Seit April 2015 zeigt das Museum August Kestner in Hannover „Die Jahrhundertmünze“. Die Präsentationsreihe konzentriert sich – alle drei Monate wechselnd – immer auf eine Münze und beleuchtet ihren historischen Hintergrund. Verantwortliche Kuratorin ist Dr. Simone Vogt, der wir auch die Texte verdanken.
Nach vierzehn Jahrhunderten Münzgeschichte ist man in Hannover inzwischen im 8. Jahrhundert nach Chr. und bei Karl dem Großen (768–814) angekommen. Somit ist die erste Hälfte der Münzgeschichte seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bis in unsere heutige Zeit durchlaufen. Das hat man im Museum August Kestner zum Anlass genommen, alle bisherigen Jahrhundertmünzen gleichzeitig bis 28. Oktober 2018 erneut zu zeigen und so Geschichte(n) anhand von Münzen zu erzählen.
Wir dürfen nun wöchentlich voranschreitend die bisher gezeigten „Jahrhundertmünzen“ aus Hannover hier präsentieren. Noch schöner sind sie nur im Museum August Kestner, Trammplatz 3, 30159 Hannover; Öffnungszeiten: Di-So 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr, Mo geschlossen.
Die 6. Jahrhundertmünze:
1. Jahrhundert v. Chr.
Römische Republik, Aureus, 39 v. Chr.
Vs: Porträt des Octavian, CAESAR IMP.
Rs: Porträt des Marcus Antonius, ANTONIVS IMP.
(Museum August Kestner, Hannover)
Weltpolitik im Kleinformat
Mehrere berühmte Protagonisten kämpften im 1. Jahrhundert v. Chr. um den römischen Staat und seine Staatsform. Die Kriege und Bürgerkriege prägten die damalige Weltpolitik und das gesamte Jahrhundert. So unmittelbar wie in keiner anderen Epoche spiegelt auch die Münzprägung dieser Zeit das Geschehen wider.
Diese Jahrhundertmünze zeigt auf einer Seite Marc Anton und auf der anderen Seite Octavian, den Großneffen und Adoptivsohn des C. Iulius Caesar, der sich später Augustus nennen ließ.
Besonders das Porträt des Marc Anton ist bedeutsam, denn lediglich Münzen überliefern sein Bildnis, während das Antlitz des Octavian/Augustus durch unzählige Bildwerke bekannt ist.
Der historische Hintergrund ist eines der bekanntesten Ereignisse der antiken Geschichte: Caesar wurde an den Iden des März (15. März) des Jahres 44 v. Chr. erstochen, nachdem sich die Anhänger Caesars auf der einen Seite und die Bewahrer der Republik auf der anderen Seite lange Jahre bekämpft hatten. Die Republikaner sahen in dem großen Feldherrn und Eroberer einen Tyrannen mit dem Willen zur Alleinherrschaft.
Als Folge der Ermordung verbündeten sich drei mächtige Männer, um den Tod Caesars zu rächen, aber auch um die Republik wiederherzustellen: Diese waren mit lateinischem Namen Marcus Antonius, C. Iulius Caesar Octavianus und M. Aemilius Lepidus (Triumvirat).
Alleinherrschaft
Doch die Republik war nicht mehr zu retten: Nachdem der Rachefeldzug erfolgreich in der Schlacht von Philippi gelang (42 v. Chr.), lag die Zukunft des römischen Staates in den Händen des Dreierbündnisses. Sie teilten das Reich zunächst untereinander auf, doch Lepidus verlor schnell an Einfluss, so dass ein Zweikampf zwischen Marc Anton und Octavian unvermeidlich war. Auch diese beiden beschworen zunächst ein Bündnis, was sich in dieser Goldmünzenprägung aus dem Jahr 39 v. Chr. manifestierte.
Doch weniger Jahre später setzte sich Octavian durch, ließ sich fortan Augustus („der Erhabene“) nennen und führte eine Alleinherrschaft wie ein Kaiser ein, ließ aber die Republik formal bestehen. Die Herrschaft des Augustus dauerte mehr als vierzig Jahre bis zu seinem Tod 14 n. Chr. und führte die römische Kunst und Kultur zu großer Blüte.
Ein Zeugnis davon ist der Stirnziegel mit Mars und Venus in der Sammlung des Museum August Kestner in Hannover, welcher eine qualitätvolle plastische Arbeit eines Künstlers augusteischer Zeit ist.
Stirnziegel, Ton, bemalt, augusteisch (44 v. Chr.–14 n. Chr.)
(Museum August Kestner, Hannover)