Markus Schauer, Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk.
271 Seiten, 4 schwarz-weiß Abbildungen, 1 Karte, 14,7 cm x 22 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, C. H. Beck Verlag, 2. Auflage, München 2017, Preis: 19,95 Euro.
ISBN: 978-3-406-68743-3.
"Gallia est omnis divisa in partes tres" – Mit diesen Worten beginnt Caesars berühmtes Werk "Der Gallische Krieg" und wohl jeder Latein-Schüler kennt dieses Zitat aus dem Unterricht. Markus Schauer erweist sich immer wieder als höchst kundiger Philologe mit Blick für die historischen Zusammenhänge. Er will mit seinem Buch „Caesars Schrift über den Gallischen Krieg“ vorstellen und „in ihrer raffinierten Machart vor Augen“ führen (S. 9). "De bello Gallico" basiert auf den "Commentarii", die Caesar jedes Jahr als eine Art Rechenschaftsbericht an den Senat schickte. Nach sieben Jahren, als er sich gezwungen sah, wieder in die römische Politik einzugreifen, versah er die sieben Berichte mit einem Vorwort und präsentierte sie in Buchform der Öffentlichkeit. "Es war die Fortsetzung der Politik mit den Mitteln der Literatur", konstatiert Schauer.Die "Commentarii" waren damals eine verbreitete Textform und behandelten politische und historische Themen, mitunter auf literarische Weise. Selbst-Inszenierung war dabei durchaus üblich, da es sich bei den Autoren zumeist entweder um Politiker handelte oder um Literaten, die (von Politikern) für ihre Autorendienste bezahlt wurden. Also sind "Ghost-Writer" keine moderne Erfindung. Die Politiker lieferten gelegentlich erste Entwürfe, welche die Autoren anschließend weiter ausarbeiteten. "Commentarii" gaben eine gewisse Unfertigkeit vor, bedienten sich zumeist einer einfachen Sprache und erweckten damit den Eindruck, das Geschilderte authentisch wiederzugeben. Caesar – das betont Schauer – schrieb den Text selbst, und zwar in dritter Person aus der Perspektive eines allwissenden Beobachters. Dabei präsentierte er sich als umsichtigen Feldherrn. Seine Gegner, wie den Gallierfürsten Vercingetorix, kontrastierte er derart, dass er selbst in möglichst heroischem Licht erschien. Der Staatsmann beschrieb Szenen wie eine Versammlung von Anführern in der belagerten Stadt Alesia mit einer Detailgenauigkeit, von der er unmöglich Kenntnis haben konnte. Damit malte er Schreckens-Szenarien, mit denen er sein eigenes, äußerst brutales Vorgehen, rechtfertigte, dem hunderttausende Menschen zum Opfer fielen. Mit "De bello Gallico" schuf Caesar auf literarisch brillante Weise ein historisches Werk, in dem er sich als welthistorisches Individuum präsentierte, das sich für Höheres empfahl. Caesar setzte all diese Stilmittel ein; wo nötig, ging er auch darüber hinaus und schuf damit beinahe eine neue Literaturgattung, jedenfalls ein einmaliges Werk.
Markus Schauer, Professor für Klassische Philologie an der Universität Bamberg, ist ein angenehm zu lesendes, essayistisches Buch gelungen, dass sowohl Lehrern bei der Unterrichts-Vorbereitung als auch Schülern, Studierenden sowie allen an der Antike Interessierten einen guten Überblick über die römische Geschichte der ausgehenden Republik und eine gute Einführung zu Caesars Werk bietet.