Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ geht es im Teil 3.3 um eines der meistverwendeten Münzmetalle, um Silber. Es gibt kaum eine Münz- oder Medaillensammlung ohne dieses Metall, das wie die Metalle aus Teil 3.2 (Platin, Palladium und Gold) ein Edelmetall ist. Eine häufig zu hörende Klage von Sammlern ist, dass ihre Silbermünzen „anlaufen“. Was ist zu tun? Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.
Teil 3.3.1: Reinigung von Silbermünzen
Münzen und Medaillen aus Silber und seinen Legierungen laufen bekanntlich an, was eine typische Materialeigenschaft ist. Daran sollte man denken, wenn man sich nicht über das Anlaufen eines Silberstücks ärgern will.
Sehr schnell und nachhaltig reagiert Silber mit Schwefel und Schwefelverbindungen, die sich meist als Schwefeldioxid oder Schwefelwasserstoff in unserer Luft befinden, besonders dort, wo noch schwefelhaltige Braunkohle oder Öl verheizt werden. Jenes Schwefeldioxid ist auch für schlimme Umweltschäden (Waldsterben) verantwortlich und macht den Regen „sauer“. Gerade in feuchter Luft kann eine Silbermünze sehr schnell anlaufen und dunkeln, die Farbskala des Belags kann von hellbraun bis tiefschwarz reichen. Selbst moderne Silbermünzen können unter ungünstigen Umweltbedingungen schnell dunkeln, was gerade bei Liebhabern der neuzeitlichen „Polierten Platten“ zurecht als unschön angesehen wird.
Ein über Jahrzehnte gewachsener, gleichmäßiger Belag wird durchaus als Patina sehr geschätzt und es wäre schade, wenn diese mit zu starken chemischen Mittel gänzlich entfernt werden würde, nur weil die Münze vielleicht einige Flecken hat. Doch manchmal laufen die Münzen, warum auch immer, nur partiell an und sehen fleckig und unschön aus.
Viele Silbermünzen sind jedoch nicht nur mehr oder minder angelaufen, sondern stark verschmutzt und benötigen dringend eine Reinigung. Bei keinem Münzmetall sind die hier beschriebenen Reinigungsmethoden so erfolgversprechend und motivierend wie beim Silber.
Die einfache Grundbehandlung kann gefahrlos für alle Silbermünzen durchgeführt werden. Darunter verstehen wir das Baden in warmer Seifenlösung, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme einer Bürste mit weichen (!) Borsten.
Die Münzen können gefahrlos einige Stunden im Bad liegen. Danach werden sie gründlich unter fließendem Wasser abgespült. Sehr gute Dienste leistet wiederum Natron, mit dem die Stücke nach dem Bad abgerieben werden sollten. Natron führt nicht zu einer Veränderung der Patina, sondern reinigt nur die Oberfläche.
Wünscht man den weitgehenden Erhalt einer natürlichen Patina, wie bei alten Talern, so entfernt man groben Schmutz im Natronlauge-Bad. Die Natronlauge soll ca. 10–20%ig sein, also eine „verdünnte Natronlauge“. Man kauft sie fertig oder setzt sie selbst aus Natriumhydroxid (Ätznatron) an (vgl. dazu Teil 3.2).
Das Seifenbad, auch mit etwas Natronlauge versetzt, ist ein Säuberungsbad, das noch nicht direkt chemisch auf Münze und Metall einwirkt. Alle weiteren Verfahren, die nun beschrieben werden, zielen auf eine stoffverändernde Methode ab, die Oxidationsschicht wird mehr oder minder schnell abgelöst.
Das „Natron“, auch Natriumbikarbonat, lat.: Natrium bicarbonicum, darf man fast als ein „Wundermittel“ für unsere Zwecke bezeichnen. Ebenso ist die Bezeichnung Natriumhydrogenkarbonat geläufig. Man benutzt es übrigens auch als Backpulver und hat es früher als Arznei auch innerlich, zum Beispiel bei Übersäuerung des Magens (Sodbrennen), angewandt. Diese Substanz ist ein ideales Reinigungsmittel und neutralisiert Säuren. Mit ihm kann man alle möglichen Schmutzschichten abreiben. Es ist auch Bestandteil vieler Haushalts-Putzmittel.
„Natron“ ist ein feines wasserlösliches, leicht alkalisch reagierendes Pulver, das die Münzoberflächen nicht zerkratzt, wenn man sie damit abreibt. Es reagiert mit Säuren dahingehend, dass es Kohlendioxid absondert, das als Gas wie Perlen nach oben aufsteigt. Hier werden bei der Reinigung auch immer Schmutzpartikel mit nach oben gerissen. Siehe hierzu auch die Ausführungen bei den Goldmünzen (Teil 3.2). Es gibt Natron in verschiedenen Körnungen, wobei für unsere Zwecke eine mittlere Körnung günstiger ist als die feinste Körnung, die beispielsweise der Lebensmittelhandel anzubieten hat. Fragen Sie beim Apotheker nach einer „mittleren“ Körnung.
In Teil 3.3.2 folgt „Grünspan und Rostspuren auf Silbermünzen“