In der Schweiz besteht allgemein anerkannt immer noch ein Milizsystem zur Landesverteidigung, zu dem auch die zahlreichen Schützenvereine einen aktiven Part beitragen. Als Prämien- und als Erinnerungsstücke spielen dabei Schützentaler und Schützenmedaillen eine große Rolle. Sie sind wichtige heimatkundliche Quellen ihrer Zeit und zugleich beliebte Sammelobjekte, nicht nur bei Münzen- und Medaillensammlern. Dazu ist ein deutlich vergrößertes Standwerk vorzustellen:
Jürg Richter: Die Schützentaler und Schützenmedaillen der Schweiz. Battenberg Verlag, 2. Auflage Regenstauf 2018. 564 S., durchgehend farbige Abbildungen, 23,5 x 28 cm, Hardcover, 85 Euro, ISBN 978-3-86646-162-8.
Die Einordnung des Schützenwesens als Bestandteil der Landesverteidigung, ja als Bestandteil des schweizerischen Selbstverständnisses erklärt Bundesrat Guy Parmelin in seinem Vorwort: „Der Facettenreichtum [der Schützenvereine, Anm. d. Verf.] zeigt, wie stark verankert das Milizsystem der Armee in der Bevölkerung ist. Die Angehörigen dieser Vereine engagieren sich auch ausserhalb des Militärdienstes für die Armee. Diese Tradition wollen wir beibehalten, auch wenn sich die Armee stets dem Wandel der Gesellschaft und natürlich auch der jeweiligen Bedrohungslage anpassen muss...“ Es ist also kein abgeschlossenes, museales Sammelgebiet, das uns Jürg Richter vorstellt, sondern eines, das in und aus der Bevölkerung lebt und vielfältige Interessen abdeckt.
Das erste eidgenössische Schützenfest fand 1824 statt (noch ohne eine Medaille), es geht also um eine knapp 200-jährige Tradition. Freilich fanden schon seit dem Ende des Mittelalters örtliche Schützenfeste statt. Aber für den entstehenden und 1848 gegründeten Schweizerbund wurden die eidgenössischen Schützenfeste identitätsstiftende Ereignisse mit starker politischer Wirkung. Die Jetons und Medaillen, die schon bald zu den Festen entstanden, waren Prämien und/oder Andenken für die Besucher. 1842 bis 1885 wurden auch Schützentaler mit Geldcharakter geprägt.
Es ist die 2. Auflage dieses Katalogs, die hier vorzustellen ist. Sie beinhaltet mehrere hundert (!) neue Schützenmedaillen im Vergleich zur 2005 erschienenen 1. Auflage. Wie ist die gewaltige Materialmenge in dem voluminösen Band geordnet? Erstes Ordnungsmerkmal sind in alphabetischer Folge die Schweizer Kantone, an die sich noch gesamtschweizerische Verbands-, Vereins- und Verdienstmedaillen und Schweizer Schützenfeste im Ausland (das reicht von Ägypten bis zu den USA) anschließen. Innerhalb dieser Ordnung werden die Objekte chronologisch präsentiert, bei mehreren Festen pro Jahr geht es alphabetisch weiter. Alle Stücke werden in hervorragendem Farbdruck vorgestellt, Varianten mit den notwendigen Angaben erfasst (Metall, z.T. Auflagenhinweise, Durchmesser, Rarität, Preise in 2 Erhaltungsstufen, Literaturzitate, Anmerkungen). Das System funktioniert bestens und die Stücke sind durch eine fortlaufende Nummer auch gut zu zitieren.
Dem Katalog sind eine Einleitung und „Historisches“, in der z.B. die verwendeten Waffen gezeigt werden, vorangestellt, die in Kürze eine doch fundierte Einführung bieten. Dem Katalog folgen ein Literaturverzeichnis und Indizes der Umschriften, nach Jahren und nach Ortschaften, die ein schnelles Auffinden im Katalog ermöglichen.
Dass sich das Gebiet „Schützentaler und Schützenmedaillen der Schweiz“ großer Beliebtheit erfreut, unterstreicht nicht nur die 2. Auflage des Katalogs, sondern auch der Umstand, dass er nun komplett zweisprachig (Deutsch – Englisch) vorliegt. Es gibt wenige Gebiete, die so wunderbar katalogisiert sind.