Zwar ruhen in der kalten Jahreszeit witterungsbedingt die Grabungstätigkeiten der Archäologen in Kalkriese nördlich von Osnabrück, dem Ort der Varus-Schlacht, doch haben die Wissenschaftler der Universitäten Osnabrück und München auch im Winter einiges zu tun. Wie auf Focus-Online zu lesen ist, steht laut Grabungsleiter Marc Rappe die Auswertung der Funde, insbesondere der Fundmünzen, auf dem Plan. Im Frühjahr wurden 221 Silbermünzen gefunden, die zum Teil schon restauriert worden seien. „Die Münzen passen zur Varus-Schlacht-Hypothese“, sagte Rappe. Die Hypothese gehe dahin, dass sich die römischen Soldaten vor dem Angriff der Germanen hinter dem Wall verschanzt hatten, sagte der wissenschaftliche Leiter der Forschungsarbeiten, Salvatore Ortisi. Ein solches Lager würde sehr gut zu den antiken literarischen Quellen passen. „Aber wenn etwas so gut passt, muss man natürlich extrem kritisch sein“, sagte Ortisi. Jahrelang gingen die Forscher davon aus, dass der Wall ein von den Germanen angelegter Hinterhalt gewesen sein könnte. Nun sollen naturwissenschaftliche Untersuchungen von Erdproben und Holzresten zur Datierung der Wallanlage dienen, sagte Ortisi. Schon im Sommer 2016 wurde ebenfalls in nördlicher Richtung eine Wall-Anschüttung gefunden, die auf den ersten Blick Rätsel aufgab. Aufgrund der neuen Ergebnisse geht das Forscher-Team davon aus, dass der schon vor Jahren gefundene Wall-Abschnitt im Süden, der Wall der bei den Grabung im letzten Jahr entdeckt wurde und die jetzt gefundenen Anschüttungen Teil einer römischen Befestigungsanlage sind. Der unregelmäßige Verlauf spricht dafür, dass sich die Römer im Verlauf der Schlacht hier verschanzt haben dürften. Für den wissenschaftlichen Leiter zeigen die Forschungsergebnisse der vergangenen drei Jahre und auch die Ergebnisse aus den letzten Jahrzehnten, dass es sich hier um den Ort der Varus-Schlacht handelt und sich an der Datierung des Ortes nichts ändert. Bereits im Jahr 1885 sah Theodor Mommsen, der große Altertumswissenschaftler, der 1902 für seine "Römische Geschichte" den Literatur-Nobelpreis erhielt, die Gegend um Kalkriese aufgrund von Münzfunden als Ort der bedeutenden Schlacht.