Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ beschäftigen wir uns jetzt mit einem „Rand-Thema“, das gleichwohl für viele Sammler das Haupt-Thema ist, mit Papiergeld und deren Pflege. Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.
Teil 5. Ausgewählte Ratschläge für Papiergeld
Viele Münzsammler nehmen auch Banknoten in ihre Sammlung auf. Der Verfasser ist der Meinung, dass die Geldgeschichte spätestens seit 1914 vielmehr die Geschichte des Papiergeldes ist. Daher gehören die Geldscheine eigentlich zu jedem modernen Sammelgebiet, also besonders bei Länder- und Heimatsammlungen. Dies scheint auch die Meinung von vielen anderen Sammlern zu sein, die einst als Münzfreunde begannen, längst aber auch eine stattliche Geldscheinsammlung haben. Selbst häufige Inflationsnoten Deutschlands, die früher kaum Käufer gefunden haben, sind heute schon recht knapp geworden.
Sicherlich könnte man über die sachkundige Pflege und Restaurierung von Banknoten ebenso viel schreiben wie über die Münzreinigung. Der Einwand, dass es viele Metalle gibt, aber Banknoten doch immer aus Papier oder Baumwolle bestehen, ist trivial und falsch. Jeder Papierfachmann könnte darauf hinweisen, welche gravierenden Unterschiede es bei den verschiedensten Papieren und Baumwollmaterialien gibt. Heute gibt es zunehmend Plastikgeld und die Geldscheine werden mit diversen Mitteln wie Metallfäden, Hologrammen usw. versehen. Aber Banknoten bestehen ja nicht nur aus Papier, ganz wichtig ist auch die Art der Farbe, die für den Druck verwendet wurde.
Erwarten Sie daher nachfolgend keine perfekten Anleitungen zum Reinigen von Papiergeld. Auch hier gilt, dass man aus einer gebrauchten Banknote niemals mehr eine kassenfrische machen kann, so wie aus sehr schönen Münzen nie wieder vorzügliche werden. Man kann unter Umständen mehr verderben als gewinnen, wenn man falsche oder unüberlegte Schritte beim Papiergeld macht. Daher nur wenige, aber erprobte Hinweise, Ratschläge und Rezepte.
Papier ist ein sehr empfindliches Material; es ist bekanntlich brennbar, leicht zu beschmutzen, anfällig gegen mechanische Beanspruchung (Risse) und knittert mehr oder minder stark.
Gleich vorab sei davor gewarnt, mit Geldscheinen das zu tun, was einem spontan bei stark zerknitterten Exemplaren einfällt, nämlich das „Bügeln“.
Leider gibt es in der Fachliteratur, ganz im Gegensatz zu den Briefmarken, keine Hinweise zum Material. In Briefmarkenkatalogen wird vor wasserlöslichen Farben gewarnt, auch findet man dort Hinweise, bei welchen Marken man niemals Benzin zum Feststellen des Wasserzeichens verwenden darf.
Doch so etwas gibt es bis heute leider (noch) nicht bei den sonst vortrefflichen Geldscheinkatalogen. Das Reinigen und „Schönen“ von Geldscheinen ist unter den Sammlern übrigens ganz und gar nicht unumstritten. In Auktionskatalogen findet man hier häufig auch Anmerkungen, wie „überarbeitet“ oder „geschönt“.
Ansonsten erinnern wir uns an die ersten Schritte bei der Münzreinigung, Stichwort: Ziel definieren und Risiken abwägen.
Ein Anfänger auf diesem Gebiet sollte nicht versuchen, Scheine aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu behandeln. Hier kann schon ein einfaches Seifenbad großen Schaden anrichten. Überlassen Sie dies lieber einem Fachmann.
Genau wie bei den Münzen gilt es, Erfahrungen zu sammeln und zu experimentieren. Doch es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Papier teilweise „heimtückischer“ ist als Metall. Entscheidende Veränderungen müssen sich nicht gleich zeigen, sondern können auch nach langer Zeit zum Vorschein kommen.
Experimentieren Sie zuerst mit besonders zerschlissenen und nahezu wertlosen Scheinen. Und denken Sie daran, dass zu scharfe Mittel mehr schaden als nutzen können, von der notwendigen Reibung beim Reinigen ganz zu schweigen. Fachleute erkennen sehr wohl, ob ein Schein „überarbeitet“, gar „nachgezeichnet“ oder zu stark geglättet ist.
Doch nun genug der Vorrede. Beginnen wir mit praktischen Ratschlägen. Die erste Behandlung einer verschmutzten Banknote kann „rein mechanischer“ Art sein, bestimmte Bleistiftstriche und ähnliches bekommt man mit einem weichen Radiergummi weg.
Aus eigener Erfahrung ist für alle Behandlungsmethoden eine feste glatte Unterlage, beispielsweise Glasplatte, zu empfehlen. Beim Radieren muss man sehr vorsichtig vorgehen und den Radiergummi möglichst nur in einer Richtung, von innen nach außen, führen. Nicht „hin und her“ reiben, weil dann die Gefahr des Einreißens besteht.
Ein weiterer Schritt kann mit Wasser geschehen. Man legt die Banknote auf die Glasplatte und lässt kaltes bis lauwarmes Wasser darüber laufen. Sollten Farben verlaufen, dann natürlich sofort aufhören, wenn es nicht schon zu spät ist. Doch dies dürfte nur bei sehr frühen Noten oder Notgeldscheinen auftreten. Einige wurden mit Tinte unterschrieben oder nummeriert.
Ansonsten streicht man die Banknote mit Seifenwasser ein (ein paar Tropfen Geschirrspülmittel in eine Tasse), nimmt einen weichen, größeren Pinsel und bestreicht die Note. Auf keinen Fall sollte man Geschirrspüler direkt auf das Papier tropfen lassen. Nun wird der Geldschein vorsichtig mit dem Pinsel bearbeitet. Auch hier möglichst von innen nach außen und Vorsicht bei den Rändern. Auf keinen Fall zu starkes Seifenwasser und auch nicht zu warmes Wasser nehmen, der Schein könnte so „aufweichen“ und dies wäre sehr schädlich.
Häufig werden Sie verblüfft sein, wieviel Schmutz schon durch dieses Verfahren beseitigt wird, man sieht es an der Farbe der abtropfenden Lauge.
Etwas gewagter ist der Versuch mit einer kräftigeren Lauge. Es gibt eine Reihe von Waschmitteln, die Enzyme enthalten. In eine sehr dünne Lösung kann man den Geldschein einlegen und etwas weichen lassen. Danach auf die Glas-Arbeitsplatte legen und mit dem Pinsel bearbeiten. Aus eigener Erfahrung bringt diese Behandlung mehr als Flüssigseife oder Geschirrspülmittel.
Sind die Farben sehr verblasst, folgender nicht ungefährlicher Rat. Eventuell frischt Säure die Farben deutlich auf. Geben Sie einen wirklich „kleinen Schuss“ Essig in ein Wasserbad in einer Stärke wie bei der Zubereitung von Speisen und Salaten. Lassen Sie den Schein einige Minuten in diesem Säurebad liegen und spülen sie ihn dann im Seifenbad ab. Danach unbedingt gründlich wässern, weil Säurereste langfristig viel Schaden anrichten können. Dann legt man ihn zwischen saugfähiges Papier (Fließpapier) und beschwert ihn, z.B. mit schweren Büchern. Ein langsames Trocknen ist immer besser als das Bügeleisen!
Sehr zu empfehlen sind auch die Trockenhefte für Briefmarkensammler und die dazugehörigen Trockenpressen. Der Trocknungsprozess kann ruhig einige Tage in Anspruch nehmen.
Sind auffällige Flecken, die man gut definieren kann, auf dem Geldschein zu erkennen, so folgendes: Fett ist recht einfach zu beseitigen. Sie mischen Magnesiumoxid mit reinem Benzin (fettfrei, aus der Apotheke), keinesfalls Feuerzeugbenzin, das Öl enthält. Diese Paste streichen Sie dünn auf die Fettstelle. Nach wenigen Minuten wird das Magnesiumoxid weggebürstet.
Stärkere Flecken, zum Beispiel Kerzenwachs, kann man kaum entfernen, das geeignete Lösemittel Toluol löst die meisten Druckfarben sofort auf. Was nutzt ein entfernter Fleck, wenn zugleich die Druckfarbe verwischt ist? Man kann eventuell noch den sogenannten Tetrachlorkohlenstoff (Tetrachlormethan) anstelle des Benzins verwenden, aber das verwandte Methylenchlord (Dichlormethan) löst auch die meisten Druckfarben und ist verboten! Auch vor anderen organischen Lösemitteln wird wegen der möglichen Gefahr des Verlaufens der Druckfarben gewarnt.
Für Rostflecke, die häufig am Rande zu finden sind, weil Banknoten mit verrosteten Büroklammern zusammengehalten wurden, nimmt man handelsübliches Fleckenbehandlungsmittel gegen Rost, das man sehr dünn dosiert. Dieses wird auf die grundbehandelte Note im feuchten Zustand aufgetragen. Danach sehr gründlich unter fließendem Wasser abspülen. Gleiches gilt für Blutflecken, wenn man diese als solche identifiziert.
Gute Dienste leistet hier auch das Bleichmittel Wasserstoffperoxid, das nur in sehr geringer Konzentration angewendet werden darf. In der Medizin (Apotheke) wird es als 3%ige Lösung benutzt. Wenige Tropfen dieser Substanz kann man auf die Stelle geben, wo man Blut oder auch Stockflecken vermutet; danach gründlich spülen.
Sollte ein Geldschein nach der feuchten Behandlung zu „lappig“ geworden sein, so kann man ihn in sehr dünner, farbloser Latex-Lösung behandeln und an der Luft trocknen lassen. Es geht auch, wenn man eine Stärkelösung für Wäsche anwendet und den Schein darin badet oder mit solchen Mitteln besprüht.
Risse oder Löcher zu beseitigen, ist sehr schwierig und sollte einem Spezialisten überlassen werden. Auf keinen Fall darf man selbstklebende Bänder, „Tesafilm“ oder ähnliches, dazu verwenden. Wenn man sich hier unbedingt versuchen will, sollte man Klebefalze verwenden, wie sie bei Briefmarkensammlern in Gebrauch sind. Der Kleber ist säurefrei und wasserlöslich. Mit den Plaste-Klebebändern richtet man großen Schaden an, der erst nach einiger Zeit sichtbar wird. Die Lösemittel greifen die Farben an, durchdringen das Papier und manchmal fällt die Plastefolie dann ab, hinterlässt aber einen größeren Fleck, der fettähnlich aussieht und kaum noch zu beseitigen ist.
Das Bügeleisen sollte gar nicht oder nur bei hinreichender Erfahrung eingesetzt werden, eher noch eine Foto-Trockenpresse verwenden, falls man eine aus der Zeit besitzt, als man Schwarz-Weiß-Filme und Bilder noch zu Hause entwickelt hat. Doch auch hier: nur sehr wenig Wärme. Und wenn schon das Bügeleisen: nur die niedrigste Stufe (Seide).
Sollte es Ihnen gelingen, mit den hier vorgeschlagenen Mitteln einige, auch kleine Erfolge zu erringen, so wäre dies sehr schön. Doch beachten Sie ausdrücklich die eingangs beschriebenen Risiken, erwarten Sie keine Wunder und experimentieren Sie zunächst mit wertloser Massenware. Mit diesen wenigen Hinweisen ist das Repertoire, das einem „ungeübten Restaurator“ zur Verfügung steht, zu denen sich der Verfasser auf dem Gebiet des Papiergeldes ebenfalls zählt, leider auch schon erschöpft.
Die Reihe wird fortgesetzt mit „6. Reinigung von Porzellan und Steingut“