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Valentinian I. und die Pfalz in der Spätantike (5. Folge)


Solidus Valentinians I.

Bildnachweis: Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Daniel Franz

Bis zum 11. August 2019 zeigt das Historische Museum der Pfalz in Speyer die Ausstellung „Valentinian I. und die Pfalz in der Spätantike“. Nach den Themen

- Valentinian I. – Kriegsherr und Christ,

- Die „Magnentiuswirren“ – Urkatastrophe des 4. Jahrhunderts?

- Der Glanz der Kaiserresidenz – Trier in der Spätantike

- Im Umkreis des Kaisers – Hofzeremoniell, Redner und Dichter

- Stadt, Land, Berg – Siedlungen in der Pfalz

- Die Stadt Speyer in der Spätantike

- Die vici

- Die villa rustica von Wachenheim

- Neue Siedlungen im Pfälzer Wald

stellen wir hier weitere Ausstellungsbereiche vor:

Leben und Sterben in der spätantiken Pfalz

Aus der Pfalz ist eine große Zahl von spätantiken Bestattungen bekannt, die tiefe Einblicke in die Welt der Lebenden und der Toten vor 1600 Jahren geben. Anders als in den Jahrhunderten zuvor wurden seit dem späten 3. Jahrhundert die Leichname zumeist vor der Bestattung nicht mehr verbrannt. Die Verstorbenen legte man in Rückenlage in das Grab, das unterschiedlich gestaltet sein konnte: Vom einfachen Erdgrab über Holzsärge und kleine Totenhäuser aus Ziegelplatten bis hin zum steinernen Sarkophag reicht die Palette der Möglichkeiten, die wohl oft auch von den finanziellen Möglichkeiten der Angehörigen abhingen. Obertägig waren die meisten Gräber nicht markiert. Spätantike Grabsteine mit kurzen Inschriften sind selten und stammen allesamt aus dem städtischen Umfeld. Vielfach wurden den Verstorbenen Beigaben mit ins Grab gegeben. Zumeist handelt es sich um Tafelgeschirr, seltener auch um Glasgefäße und kleinere Dinge aus dem persönlichen Besitz der Toten. Ein nicht geringer Teil der Gräber enthielt aber auch keinerlei Grabbeigaben. Auf dem Land besaßen die villae, vici und Höhensiedlungen eigene kleinere Nekropolen, während sich vor den Mauern der Städte wie Speyer und Worms große Gräberfelder entlang der Ausfallstraßen erstreckten.

Beigaben einer Sarkophagbestattung im Gräberfeld Gönnheim „Auf den Pferchwiesen“. Beigegeben wurden zwei Teller, ein Keramikbecher, ein Glasbecher, ein Armring, eine Lampe sowie eine Feuerahle.

Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz, Foto: Carolin Breckle

Städtische Nekropolen in Speyer

Da römische Friedhöfe immer außerhalb der Siedlungen liegen mussten, wurden bereits die ältesten römischen Gräber in Speyer an einer Ausfallstraße westlich der Stadt angelegt. Hieraus entwickelte sich das große „Westgräberfeld“. Im letzten Drittel des 3. Jahrhunderts kamen zwei kleinere Nekropolen entlang der nördlichen Ausfallstraße und in einem verlassenen Siedlungsareal am heutigen Diakonissen-Stiftungskrankenhaus hinzu, die aber rasch wieder aufgegeben wurden. Schließlich entstand ab der Mitte des 4. Jahrhunderts südlich der Stadt das „Südostgräberfeld“. Hier wurden zunächst fast ausschließlich beigabenlose Körpergräber in Reihen angelegt, von denen einige wenige über Münzen in die Zeit Valentinians I. datiert werden können. Dieser Friedhof wurde bis ins Frühmittelalter genutzt und dehnte sich dabei immer weiter nach Süden aus. Hier entstand später St. German, die älteste archäologisch nachweisbare Kirche in Speyer.

Christen und Heiden in der spätantiken Pfalz

Ab dem Jahr 312 n. Chr. wandte sich Kaiser Konstantin dem Christentum zu und läutete damit eine entscheidende Wende in der Religionspolitik des Römischen Reiches ein. So wurde das Christentum zu einer anerkannten und zunehmend geförderten Religionsgemeinschaft. Das bedeutete jedoch nicht, dass alle Gebiete im Reich gleichermaßen schnell christianisiert wurden. So ist keineswegs sicher, dass die meisten Menschen in der spätantiken Pfalz Christen waren. Ein Bischofssitz lässt sich für die städtischen Zentren Worms und Speyer während des 4. Jahrhunderts jedenfalls nicht belegen. Ebenso wenig konnten bislang Kirchenbauten der Spätantike identifiziert werden. Auch sonst gibt es nur wenige Funde, die sich sicher Christen zuweisen lassen – und selbst bei ihnen bleibt zweifelhaft, ob sie auf größere Gemeinden vor Ort hindeuten. Auf der anderen Seite wurden die alten Kulte während der Spätantike teilweise weiterhin praktiziert. So ließ ein Mann namens Faustinus auf seinem Privatgrundstück bei Gimmeldingen im Jahr 325 n. Chr. einen neuen Tempel für den Gott Mithras errichten. Andere schon lange bestehenden Heiligtümer wurden nach Ausweis der archäologischen Funde zu dieser Zeit ebenfalls noch genutzt.

Frühchristlicher Brotstempel mit Christogramm und der Inschrift „ad pane(m) pingere utere felix“ (auf das Brot zu drücken – gebrauche es glücklich), gefunden 1919 bei Ausgrabungen im Bereich des spätrömischen Burgus von Eisenberg.

Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz, Foto: Peter Haag-Kirchner

Ausstellungsdaten

Laufzeit: bis 11. August 2019

Ausstellungsort: Historisches Museum der Pfalz Speyer, Domplatz, 67346 Speyer

Ausstellungsgröße: ca. 150 qm

Anzahl Exponate: rund 65 Einzelexponate und Fundkomplexe

Das Historische Museum der Pfalz ist dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sonderöffnungszeiten: An Feiertagen ist das Haus generell auch montags geöffnet.

Die Öffnungszeiten an den Weihnachtsfeiertagen/am Jahreswechsel sind wie folgt: Heiligabend: 10 bis 14 Uhr, 1. und 2. Weihnachtsfeiertag von 10 bis 18 Uhr, Silvester: 10 bis 16 Uhr, Neujahr: 10 bis 18 Uhr

Eintrittspreise (inklusive Sammlungsausstellungen): Erwachsene: 7 Euro; ermäßigt (Kinder ab 6 Jahren, Schüler, Studenten bis 27 Jahre): 3 Euro; Generationenkarte (2 Erwachsene mit allen zur Gruppe gehörenden Kindern/Enkeln ab 6 Jahren): 14 Euro

Bei Fragen und Buchungswünschen steht den Besuchern das Servicebüro unter der Telefonnummer 06232 620222 zur Verfügung.

Wir setzen die Vorstellung von einzelnen Teilen der Ausstellung fort.


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