutschen Ordens in Livland erreichen konnte. Berühmt wurde er, weil es ihm gelang, den Versuch des russischen Großfürsten Iwans III. zu unterbinden, das Ordensgebiet zu erobern. Damit schenkte er Livland ein halbes Jahrhundert Frieden. Und zwar nicht nur nach außen. Er entschied, nicht gegen die Anhänger Luthers vorzugehen und so auch den inneren Frieden zu erhalten.
Es ist wahrlich nicht die teuerste Münze in der Abteilung England und Großbritannien, aber sicher eine der schönsten, das Portcullis Money von Königin Elizabeth I. Es handelt sich um die erste Münze Englands, die ausschließlich für den Handel geprägt wurde. Elizabeth befahl, für den Ostindienhandel 6.000 Pfund Sterling zu Münzen zu prägen, die exakt den spanischen Reales entsprachen. Leider ein Fehlschlag, denn die Bewohner Ostindiens nahmen lieber das bekannte Original als die unbekannten Nachahmungen.
Aus dem schweizerischen Basel kommt eine Schaumünze im Gewicht von 10 Dukaten, die an die Beilegung eines Streits zwischen Regierung und Bürgerschaft im Jahre 1691 erinnert. Die Glucke, die treu für ihre Küken sorgt, wird dabei auf der Rückseite zu einem Sinnbild für die Fürsorge eines ehrlichen Rates. Das Motto „Sie nährt und beschützt“ unterstreicht ihre Rolle. Die Vorderseite zeigt die Stadt Basel am Rhein vom Norden aus gesehen.
Eine numismatische Rarität ersten Ranges stellt eine Probe zu einem Sovereign dar, die in London angefertigt wurde, um deren Prägung in Sidney vorzubereiten. Sie steht nicht nur für die Neueröffnung irgendeiner Münzstätte während eines Goldrauschs, sondern für die Entstehung der australischen Nation. Dafür spielte nämlich das Gold eine ganz besondere Rolle. Die vielen Goldsucher, die nach 1851 ins Land strömten, lösten die Gefangenen ab, die Großbritannien nach Australien abzuschieben gewohnt war. Sie waren nicht so leicht unter Kontrolle zu halten. In Ballarat kam es zu einem Aufstand, den die britische Regierung militärisch niederschlug, aber erst durch politische Zugeständnisse befriedete. In diesem Zusammenhang müssen wir die Einrichtung der ersten Münzprägeanstalt der britischen Krone außerhalb Großbritanniens sehen, mit der die bei Künker angebotene Probe in Zusammenhang steht.
Russland
Schließen wir mit einer Rarität, wie sie nur selten auf den Markt kommt, mit einem kompletten Set in Platin aus dem Jahr 1839. Es befand sich einst im Besitz des Großfürsten Georgi Michailowitsch Romanow (1863-1919) und des Grafen Emmerich Hutten-Czapski (1828-1896). Die russischen Platinrubel, die man zwischen 1828 und 1845 prägte, sind weltweit die ersten Münzen aus Platin, die ausgegeben wurden – und das mit keinem allzu großen Erfolg. Rund 75 % der gesamten Auflagen wurden eingeschmolzen, so dass diese Stücke schon dann eine große Rarität sind, wenn sie nicht – wie in diesem Fall – direkt mit einem Mitglied der Zarenfamilie in Verbindung gebracht werden können. Denn ihr früherer Besitzer Georgi Michailowitsch Romanow war der Enkel des Zaren Nikolaus I. und zwar der dritte Sohn seines vierten Sohnes. Er teilte das Schicksal vieler Romanows und wurde am 30. Januar 1919 in der Petersburger Peter-und-Paul-Festung erschossen.
Alle Kataloge können bestellt werden bei Künker, Nobbenburger Str. 4a, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über Email: service@kuenker.de. Außerdem können die Auktion auch online auf www.kuenker.de studiert werden.
Die Besichtigung findet vom 2. bis 25. Januar 2019, ausschließlich nach Voranmeldung, in Osnabrück statt.
An folgenden Tagen können die Münzen im Estrel Hotel, Berlin besichtigt werden:
Dienstag, den 29. Januar 2019: 15.00-18.00 Uhr,
Mittwoch, den 30. Januar 2019: 10.00-18.00 Uhr,
Donnerstag, den 1. Februar 2019: 10.00-18.00 Uhr.
Am 5. Februar 2019 findet eine eLive Premium Auktion statt, in der der dritte Teil der Ottoman Collection versteigert wird. Sie wird in Kooperation mit Numisart durchgeführt und bietet Münzen und Medaillen an, die sich mit der Geschichte des Verhältnisses zwischen Europa und dem Osmanischen Reich beschäftigen. Dazu wird ein gesonderter Vorbericht publiziert.
Eine kleine Vorschau zu den 1000 Raritäten:
Nr. 13: Bayern. Albrecht V. der Großmütige, 1550-1579. 2 Dukaten 1565, München. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 50.000,- Euro
Nr. 67: Brandenburg-Preußen. Friedrich II., 1740-1786. Doppelter Friedrichs d’or 1753 C, Cleve. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 50.000,- Euro
Nr. 131: Hamburg. Portugalöser zu 10 Dukaten o. J. (um 1645). Aus Sammlung Vogel Teil 3, Auktion Adolph Hess Nachf. 192, Frankfurt 1928, Nr. 7681. Sehr selten. Stempelglanz. Taxe: 50.000,- Euro
Nr. 223: Hamburg. Bankportugalöser zu 10 Dukaten 1665. Sehr selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 20.000,- Euro
Nr. 369: Dreifaltigkeitsmedaille von Hans Reinhart dem Älteren 1544. Äußerst selten. Originalanfertigung mit aufgelöteten Details. Vorzüglich. Taxe: 75.000,- Euro
Es handelt sich um eines von etwa 15 Originalanfertigungen, von denen sich 10 in Museen befinden.
Nr. 378: Sachsen. Friedrich III. der Weise, Georg und Johann, 1500-1507. Dicker dreifacher Guldengroschen o. J., Annaberg. Wohl das einzige bekannte Exemplar im Handel. Winzige Sammlerpunze im Rand, kl. Bohrstelle und kl. Graffito. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 75.000,- Euro
Nr. 527: Adolf von Schwarzenberg, (1557-)1599-1600. Dreieckige, goldene Klippe im Gewicht zu 1 1/2 Dukaten 1598, auf die Belagerung und Rückeroberung der Festung Raab am 29. März 1598 unter der Führung des Feldherrn Adolf von Schwarzenberg. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000,- Euro
Nr. 561: Johann Nepomuk von Schwarzenberg, 1782-1789. 10 Dukaten 1783, Wien. Äußerst selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 25.000,- Euro
Nr. 704: Livländischer Orden. Walter von Plettenberg, 1494-1535. 10 Dukaten 1525. Sehr selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 150.000,- Euro
Nr. 738: England. Elizabeth I., 1558-1603. 8 Testerns o. J. (1600), London (Tower mint). Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 15.000,- Euro
Nr. 831: Schweiz / Basel. 10 Dukaten o. J. (1691). Äußerst selten. Gutes vorzüglich. Taxe: 50.000,- Euro
Nr. 869: Australien. Victoria, 1837-1901. Sovereign 1855, London. Probe. Wohl nur drei Exemplare in Privatbesitz. Polierte Platte (Proof). Taxe: 125.000,- Euro
Nr. 982: Russland. Nikolaus I., 1825-1855. 12 Rubel Platin 1839, St. Petersburg. Aus den Sammlungen Hutten-Czapski und Großfürst Georgi Michailowitsch. Äußerst selten. Mit der Bewertung NGC (photo-certificate) PF 64 CAMEO. Polierte Platte (Proof). Taxe: 250.000,- Euro
Nr. 983: Russland. Nikolaus I., 1825-1855. 6 Rubel Platin 1839, St. Petersburg. Aus den Sammlungen Hutten-Czapski und Großfürst Georgi Michailowitsch. Äußerst selten. Mit der Bewertung NGC (photo-certificate) PF 64 CAMEO. Polierte Platte (Proof). Taxe: 150.000,- Euro
Nr. 984: Russland. Nikolaus I., 1825-1855. 3 Rubel Platin 1839, St. Petersburg. Aus den Sammlungen Hutten-Czapski und Großfürst Georgi Michailowitsch. Äußerst selten. Mit der Bewertung NGC (photo-certificate) PF 64 CAMEO. Polierte Platte (Proof). Taxe: 100.000,- Euro