Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ geht es nun um verschiedene Besonderheiten von Münzmetallen und bei Münzprägungen. Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.
11. Besonderheiten
Münzen und Medaillen bestehen häufig aus Legierungen und selten aus reinen Metallen. Diese Metallgemische haben teilweise erheblich bessere Eigenschaften als die reinen Metalle, was beispielsweise Beprägbarkeit, Korrosionsverhalten oder auch mechanische Beanspruchung im Geldverkehr angeht.
Doch auch Kostengründe spielen bei den Legierungen eine wichtige Rolle. Die Bevölkerung im 19. und frühen 20. Jahrhundert akzeptierte Silbermünzen auch wenn sie nur silbern aussahen und beispielsweise 50% Silber enthielten.
Seit längerer Zeit sind aber auch Münzen im Gebrauch, die aus ganz unedlen Metallen, wie z.B. Eisen, geprägt und dann mit einer dünnen Schicht von edleren Metallen überzogen wurden. Die meisten bundesdeutschen Kleinmünzen sind so geprägt worden und unterscheiden sich rein optisch kaum von denen der Weimarer Republik, nur ihre Herstellungskosten sind deutlich geringer. Bei Medaillen wurde aus ästhetischen Gründen häufig eine Versilberung oder Vergoldung vorgenommen. Münzen und Medaillen mit „Überzug“ gibt es also reichlich.
11.1 Metalle mit Überzug
Hier sei an das Vergolden von Medaillen gedacht, aber auch an das Überziehen von Eisenmünzen mit Chrom oder Nickel. Große Medaillen, die besonders wirkungsvoll aussehen sollten, wurden durch einen Goldüberzug attraktiver gestaltet. Entsprechende Verfahren waren schon in der Antike bekannt. Aber auch in unlauterer Absicht werden Vergoldungen und Versilberungen vorgenommen, um einen höheren Wert vorzutäuschen. Schließlich gibt es auch raffinierte Fälschungen, die nicht leicht zu erkennen sind. Das Überziehen von Metallen mittels elektrochemischer Verfahren nennt man galvanisieren.
Was Münzen angeht, so findet man die erforderlichen Informationen in einschlägigen Katalogen. Schwieriger wird es, wenn es um Medaillen geht. Hier gibt es keine vergleichbaren Kataloge und nur in Ausnahmefällen kann man die Angaben, ob eine Medaille tatsächlich aus Feingold besteht, in alten Auktionskatalogen finden. Bei ganz unklaren Fällen hilft nur eine Dichtebestimmung. Man muss das Volumen eines solchen Stücks ermitteln und dann das Gewicht feststellen. Anhand des sogenannten spezifischen Gewichts lässt sich dann herausbekommen, ob ein solches Stück wirklich aus reinem oder vielleicht nur aus 900er Gold besteht oder gar nur vergoldet ist.
Wenig empfehlenswert sind mechanische Methoden, indem man das zu untersuchende Stück am Rande ankratzt, um zu sehen, ob die Gold- oder Silberschicht dünn aufgebracht ist. Die Dichtebestimmung, die ein guter Goldschmied auch mittels des sogenannten „Auftriebs“ durchführt, ist zerstörungsfrei und in jedem Falle vorzuziehen.
In Vorbereitung auf einen möglichen Kriegsausbruch hatte z.B. Polen schon 1938 neue 50-Groszy-Münzen aus Eisen geprägt, die vernickelt wurden und den alten Nickelstücken sehr ähnlich sahen. Bei der Reinigungsbehandlung richtet sich das Verfahren natürlich immer, wie wir wissen, nach dem Überzugsmetall. Solche 50-Groszy-Münzen muss man also wie Nickel behandeln, wenn der Überzug noch einwandfrei und flächendeckend ist. Weist dieser bereits sichtbare Risse auf, so richten sich die Methoden nach dem unedleren und empfindlicheren Kernmetall.
In seltenen Fällen wurden Münzen auch mit einer Zinkschicht überzogen bzw. mit entsprechenden Chemikalien behandelt. Hier ist mit äußerster Vorsicht vorzugehen, weil eine Veränderung der Oberfläche das „reine Kernmetall“ freilegt und die Münzen somit nicht mehr ihren Ursprungscharakter haben.
Sehr beliebt sind auch sogenannte plattierte Münzen. Hier wird z.B. auf Eisen eine Kupfer- oder Messingschicht aufgebracht, die das unedle Metall schützt. Die meisten Kleinmünzen der Bundesrepublik bestehen aus solchen überzogenen Metallen. Diese 5- und 10-Pfennig-Münzen sind mit einer Legierung von Cu 72 und Ni 28 überzogen, eben plattiert. Jene Methode, wo Kupfer oder Messing auf Eisen oder Stahl aufgepresst wird, ist bedeutend billiger als das galvanochemische Verfahren.
Ein Problem beim Reinigen derartiger Stücke besteht darin, dass meist der Rand ungeschützt ist und Angriffsflächen für Korrosion bietet. Sehen Sie sich ein 10-Pfennig-Stück der BRD, das möglichst gut erhalten ist, unter der Lupe genau an und observieren Sie besonders genau den Rand.
Oft wird die gesamte Münze nachgalvanisiert, so z.B. bei den heutigen Cent-Münzen, um auch den Rand zu bedecken.
Aluminium kann man oberflächlich elektrisch oxidieren. Es gibt einige Gebrauchsgegenstände aus Aluminium in den verschiedensten Farben, dies geschieht durch elektrische Oxidation, man nennt es eloxieren, „elektrisch oxidieren“. Gelegentlich werden Münzen zu Werbezwecken so „verunstaltet“. Unseriöse Firmen bieten auf dem Markt häufig auch billige Umlaufstücke an, die versilbert oder vergoldet sind. Solche Machwerke verunsichern die Sammler, weil sie natürlich in keinem Katalog zu finden sind, und sie haben natürlich keinerlei Wert. Die Ausgabebanken würden solche Stücke nicht einmal mehr zum Nominalwert annehmen, weil sie verfälscht sind.
Wichtig zu wissen ist, wie man mit solchen „überzogenen“ Münzen, gleich ob plattiert oder galvanisiert, in der Praxis umgeht.
Noch einmal zurück zum Silber. Man bekommt manchmal Medaillen, die versilbert waren, bei denen aber das Silber aus irgendwelchen Gründen verschwunden oder sehr dünn geworden ist. Auch einige Münzen aus einer nicht sehr guten Silberlegierung wurden nachträglich auf galvanischem Wege versilbert. Und auch hier kann die oberste Schicht mitunter verletzt sein.
Das Galvanisieren, also das sachkundige Aufbringen von Metallen auf andere Metalle, ist ein Handwerk oder auch eine Kunst. Dazu braucht man eine Gleichstromquelle, viel Erfahrungen und einige sehr gefährliche Chemikalien, wie z.B. Zyanide. Ein solches Verfahren soll Ihnen nicht vorgeschlagen werden. Doch können Sie solche „Problemfälle“ in ein altes, schon stark und lange benutztes Silberbad eintauchen. Es kann Ihnen mit einem solchen Bad glücken, eine kleine „Nachversilberung“ von beschädigten, offen liegenden Stellen zu erreichen. Eine gute, gesamtflächige Versilberung gelingt ohne die gefährlichen Substanzen selten. Eine Ironie des Schicksals ist: Manchmal werden frisch gereinigte Kupfermünzen, die versehentlich in ein altes Silberbad gelangen, schlagartig versilbert, und zwar vollständig und erstaunlich gut. Und das kann in wenigen Sekunden oder Minuten geschehen. Aus diesem Grund wird immer wieder davon abgeraten, Stücke, die nicht aus Silber bestehen, in ein handelsübliches Silberbad einzubringen.
Die Reihe wird fortgesetzt mit „11.2 Bimetallmünzen“