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Die Jahrhundertmünze

  • Autorenbild: Admin
    Admin
  • 26. Aug. 2018
  • 2 Min. Lesezeit

Seit April 2015 zeigt das Museum August Kestner in Hannover „Die Jahrhundertmünze“. Die Präsentationsreihe konzentriert sich – alle drei Monate wechselnd – immer auf eine Münze und beleuchtet ihren historischen Hintergrund. Verantwortliche Kuratorin ist Dr. Simone Vogt, der wir auch die Texte verdanken.

Nach vierzehn Jahrhunderten Münzgeschichte ist man in Hannover inzwischen im 8. Jahrhundert nach Chr. und bei Karl dem Großen (768–814) angekommen. Somit ist die erste Hälfte der Münzgeschichte seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bis in unsere heutige Zeit durchlaufen. Das hat man im Museum August Kestner zum Anlass genommen, alle bisherigen Jahrhundertmünzen gleichzeitig bis 28. Oktober 2018 erneut zu zeigen und so Geschichte(n) anhand von Münzen zu erzählen.

Wir dürfen nun wöchentlich voranschreitend die bisher gezeigten „Jahrhundertmünzen“ aus Hannover hier präsentieren. Noch schöner sind sie nur im Museum August Kestner, Trammplatz 3, 30159 Hannover; Öffnungszeiten: Di-So 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr, Mo geschlossen.

Die 7. Jahrhundertmünze:

1. Jahrhundert n. Chr.

Vs: Porträt des Vespasian mit Lorbeerkranz, Umschrift mit Kaisertitulatur.

Rs: Gefangene und trauernde Juden zu Seiten einer Palme, IVDAEA CAPTA

(Museum August Kestner Inv. 2009.171)

Eine neue Dynastie

Die römische res publicahat sich im 1. Jahrhundert n. Chr. zu einem Kaiserreich gewandelt, das auf einen einzelnen Herrscher als Staatsoberhaupt ausgerichtet war. Die erste Dynastie der Julier endete mit Kaiser Nero, und die Dynastie der Flavier (69–96 n. Chr.) setzte sich in der Folge durch. Ihre Macht gründeten die Flavier auf den Erfolg im jüdischen Krieg, bei dem der zweite jüdische Tempel in Jerusalem zerstört wurde (70 n. Chr.). Die Münzen bringen dies deutlich zum Ausdruck.

Auf der Rückseite der Münze sind ein stehender Mann mit auf dem Rücken gefesselten Händen zu sehen und eine sitzende Frau, die mit gesenktem Blick trauernd ihre Hand zum Kopf führt. Zwischen ihnen steht eine Palme. Die Beischrift „Judäa ist eingenommen“ macht deutlich, dass es gefangene Juden sind. Der Sesterz rühmt also den Sieg über die Aufständischen im Jüdischen Krieg. Die Vorderseite bildet den ersten Flavier, Kaiser Vespasian, ab (reg. 69–79 n. Chr.), der diesen römischen Erfolg mit seinem Sohn und späteren Kaiser Titus errungen hat.

Die Bronzemünze ist ein Sesterz, die wohl geläufigste römische Münze. Anders als Gold- und Silbermünzen gelangten Sesterzen auch in die Hände von ärmeren Bevölkerungsschichten, denn sie entsprachen etwa dem Viertel eines Tageslohnes eines Arbeiters. Brot und Wein für einen Tag konnte man für einen Sesterzen kaufen.

Der Sieg im jüdischen Krieg

In der Geschichte des Judentums hat die Einnahme Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. tiefe Einschnitte hinterlassen: Viele Juden fielen im Krieg oder verließen ihre Heimat. Seitdem ist zudem der Tempel als wichtigstes jüdisches Heiligtum zerstört. Nur noch die westliche Umfassungsmauer des Tempelbezirks ist erhalten und dient heute als Klagemauer.

Der siebenarmige Leuchter aus dem Tempel (Menora) wurde als wichtiges jüdisches Symbol von den Römern erbeutet und nach Rom gebracht. Eine römische Lampe aus Ton im Museum August Kestner (2. Obergeschoss) bildet den Leuchter ab.

Für Vespasian und seinen Sohn Titus (79–81 n. Chr.) war der militärische Erfolg in Judäa die Basis ihrer Herrschaft: Sie raubten den Tempelschatz und führten diesen in einem Triumphzug der römischen Bevölkerung vor. Aus den großen Mengen wertvollen Metalls wurden Münzen geprägt und neue Großbauten – nicht zuletzt das Kolosseum in Rom – davon bezahlt.

Römische Tonlampe mit Menora, Museum August Kestner (Inv. 1932.250)


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