In der Vortragsserie der Krefelder Münzfreunde berichtete Achim Tenelsen am 7. März 2018 über das Thema „Knochengeld“. Das Knochengeld kann als eine Kunstaktion bezeichnet werden, die zugleich die Funktion von Freigeld hatte. Freigeld soll schnell umlaufen und dadurch die Wirtschaft ankurbeln. Das erreicht man dadurch, dass das Geld ohne Umlauf an Wert verliert und nur mit vorher gekauften und auf den Scheinen aufgeklebten Marken seinen Wert behält. Das Knochengeld war ähnlich konzipiert und wurde in der Ostberliner Kunstszene als Experiment von Künstlern eingeführt. Die Bezeichnung „Knochen“ geht auf den Philosophen Diogenes zurück, der postuliert hatte, dass viele angehäufte Knochen stinken würden und deshalb schnell in Umlauf gebracht werden müssten. Das Sparen von Knochen würde also nichts bringen. Der Hintergrund der Kunstaktion war, dass nach der Wiedervereinigung mit der neu eingeführten Deutschen Mark eine gewisse Unzufriedenheit im vereinigten Berlin aufkam. Aktionskünstler auf dem Prenzlauer Berg (Galerie „o zwei“) um Klaus Staeck, A.R. Penck und Bert Papenfuß beschäftigten sich aus Protest mit Währungsalternativen, indem sie selbstgedrucktes Geld, das Knochengeld, im Wert von umgerechnet 106.000 Deutsche Mark schufen, das in der Zeit vom 6. November bis 29. Dezember 1993 im Rahmen der Kunstaktion regional im Stadtbezirk Prenzlauer Berg umlief. Die Bundesbank wurde rasch auf die Parallelwährung aufmerksam, stellte aber bald fest, dass es keine Verwechslungsgefahr mit der Deutschen Mark gäbe und das Geld nur kurze Zeit in Umlauf sei. An der Aktion waren 54 internationale Künstler beteiligt, die verschiedene Geldscheine im Wert von 20 Knochen malten, die am 6. November 1993, dem Ausgabetag, im Verhältnis von 1:1 gegen 20 DM erworben werden konnten. In den folgenden Wochen sank der Wert des Knochengeldes, eine Aufwertung erfolgte durch wöchentlich aufklebbare Wertmarken. Das Geld wurde von 29 Geschäften im Bereich des Prenzlauer Berges angenommen, jedoch zirkulierte nur etwa 15 bis 20 % der neuen Währung, der größte Teil verblieb bei den Knochengeldbesitzern, die auf steigenden Wert hofften. Spekulative Nahrung erhielten die Scheine durch Originalunterschriften der Künstler auf dem Knochengeld und eine Durchnummerierung, was überhaupt nicht dem Sinn der Knochengeldaktion entsprach. Die Künstler hatten zudem nicht nur fertige Geldscheine hergestellt, auf dem Markt sind inzwischen auch Druckvorlagen, Blankonoten, Ersatzscheine, Serien mit 4 verschiedenen Rückseiten oder Scheine aus verschiedenen Materialen aufgetaucht. In kürzlich stattgefunden Auktionen wurden Knochengeldscheine im Bereich von mehreren Tausend Euro gehandelt. Teilweise wurden Scheine auch von nicht malenden Künstlern aus Russland, Australien und Amerika hergestellt. Im Bezirk Prenzlauer Berg war die ehemalige linke Szenekneipe „Kommandantur“ ein beliebter Treffpunkt, um mit Knochengeld zu bezahlen, ebenso die Szenekneipe „Pinte“. Aber auch Kommunalbehörden und Museen interessierten sich zunehmend für das Kunstgeld. Die Gestaltung der Scheine war jedem Künstler individuell überlassen. Beispielsweise wurden Motive mit einem Taschenmesser (das Schmiergeld-Dreieck), mit der Bezeichnung „Opfer“, mit „Fuzzy Munny“ auf einer Teppichrückseite, mit einem Totenkopf, mit George Washington und Lenin gemeinsam auf einem Schein oder mit abstrakten Zeichnungen versehen. Nur wenige Serien sind vollständig vorhanden. Wie bei Geldscheinen üblich gibt es auch beim Knochengeld Banderolen, mit denen die Scheine gebündelt wurden. Die Abbildungen zeigen 2 Beispiele des Knochengeldes.
Quellen: Internetrecherche zu Knochengeld; Informationen aus Wikipedia-Zitaten sind entsprechend der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike (cc-by-sa.3.0), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/, verwendet worden. Der hier veröffentlichte Vortragsbericht unterliegt ebenfalls der Creative Commons Lizenz „cc-by-sa-3.0“.
Original Fuzzy Munny auf Teppich zu 20 Knochen
„Schmiergeld-Dreieck“ mit Taschenmesser zu 20 Knochen