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Jürgen Lorenz

Sammelband über numismatische Innovationen in der Antike


Benedikt Eckhardt und Katharina Martin (Hrsg.), Eine neue Prägung. Innovationspotentiale von Münzen in der griechisch-römischen Antike.

Philippika. Altertumswissenschaftliche Abhandlungen 102, VII + 220 Seiten, 85 schwarz-weiß Abbildungen, 4 Tabellen, gebunden (Paperback), Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2016, Preis 58,00 Euro.

ISBN: 978-3-447-10705-1.

Bei dem anzuzeigenden Buch handelt es sich um einen Sammelband, in dem die Vorträge, die auf einem Fachkolloquium Ende April 2014 in Münster, gefördert im Rahmen des Exzellenz-Clusters Religion und Politik der Westfälischen Friedrich-Wilhelms-Universität Münster, von namhaften Forschern der antiken Numismatik und anderen altertumswissenschaftlichen Disziplinen gehalten wurden. In einem einführenden Beitrag erläutern die Herausgeber die einzelnen Sektionen des Bandes, den sie in "Botschaften", "Praktiken" und "Wirkungen" eingeteilt haben. Geld war zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte auch ein Medium, welches durch den Handel und Tausch von Waren, Gütern und Dienstleistungen Menschen in Beziehung zueinander setzt. Doch neben der rein ökonomischen Funktion des Geldes, sind die Münzen auch ein Mittel der Kommunikation, etwa zwischen Herrschern und Beherrschten, gewissermaßen eine gesteuerte Kommunikation in einem geordneten Rahmen. Hierbei sind Fragen nach den Emittenten und ihren Botschaften auf den Münzen zu fragen. Daneben geht es um Fragen der neuen Praktiken, die durch die Einführung von (neuem) Geld erst geschaffen bzw. notwendig werden. Und schließlich wird in dem Band die Frage gestellt, welche gesellschaftlichen Wirkungen Geld mit sich bringt bzw. welchen Eigengesetzlichkeiten es nach seiner Einführung gehorcht. Dies alles sind spannende und sehr komplexe Aufgabenstellungen, die von den Teilnehmern des Kolloquiums in den unterschiedlichen Epochen des Altertums beantwortet werden. In dem ersten Fachbeitrag "Neu – anders – ungewohnt: Die sikulopunischen Emissionen (410–300 v. Chr.) von Linda-Marie-Günther präsentiert die Autorin das Ergebnis, dass Neuerungen oftmals in der Antike nicht sehr gerne gesehen waren bzw. kritisch bewertet wurden. Daher griffen auch die Karthager bei neuen Münztypen auf vertraute ikonographische Muster zurück. Die beiden Herausgeber, Benedigt Eckhardt und Katharina Martin, werfen in ihrem Aufsatz "De-Hellenisierung / Re-Hellenisierung" spannende und komplexe Fragestellungen rund um das Thema der indigenen Götterdarstellungen bei seleukidischen Prägungen auf, die dazu einladen, neue Forschungsarbeiten in Angriff zu nehmen.

In den Bereich der römischen Kaiserzeit führt der Beitrag von Christoph Michels mit dem Titel "Reich und Reichsgedanke auf den Münzen der Antoninen", in dem er einige Überlegungen zu Hadrians und Antoninus Pius` Provinz-Prägungen anstellt. Hierbei geht es auch um die Stellung der Provinzen im Reichs-Verband des Imperium Romanum und deren Repräsentation im Medium Münze, aber nicht nur dort. Sven Günther beschäftigt sich in seinem Beitrag "Die Söldner und das liebe Geld", dem ersten Aufsatz in der Sparte "Praktiken" mit den Finanzplanungen des Timotheus im 4. Jh. v. Chr. Anne Lykke referiert über "Coins and Coinages in the Context of Ancient Greek sanctuaries", also über den Gebrauch von Münzen im Kontext von griechischen Heiligtümern am Beispiel von Jerusalem. Eine Analyse papyrologischer Quellen bietet der Beitrag "´Altes Ptolemäisches` und ´neues kaiserliches` Geld in den Papyri des 3. Jahrhunderts n. Chr. Beobachtungen zum Verlust von Geldillusion" von Patrick Reinard. Hierbei untersucht der Trierer Historiker die Termini ´altes` und ´neues` Geld.

Den Bereich "Wirkungen" eröffnet der Beitrag "Münzgeschichte und Ideenevolution" von Benedikt Eckhardt über die Wirkung des Geldes auf griechische Eliten-Diskurse der spätarchaischen Zeit. "Von der Macht des Geldes" berichtet Kai Ruffing, der sich intensiv mit den literarischen Quellen zur kritischen Auseinandersetzung mit den sozialen Auswirkungen des Geldes befasst. Der letzte Beitrag des Bandes mit dem Titel "Münzen, Macht und Identität in der keltischen Welt" beschäftigt sich unter der Autorschaft von David Wigg-Wolf von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main mit der Ikonographie der keltischen Münzen, den Identitäten der herrschenden Individuen und den ikonographischen Verbindungen der einzelnen Stämme.

In diesem knappen Abriss der einzelnen Themenbereiche des Sammelbandes ist deutlich geworden, dass hier sehr spezielle und komplexe Fragestellungen und Forschungsfelder behandelt wurden, die sicherlich eher etwas für den Spezialisten als für den Einsteiger in die Welt der antiken Numismatik ist. Dennoch ist an dieser Stelle eine klare Lese-Empfehlung auszusprechen, reißen die einzelnen Beiträge doch teilweise neue Fragestellungen und Forschungsaufgaben an und regen zur Diskussion und näheren Beschäftigung mit den aufgeführten Themen an.


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